Krokodiltränen – „Die Vorstadtkrokodile 2“ schnappen wieder zu

 

Dass beide spärlicher gesät sind als im Vorgänger von „Vorstadtkrokodile 2“ ist die spürbarste Schwäche gegenüber dem ersten Teil. Wie manches im Film ist auch das neue Hauptquartier der „Vorstadtkrokodile 2“ eine Spur zu cool. „Je fetter das Hauptquartier, desto krasser die Bande.“, formuliert Bandenmitglied Frank (David Hürten), was sich die Produzenten dachten. Anführer Olli (Manuel Seitz) und seine Schwester Maria (Leonie Tepe) müssen weg ziehen. Ihre Eltern verlieren ihre Fabrik und viele Anwohner ihre Arbeit. Im Kinderfilm ist die Krise angekommen, auch wenn „Vorstadtkrokodile 2“ dem gelassen entgegensieht: „Wozu Arbeit? Es gibt doch Hartz IV.“ – „Wenn ich groß bin, werd ´ ich auch mal arbeitslos.“ Bis dahin ist Detektivarbeit angesagt für die Krokodile, die hinter der Fabrikschließung Saboteure wittern. Vertreten durch Kais (Fabian Halbig) Cousine Jenny (Ella Maria Gollmer) lockt außerdem die Welt der Jugendlichen, allerdings reichlich klischeehaft inszeniert. Sogar die Vorstadtkrokodile bestaunen das Luxusleben der Jugendlichen, die im grellen Schlitten vor der Disco Geldbündel zählen: „Der Typ ist voll reich, Alter!“ – „Komisch, der ist doch jetzt arbeitslos.“ Hartz VI lohnt sich eben.

Es geht wieder um eine Kinderbande, es ist wieder eine Fortsetzung. Dass Christian Ditters Kinderfilm „Die Vorstadtkrokodile 2“ dennoch zu den sehenswerten Werken des Genres zählt, ist dem kindlichen Ensemble zu verdanken. Ein schmales Budget kann ungeahnte Vorteile haben: keine Ochsenknecht-Brüder, wenig Reißerisches. Dramaturgische Ungereimtheiten sind nicht der einzige Mangel. Den Mut zu politisch inkorrekten Sprüchen, die den Humor des ersten Teils auszeichneten, haben die „Vorstadtkrokodile 2“ fast völlig eingebüßt. Die Zeiten ändern sich eben. „Elvis ist weg!“, klagt eine Kinderstimme im Kinosaal. Und keiner vermisst ihn, anders als Maria und Olli, die umziehen sollen. Den angeblichen Zusammenhalt der Bande lässt dieses Verhalten brüchig erscheinen. Obwohl die „Vorstadtkrokodile 2“ zu den akzeptablen Vertretern des Kinderbandenfilms zählt, vermisst man zunehmend ein Hinterfragen des Bandenkonzepts. „Wer es genießt, ein Parteiabzeichen zu tragen, verdient es nicht, ein Parteiabzeichen zu besitzen.“ So stand es an der Wand geschrieben, nicht von Gottes Hand, sondern der eines unbekannten Sprayers. War es das abwesende Mitglied der „Vorstadtkrokodile“, Elvis, der im zweiten Teil wegen „Graffiti-Sachen“ nicht mehr dabei sein darf?

Wer keiner Bande angehörte, scheint vogelfrei, so omnipräsent sind sie im Jugendkino geworden. Wer nicht irgendein Holz-Feder-Metall-Dings hat, das er oder sie sich umhängen kann, scheint ziel- und freundlos, wie Jenny in „Vorstadtkrokodile 2“. „Die coolste Bande ist zurück!“, schreit die Titelunterschrift. Und damit reicht es jetzt auch.

Titel: Vorstadtkrokodile 2

Land/ Jahr: Deutschland 2009

Genre: Kinderfilm

Kinostart: 21. Januar

Regie und Drehbuch: Christian Ditter

Darsteller: Nick Romero Reimann, Leonie Tepe, Manuel Seitz, Ella Maria Gollmer, Javidan Imani

Laufzeit: 108 Minuten

Verleih: Constantin

www.vorstadtkrokodile2.film.de

www.constantin.medianetworx.de

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