Abgesehen von der etwas langweiligen weißen Lackierung des Probanden, erregte das Kia-Flaggschiff wiederholt die Aufmerksamkeit und das Interesse von Passanten. Kein Wunder, schließlich hat Chefdesigner Peter Schreyer der viertürigen Stufenhecklimousine einen modern-zeitlosen Auftritt verpasst. Zwischen der langen Motorhaube und dem kurzen Hinterteil zeichnete er dem Optima mit viel Schwung eine coupéhafte Linienführung auf das Blech. Hinzu kommen bei der Topausstattungslinie Spirit Details wie Sportstoßfänger, Schwellerschürzen und schwarz lackierte Bremssättel.
Auch im Innenraum zeigt der für den deutschen Markt im südkoreanischen Hwasung produzierte Optima Format: Die Materialien wirken edel und fühlen sich hochwertig an, Chromringe zieren sowohl den Instrumentenblock als auch verschiedene Knöpfe. Der Fahrersitz mit Memofunktion bietet Heizung und Kühlung, der Beifahrer kann zumindest wärmen. Für das in zwei Ebenen verstellbare Lederlenkrad gibt es gegen Aufpreis ebenso eine Heizung wie für die äußeren Sitze im Fond. Da halten sogar viele der etablierten Mittelklässler nicht mit.
Ungewöhnlich höflich fanden wir das Verhalten des Kia Optima seinem Fahrer gegenüber. Schon wenn man sich dem Fahrzeug mit dem Zündschlüssel in der Tasche nähert, erhellt sich der Innenraum. Kurz vor dem Start erfolgt eine melodisch untermalte Begrüßung im Anzeigedisplay. Ebenso freundlich wird man nach dem Ende der Fahrt verabschiedet. Wenn es den Kia-Ingenieuren dann noch gelänge, den etwas umständlich zu handhabenden und nur auf Englisch anzeigenden Bordcomputer zu vereinfachen, wäre die Bedienung im wahrsten Sinne des Wortes optimal.
Die derzeit einzige Motorisierung für das Spitzenmodell der Marke ist ein knapp 1,7 Liter großer Turbodiesel. Der direkteinspritzende Selbstzünder erwirtschaftet 136 PS/100 kW und stellt damit einen adäquaten Antrieb dar. Da er ein recht ausgeprägtes Turboloch aufweist, sollte der Fahrer besonders niedrige Drehzahlen tunlichst vermeiden. Erst knapp unterhalb von 2.000 Touren spannt das Triebwerk dann spürbar die Muskeln an. Zwar sind die werksseitig ermittelten 4,9 Liter Diesel auf 100 Kilometer selbst mit der serienmäßigen Start-Stopp-Einrichtung Utopie, doch können wir der Mittelklasselimousine nach einem durchschnittlichen Testverbrauch von 6,6 Litern ein gutes Zeugnis ausstellen. Dank des üppigen Tankinhalts mit 70 Litern sind vierstellige Reichweiten somit problemlos möglich.
Der Kia Optima baut auf einer eigenen Plattform auf. Sein Fahrverhalten gibt dem Fahrer keine unlösbaren Probleme auf, die Tendenz zum Untersteuern lässt sich handhaben. Einen Tick zu straff geraten fanden wir aber das Fahrwerk, dessen Federungskomfort die Insassen am Flickenteppichs vieler Straßen unfreiwillig teilhaben lässt.
Ein Lob für das Platzangebot: Es ist im Fond des Viertürers sehr großzügig ausgefallen. Die 505 Liter des Kofferraums reichen für ein halbes Dutzend Getränkekisten. Allerdings ist es mit der Variabilität des Laderaums nicht weit her. Zwar lässt sich die asymmetrisch geteilte Rücksitzlehne – nur vom Gepäckabteil aus – vorklappen, doch die dabei entstehende Durchladeöffnung ist ziemlich klein ausgefallen; es ist eher eine bessere Luke. Weniger schön sind auch die in den Laderaum ragenden Bügel und das nackte Blech im unverkleideten oberen Bereich des Kofferraums, und auch der Filz des Gepäckraumbodens wirkt sehr billig.
Klar, irgendwo muss der Kampfpreis von 33.090 Euro herkommen, zumal der Kia Optima 1.7 CRDi Spirit auch bei der Ausstattung eher klotzt als kleckert. Denn Spurhalteassistent, Tempomat und Nebelscheinwerfer sind ebenso ab Werk an Bord wie Klimaautomatik, CD-Radio und sogar Navigationsgerät und Rückfahrkamera. Wer mit solchen Pfunden wuchert, ist für die Kunden eine interessante Alternative zur etablierten Konkurrenz in der Mittelklasse.
Im Detail: Kia Optima 1.7 CRDi Spirit
Fahrzeugklasse: Viertürige Stufenhecklimousine der Mittelklasse; Motor: Vierzylinder-Turbo ¬diesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung und 16 Ventilen; Hubraum: 1.685 ccm; Leistung: 136 PS/100 kW bei 4.000 U/min.; Maximales Drehmoment: 325 Nm bei 2.000 bis 2.500 U/min.; Übersetzung: Sechsgangschaltgetriebe; Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 10,6 sec., Höchstgeschwindigkeit: 202 km/h; Kraftstoffart: Diesel; EG-Normverbrauch: innerstädtisch: 5,7 Liter/100 km, außerstädtisch: 4,4 Liter/100 km; insgesamt: 4,9 Liter/100 km; CO2-Emission: 128 g/km; Abgasnorm: Euro 5; Effizienzklasse: A; Testverbrauch: 6,6 Liter/100 km, 174 g/km CO2; Tankinhalt: 70 Liter; Reichweite: 1.069 km; Antrieb: Vorderradantrieb; Maße (Länge/Breite/Höhe): 4.845 mm/1.830 mm/1.455 mm; Radstand: 2.795 mm; Kofferraumvolumen: 505 Liter; Leergewicht: 1.559 kg; Nutzlast: 491 kg; Zulässiges Gesamtgewicht: 2.050 kg; Anhängelast gebremst/ungebremst: 1.300/650 kg; Wendekreis: 11,2 m; Bremsen vorn/hinten: Scheiben innenbelüftet/Scheiben; Räder: 7,5 J x 18 Leichtmetall; Bereifung: 225/45 R 18 95 W; Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 20/Teilkasko: 20/Vollkasko: 24; Preis: 33.090 Euro.
kb