Der renommierte Ökonom, Sohn eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter, aufgewachen in der Schweiz und geboren auf der “Prinzeninsel” vor Istanbul spricht nicht nur vier Sprachen, sondern er repräsentiert genau das, was man “Brückenfunktion” nennen könnte. Kemal Dervis ist Moslem, hat aber eine katholische Eliteschule in Frankreich absolviert und sein Studium an der London School of Economics abgeschlossen und in Princeton seinen Doktor gemacht. Er war schon mal Vizepräsident der Weltbank. Zur Zeit leitet er eine weltwirtschaftliche Abteilung der Denkfabrik Brookings Institution in Washington und war zuvor Chef des Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen.
Von 1977 an war er 22 lang bei der Weltbank und er kann auf eine lange Liste vorzeigbarer Leistungen zurückblicken. Ab 1996 war er Vize-Präsident der Weltbank für den Nahen und Afrika und konzipierte als türkischer Wirtschaftsminister von 2001 bis 2002 die erfolgreiche Strategie zur Überwindung der furchtbaren Wirtschaftskrise von 2001 in der Türkei. Seinem Konzept war es zu verdanken, das die EU-Kandidatur des Landes überhaupt möglich war. Seine Reformen bewahrten die Türkei auch davor, ebenfalls in die große Wirtschaftskrise von 2008-2009 zu schlittern. Von 2005-2009 war er Leiter des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen.
Kemal Dervis wäre ein sehr geeigneter Kandidat. Zwar ist er nicht formal nicht Europäer, gehört auch nicht der türkischen Regierung an und kommt auch nicht aus einem Entwicklungsland. Doch wäre er den Entwicklungsländern genehm und die Unterstützung der türkischen Regierung wäre ihm ebenso gewiss. Seit der Gründung der Geschwister-Insitutionen nach dem Zweiten Weltkrieg kommt der Präsident der Weltbank traditionell aus den USA. Der Chef des Internationalen Währungsfonds dagegen kommt aus Europa.