Die „50 Muffins“ sind in Wahrheit Hunderte. Zwölf Muffinhüllen besitzt das Blech, nicht mit gezählt die Muffins, die Christiane Kempe in Mokka-Tassen, Espresso-Cups oder ofenfesten Gläsern zu backen vorschlägt. Drei Kapitel unterteilen die populären amerikanischen Miniaturkuchen in die Kategorien „Schnell & Simpel“, „Raffiniert & Üppig“ und „Pikant & Deftig“. Ganz stimmt die Einteilung nicht, denn dank der 10 „Erfolgstipps“ die das schmale Werk wie alle GU-Ratgeber im ausklappbaren Einband verborgen bereithält, sind fast alle Rezepte simpel, bei einer Backzeit von rund 20 Minuten schnell und besonders die deftigen auch üppig. Vor allem aber sind die Mini-Kuchen raffiniert, robustere Verwandte der englischen Cupcakes. Safran, Mohn oder Kokos mengt Kempe ihnen in schlicht verführerischen, verführerisch schlichten Rezepten bei. Fruchtiges wie Cranberry-Orange oder eine Variation des amerikanischen Klassikers Blueberry-Muffins wechselt mit reichhaltigen Schoko-Beeren-Muffins, Macadamia-Nugat-Muffins oder Marzipan-Muffins. Brioche-Rosinen-Muffins und Croissant-Muffins laden zum Französischen Frühstück ein, „zum Champagnerfrühstück“ rät die Empfehlung zu den Lachs-Muffins mit Beluga-Linsen im pikanten Kapitel.
Eine Muffin-Bäckerei ist ein Ort zügelloser Dekadenz. After Eight, weiße Crispy-Schokolade, Nutella (bei Kempe: „Nussnugat“) und Toffifee, einmal sogar Wabenhonig – die Törtchen kennen keine Tabus. Die beiden Ofenkunstwerke auf dem Einband finden sich schon auf Seite 7. Dazu ein Hauch Vanille, wie auf Seite 10 und Rosinen wie in den Christstollen-Muffins. Spielraum für eine eigene Note lassen die flexiblen Rezepte der Gräfe & Unzer-Kochbücher gern. Die Innenseite des Rückeinbands gibt die Anleitung für das Buttercreme-Topping. So hübsch die Dekoration aus geeisten Beeren ist, bleibt sie lieber Profiköchen überlassen. Zuckerperlen und Deko-Streusel werden den Transportweg der zwei plus zwölf Geschenke besser überstehen. Der Fantasie sind beim Verzieren keine Grenzen gesetzt, wie auch der Experimentierlust der Autorin. Kleiner proportionierte Variationen von Kirsch-Crumble, Cheesecake oder Laugen-Gebäck machen „1 Form – 50 Muffins“ nebenbei zur geeigneten Rezeptsammlung für alle, die nicht für Großfamilien oder WGs backen.
Querbeet lassen Kempes Muffins sich backen mit Rucola, Kerbel, Süßkartoffel oder Tomaten. Gäste führen orientalische Sesam-Muffins, ungarische Puszta-Muffins und griechische Feta-Oliven-Muffins auf eine kulinarische Weltreise, die im Japan bei Wasabi-Frischkäse-Muffins endet. Blumenliebhabern können die Küchlein mit Lavendel und Blüten verfeinern und Marzipan-Rosen schmücken. Das Verzieren ist teuflisch. Einmal begonnen, werden aus Marzipan kleine Buketts geformt, Keksröllchen auf Creme-Kreolen gesetzt und winzige Herzen auf Zuckerguss gesetzt. Dann muss ein Etagere her, um die kleinen Kunstwerke in angemessenem Ambiente zu präsentieren. Winzige Teller, Platzdecken, wie am Puppentisch oder der Teegesellschaft in „Alice im Wunderland“. Kein Wunder, dass Hutmacher und Hase verrückt waren, vermutlich wurden sie es beim Kuchen dekorieren. Besser schnell los, zur Geburtstagsparty mit den essbaren Gaben. Denn „1 Form – 50 Muffins“ sind fast zu schön zum Verschenken.
Titel: 1 Form – 50 Muffins/ Autor: Christina Kempe/ Verlag: GU/ Jahr: 2009/ Seiten: im Set mit Muffinblech