Das letztes Heimspiel ging es für den FC Bayern Frauen um nichts mehr. Cheftrainer Thomas Wörle ließ sieben der zehn Fußballerinnen spielen, die den FCB zu Saisonende verlassen werden. Der Sonntagnachmittag in Aschheim begann für das Team von Cheftrainer Jürgen Ehrmann überhaupt nicht nach Plan. Schon nach 17 Sekunden lag die Mannschaft durch ein Eigentor von Leonie Pankratz mit 0:1 zurück. In der 17. Minute erhöhten die Gastgeberinnen dann durch Lena Lotzen gar auf 2:0. Der angestrebte Sieg war in weite Ferne gerückt. Dann kam Iwabuchis erster Auftritt. In der 24. Minute verkürzte sie auf 1:2 mit einem Kopfballtor nach Flanke von Martina Moser. Mit diesem Ergebnis ging es auch in die Kabine. Nach der Pause glich dann Sabine Stoller zum 2:2 aus (53. Minute), ehe Iwabuchi in der 84. Minute und nach einem tollen Solo von Stoller, deren Torabschluss FCB-Torhüterin Veronika Gratz nur nach vorne abwehren konnte, das vielumjubelte 3:2 für die TSG erzielte.
Zwei Treffer gegen den zukünftigen Arbeitgeber
Zwei Treffer, die den Klassenerhalt sicherten. Zwei Treffer fürs Geschichtsbuch. Nach sechs bangen Minuten war der Rest Jubel. Der überglückliche Coach Jürgen Ehrmann fand nach dem Spiel folgende Worte: „Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Die Moral, die das Team auszeichnet, ist unglaublich. Der Klassenerhalt fühlt sich noch besser an als der Aufstieg." Damit steht auch fest, dass die zweite Mannschaft der TSG in die zweite Liga aufsteigt. Das Team hatte schon vor Wochen den Meistertitel in der Regionalliga fix gemacht, konnte aber nur aufsteigen, wenn die erste Mannschaft den Klassenerhalt in der Bundesliga schaffen würde. Das ist nun passiert. Mit etwas Abstand auf die großen Emotionen nach dem geglückten Klassenerhalt blicken Trainer Jürgen Ehrmann und einige der Spielerinnen auf das Spiel in München zurück.
Spielverlauf im Ticker
1. Min. Tor für den FCB! Lena Lotzen hat auf der linken Außenbahn gleich viel Platz. Sie läuft ein paar Meter mit dem Fuß am Ball und flankt dann mustergültig nach innen, wo die Hoffenheimerin Leonie Pankratz per Kopf ein Eigentor erzielt.
2. Min. Die erste Ecke für den FCB und es wird wieder gefährlich. Lena Lotzens Kopfballaufsetzer kann von Alisa Vetterlein im Gästetor gerade noch zur Ecke geklärt werden. Diese bringt dann aber nichts ein.
4. Min. Auch die TSG meldet sich zu Wort. Veronika Gratz im Bayerntor kann einen Distanzschuss einer Gästespielerin mit einer Glanzparade abwehren.
15. Min. Erste Ecke für die TSG Hoffenheim. Der Schussversuch von Theresa Betz geht aber letztlich über das Tor von Veronika Gratz.
17. Min. Tor für den FCB! Lena Lotzen zieht mit dem rechten Fuß kurz vor der Strafraumgrenze ab, der Ball klatscht gegen den Innenpfosten und springt von dort ins Tor. Alisa Vetterlein im Gästetor hat gar keine Chance. Der vierte Saisontreffer von Lena Lotzen.
21. Min. Tor für Hoffenheim. Die in der kommenden Saison für den FCB auflaufende Mana Iwabuchi trifft nach einem Missverständnis in der Bayern-Abwehr per Kopf zum Anschluss.
32. Min. Mana Iwabuchi zeigt erneut ihre Offensivqualität. Ihr strammer Distanzschuss geht aber letztlich deutlich über das Tor der Bayern.
40. Min. Nach schönem Kombinationsspiel über Vanessa Bürki und Viktoria Schnaderbeck flankt Katharina Baunach von der Grundlinie nach innen wo Sarah Hagen stark bedrängt von ihrer Gegenspielerin neben das Tor zielt.
43. Min. Nach einem Doppelpass mit Sarah Hagen steht Vanessa Bürki plötzlich frei vor dem Gästetor, scheitert aber an der gut reagierenden Alisa Vetterlein.
52. Min. Lena Lotzen mit einem guten Versuch aus der Distanz, der Ball geht aber einen Meter über das Gästetor.
55. Min. Tor für Hoffenheim. Sabine Stoller taucht vollkommen frei im Strafraum der Bayern auf und vollendet flach mit dem linken Fuß ins lange Eck. Veronika Gratz hat keine Chance an den Ball zu kommen.
65. Min. Nach einem langen Ball aus dem Mittelfeld nimmt Sarah Hagen den Ball schulbuchmäßig an und hat nur noch Alisa Vetterlein vor sich, sie gerät aber in Rücklage und schießt deutlich über das Tor.
68. Min. Gina Lewandowski flankt von rechts nach innen, aber sowohl Freund als auch Feind verpassen die scharfe Hereingabe.
77. Min. Sarah Hagen steckt den Ball ganz stark durch die Gästeabwehr auf Clara Schöne. Die läuft allein auf Alisa Vetterlein zu, die ganz stark pariert und den Ball zur Ecke klären kann. Die Ecke wiederum bringt nichts ein.
85. Min. Tor für Hoffenheim. Mana Iwabuchi erzielt nach einem von Veronika Gratz bereits abgewehrten Ball im Nachschuss das dritte Tor für die Gäste.
Das Team der TSG 1899 Hoffenheim ist sich einig: das Gefühl der Erleichterung überwiegt.
Jürgen Ehrmann: "Es ist ein tolles Gefühl und sportlich ist der Klassenerhalt mich persönlich noch wertvoller als der Aufstieg. Das Spiel war ein Spiegel der ganzen Saison. Wir haben uns in der Abwehr stabilisiert, machen es uns aber trotzdem schwer: drei Eigentore in den letzten drei Spielen – Wahnsinn. Dazu kam vor der Partie mit der Verletzung von Stephanie Breitner ein neuerlicher personeller Nackenschlag dazu. Und das Spiel selbst? Der Start war natürlich alles andere als optimal. Doch trotz des 0:2-Rückstandes hat die Mannschaft einfach weiter gespielt, gekämpft und ist sensationell zurückgekommen. Der Teamgeist ist einfach toll und ich bin glücklich, diese Mannschaft trainieren zu dürfen."
Martina Moser: "Ich bin einfach nur überglücklich, dass wir den Klassenerhalt vorzeitig perfekt machen konnten. Und ich bin unheimlich stolz auf die Mannschaft. Einen frühen 0:2- Rückstand in einen 3:2-Sieg umzuwandeln, zeugt einfach nur von einem wahnsinnigen Charakter und Teamgeist, der diese Mannschaft auszeichnet! Jetzt freue ich mich aufs letzte Heimspiel und hoffe nochmal auf viele Zuschauer, mit denen wir die Saison gemeinsam ausklingen lassen können."
Alisa Vetterlein: "Vor und während des Spiels war ich total ruhig. Irgendwie wusste ich, dass es ein guter Tag für uns werden könnte – selbst als wir nach knapp 20 Minuten mit 0:2 hinten lagen. Wir hatten fast die gesamte Spielzeit über Zugriff auf den Gegner und das Spiel, was mir sehr viel Zuversicht gegeben hat. Dass wir Spiele drehen können, haben wir in dieser Saison ohnehin schon mehrfach bewiesen. Ich bin wahnsinnig stolz auf dieses junge Team. Der gesamte Verein hat es einfach verdient, erstklassig zu spielen und ich bin unglaublich froh, dass wir nach einer schweren Saison mit vielen Höhen und Tiefen, personellen und sportlichen Rückschlägen nun den Klassenerhalt schon vor dem letzten Spieltag gesichert haben."
Kristin Demann: "Ich bin unendlich erleichtert und absolut stolz auf diese Mannschaft. Es ist unglaublich, was wir wieder für Rückschläge verkraften mussten, erst die Verletzung von Steph und dann die zwei frühen Gegentore. Aber es spricht für die große Moral der Mannschaft, auswärts in München einen 0:2-Rückstand zu drehen. Man hat gesehen, dass wir nicht verunsichert waren und uns ins Spiel hineingekämpft haben. Es war ein riesiger Kraftakt, mit dem wir das Spiel gewonnen und uns den Klassenerhalt gesichert haben. Dieses Gefühl ist kaum in Worte zu fassen."
Sabine Stoller: "Was ein Spiel! Die ersten Minuten waren wir noch nicht richtig auf dem Platz und bekamen direkt zwei schnelle Gegentore. Diese haben uns dann wohl irgendwie aufgeweckt und anstatt in Schock zu verfallen, haben wir richtig gut nach vorne gespielt und uns einige Chancen erarbeitet. Wir alle wussten, dass wir in München noch etwas holen könnten, wenn wir nur früh genug den Ausgleich erzielen würden. Als der Ball dann zu mir kam, dachte ich nur: "Du haust das Ding jetzt mit links rein". Nach meinem Tor wusste ich sofort, dass wir noch gewinnen würden. Beim dritten Treffer hat sich dann keine der Bayern-Spielerinnen so richtig dafür verantwortlich gefühlt, mich anzugreifen, sodass einfach mal abgezogen habe. Zum Glück stand Mana an der richtigen Stelle, um den Abpraller zu verwerten. Die letzten Minuten waren spannend. Beim Schlusspfiff war es ein unglaubliches Gefühl von Erleichterung und Freude. Die Spiele dieses Jahr waren viel intensiver als in der zweiten Liga. Jedes Wochenende mussten wir alle bis an unsere Grenzen gehen, sodass für mich dieser Klassenerhalt ein noch schöneres Gefühl als der Aufstieg letztes Jahr ist."
Mana Iwabuchi: "Es war zwar wirklich unheimlich schwer, weil wir mit zwei Toren in Rückstand gerieten, doch die gesamte Mannschaft konnte das Gefühl, nicht absteigen zu wollen in Kräfte umsetzen und den Rückstand umbiegen. Das große Ziel, die Klasse mit diesen super Mädels zu halten, geschafft zu haben, war eine unglaubliche Freude und noch größere Erleichterung. Bei meinem ersten Tor hatte ich etwas Glück. Beim zweiten hat Stolli eine super Vorarbeit geleistet. Es war ein unheimlich schönes Tor, weil ich darin die Erleichterung aller Spielerinnen spüren konnte. In meinem letzten Spiel für die TSG möchte ich noch einmal alles geben und auch ein Tor erzielen, damit wir uns in der Tabelle vielleicht noch nach oben verbessern und auch einen schönen Abschluss haben werden."