Heutzutage präsentieren sich die olympischen Repräsentanten des vereinten Deutschland im Ausstatter-Wirrwarr. Da ist die offizielle Mannschaftskleidung außerhalb des direkten Wettkampfes überwiegend weiß-rot-gelb, kreiert vom deutsch-französischen Unternehmen adidas. Schriftzug Deutschland auf dem Rücken, vorn Bundesadler.
Im Wettkampf aber, wenn der Trainingsanzug abgelegt ist, trägt Kugelstoß-Olympiazweiter David Storl wie alle deutschen Leichtathleten Leibchen und Hose von Nike. Der setzt mehr auf eine schwarz-rote Farbkombination. Der US-Hersteller Nike, ein übermächtiger Konkurrent von adidas, hatte dem Deutschen Leichtathletik-Verband vor einigen Jahren für die Ausstattung seiner Auswahlteams mehr Geld geboten und den Zuschlag erhalten.
Im Zeitalter des Turbokapitalismus, des Maximal-Profits und maximaler Vermarktung nach der Jahrtausend-Wende haben weitere Sportverbände separate Ausstatter gefunden. Turnen und Volleyball beispielsweise Erima, Hockey adidas, Tischtennis, Badminton ihre schwarz bevorzugende Spezialausstatter Butterfly bzw. Yonex…
Dem Generalausstatter mit den drei Streifen, der die erwähnten Sportarten mit Wettkampfkleidung versorgen könnte, wird das nicht unbedingt schmecken. Aber er hat dies offensichtlich akzeptiert. Auch, weil er in Randsportarten ein kaum lohnendes Vermarktungspotenzial wähnt.
Allerdings gibt es im deutschen Aufgebot ein paar Vertreter, die noch exotischer auftreten. Die Tennisspieler beispielsweise haben ab einer gewissen Leistungsstufe Verträge mit individuellen Ausstattern. So präsentierte sich das Mixed-Doppel Sabine Lisicki und Christopher Kas auf dem heiligen Wimbledon-Rasen in einem verwegenen Kleidungs-Mix: Lisicki mit weißem Nike-Oberteil, Kas mit adidas-Tennisshirt, aber Basecape von Nike!
Noch einen drauf setzten die vier Beachvolleyball-Duos. Allesamt Profis mit Kleinunternehmer-Status. Alle Paare tragen und benutzen Wettkampfkleidung ihrer jeweiligen Individual-Ausstatter. Sara Goller/Laura Ludwig (5.) andere als Katrin Holtwick/Ilka Semmler (9.). Julius Brink/Jonas Reckermann selbstredend andere als Jonathan Erdmann/Kay Matysik (9.). Und: Alle unterschiedlich nach Design und Machart!
Der Berliner Betriebswirt Matysik: "Wir mussten jeweils drei Garnituren mit Hose und Shirt in drei unterschiedlichen Farben, beflockt nach Vorgaben des Weltverbandes bzw. des IOC, zur Bestätigung einreichen."
Die Bestätigung kam, aber die Klamotten nicht rechtzeitig zurück. So mussten Erdmann/Matysik bei ihrer Freizeit-Fashion-Firma nochmals drei in Auftrag geben. Was dann – weil der klamme Volleyball-Verband dies nicht zahlte – ein paar Hunderter mehr kostete…
So sorgt Kommerzstreben- und Denken dafür, dass die Verbände zusätzliche Einnahmen unabhängig von Olympia generieren, aber der Wiedererkennungswert beim TV-Konsumenten geschmälert wird. Oder: deutsche Kleinstaaterei in olympischen Bekleidungsfragen.
Andere Olympiateams, wie der USA, Frankreichs, des Gastgebers oder Russlands, folgen überwiegend nicht diesem Dualismus – hier Delegations-Outfit, da Wettkampfdress. Da ist zumeist alles aus einer Hand sprich Firma gefertigt.