Solomon Burke war einer der letzten noch lebenden großen Stars der Ära der klassischen Soulmusik der 60er Jahre. 1940 oder gar 1938 in Philadelphia als Sohn einer überaus frommen Familie geboren trat er schon sehr früh in das öffentliche Rampenlicht. Mit neun Jahren stand er auf der Kanzel und predigte. Er erhielt im “Revival Circuit” der Ostküste den Namen “The Wonderboy Preacher”. Folgerichtig debütierte er 1956 mit einem religiösen Album mit dem Titel “Christmas Present from Heaven”, das mit 1 Million verkauften Exemplaren ein großer Hit wurde. Der wirkliche Durchbruch für ihn kam jedoch als er 1960 von der Plattenfirma `Atlantic’ entdeckt wurde. Das war gewissermaßen kurz vor der Herausbildung des klassischen Souls. Sein erster Hit, “Just Out Of Reach (Of My Two Empty Arms)” war denn auch ein Country Song, nicht nur vom Material her gesehen, sondern weitestgehend auch in Hinblick auf Burke’s Interpretation.
Wenngleich Solomon Burke kein typisches Kind der Südstaaten war, der Region, in und von der die Country Music lebt, ist das jedoch schon ein weiterer Beleg für die oft übersehene Tatsache, dass die (weiße) Country Music auch ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Erbes der schwarzen Bevölkerung des Südens war und ist. Burke war keineswegs der erste schwarze Musiker, der Country Songs aufgenommen hatte. Abgesehen von der kleinen Gruppe schwarzer Country-Sänger hatte das der kalifornische 40er Jahre-R&B-Pianist Ivory Joe Hunter schon lange vorher getan. Im Soulbereich allerdings war Solomon Burke’s Aufnahme die erste von Rang und ging der entsprechenden Premiere von Ray Charles um drei Monate voraus. Burke sollte in der Folgezeit noch mehrere Hits haben, die deutliche Anklänge an die Country-Balladen haben. Zu seinen größten Erfolgen gehörten Songs wie “Cry To Me” von 1962, der 30 Jahre später eine Art Wiederauferstehung in dem Film `Dirty Dancing’ erlebte, und vorallem “Everybody Needs Somebody To Love” von 1964. Das wurde im folgenden Jahr von den Rolling Stones gecovered und dann 1980 zur Titelmelodie des ersten Teils des Films “Blues Brothers”. Der Vergleich von Solomon Burke’s Version mit der Mick Jagger’s macht deutlich, warum Mark de la Vina von den `Philadelphia Daily News’ über Burke und nicht über Jagger schrieb “der Mann kann einen davon überzeugen, dass die Erde flach ist”. Noch mehr als für die Aufnahme galt das bis zur jüngsten Gegenwart offensichtlich für seine Live Performance, auch wenn er diese in den letzten Jahren dank seines Gewichtes nur noch sitzend absolvieren konnte.
Nachdem seine Karriere mit dem Ende der klassischen Soulepoche Ende der 60er Jahre einen deutlich Knick erfuhr, wurde Solomon Burke zunächst wieder hauptberuflich Pfarrer mit einer eigenen Kirche, zuletzt dem `House Of God For All People’ in Südkalifornien. Aber nachdem er 1981 abermals ein Gospelalbum (“Lord, we need a miracle”) eingespielt hatte, stand 1993 erneut ein R&B-Album (“Soul of the Blues”) an. 1997 brachte er das Album “Definition of Soul” heraus, auf dem er u.a. ein Duett mit dem von ihm zurecht hochverehrten Little Richard, einem weiteren der vielen schwarzen Stars, die auch – zumindest zwischenzeitlich – Prediger waren, sang. Ein Jahr nachdem er in die “Rock `n’ Roll Hall of Fame” aufgenommen worden war, erschien im Jahr 2002 sein letztes Album, “Don’t Give Up On Me”, für das er einen Grammy bekam. Auf ihm sang Solomon Burke u.a. Songs von Kollegen wie Van Morrison, Tom Waits, Brian Wilson, Elvis Costello und Bob Dylan.
Solomon Burke hinterlässt unter anderem 21 Kinder und an die 60 Enkel. Für alle, die ihn live erlebt haben und für viele Soul-Fans jedoch hinterlässt er eine nicht zu füllende Lücke als Künstler.