Kochen mit Liebe – Oliver Paulus bereitet „Tanddori Love“ aus Bollywood- und Almfilm Zutaten

In der ersten Szene fällt ein Sack Pfeffer vom Wagen einer indischen Filmcrew und der Inhalt landet auf der Straße. Der Handlung hingegen fehlt es an jeglicher Würze. Der Inder Rajah (Vijay Raaz), Leibkoch der Bollywood-Schauspielerin Priya (Shweta Agarwal), die einen Liebesfilm in den Schweizer Alpen dreht, verliebt sich in Sonja (Lavinia Wilson). Die Kellnerin im Gasthof „Hirschen“ ist mit Markus (Martin Schick), „dem besten Mann im Dorf“ verlobt. Groß kann die Auswahl nicht gewesen sein, denn der vermeintlich Beste entpuppt sich als liebloser Karrierist. Markus macht Rajah zum neuen Chefkoch des „Hirschen“, nichtsahnend, dass dessen Herz für Sonja schlägt. „Ich bau ´ dir ein Taj Mahal.“, singt Rajah seiner Angebeteten nach Bollywood-Manier vor. Verständlich, dass die davon wenig begeistert ist. Welche Frau wünscht sich schon eine Gruft für die Flitterwochen? „Ich glaube, der ist in dich verliebt.“, mutmaßt Markus in einer lichten Geistesminute. „Glaub ich nicht.“, entgegnet Sonja: „Der liebt nur seine Küche.“ Auf „Tandoori Love“ trifft letztes zu. Statt für seine Charaktere oder die Handlung interessiert sich Paulus Komödie fürs Essen. Es wird gekocht, garniert, gewürzt. Nur auf der Leinwand bleibt es fade.

Wie sehr die Liebe bei den Protagonistinnen durch den Magen geht, unterstreicht „Tandoori Love“ mit reichlich plumpen Metaphern. „Füttere mich!“, quengelt die von Rajah verschmähte Sängerin Priya wie ein trotziges Kleinkind. Kein Wunder, dass ihr männlicher Filmpartner sie „Baby“ nennt. Dass sie es ausschließlich nach Rajahs Gerichten gelüstet, soll ihr romantisches Begehren für den Koch symbolisieren. Die unschlüssige Sonja hingegen muss der Inder erst von seinen Kochkünsten und somit indirekt von seinen Liebeskünsten überzeugen. Ein willkommener Anlass für Paulus noch mehr Nahrungsmittelszenen in sein selbstverfasstes Drehbuch zu schreiben. Vermutlich gratuliert sich der Regisseur noch immer zu der Szene, in welcher er erotische Implikation, Essen und Musik verschmelzen lässt. Gekochte Tomaten schlüpfen rein und raus aus ihrer Haut, während sie sich zu indischer Popmusik im Kreis drehen. Inszenatorisch ist das etwa so brillant wie ein Buchstabenballett aus der Sesamstraße. In „Tandoori Love“ verführt der Tomatentanz Sonja dazu, Rajah im doppelten Sinne aus der Hand zu fressen. Sinnbildlich nascht sie somit auch von den verbotenen fremdländischen Früchten. Daß dergleichen Experimentierfreude manchem ein Dorn im Auge ist, musste schon Eva im Paradies erfahren. Da in einem echten Bollywood-Film das Happy End vermutlich vertraglich festgelegt ist, quält sich die Handlung spannungslos dahin, bis alle im romantischen Reigen von der Leinwand tanzen.

Die müde Komödie besitzt soviel Originalität wie ein Gericht vom deutschen Billig-Inder und hat noch weniger mit Bollywood zu tun . So lauwarm wie schlechtes Fertigessen wirkt „Tandoori Love“. „Das ist Kunst. Große Kunst!“, behauptete Markus von Rajahs Gerichten. Auf das Essen mag es zutreffen, auf Paulus seichten Liebesfilm nicht. Die „außergewöhnliche Kombination“, wie die schweizerisch-indische Küche in „Tandoori Love“ genannt wird, verdirbt einem, wenn nicht den Magen, dann zumindest die Laune.

Titel: Tandoori Love

Land/ Jahr: Schweiz/ Deutschland 2008

Genre: Liebesfilm/ Komödie

Kinostart: 25. März 2010

Regie: Oliver Paulus

Drehbuch: Oliver Paulus, Stefan Hillerbrand

Darsteller: Lavinia Wilson, Martin Schick, Vijay Raaz, Shweta Agarwal, Verena Zimmermann

Laufzeit: 92 Minuten

Verleih: Arsenal Filmverleih

www.arsenalfilm.de

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