„Last Night“
Wenn gesagt wurde, daß die Geschichte selbst an Kubricks schauerlich-schönen Film „Eyes Wide Shut“ erinnert, wo das damals im bürgerlichen Leben verheiratete Paar Nicole Kidman und Tom Cruise auch das Leinwandehepaar geben, ist das als Assoziation zwar richtig, aber im Kern grundfalsch, denn was unterm Strich als Gemeinsamkeit übrig bleibt, ist die Eifersucht, also diese Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft. Na und dazu neigen alle.
Anlaß zur Eifersucht für die Ehefrau Joanna (Keira Knightley) ist die Abendeinladung zur schicken Party, die Ehemann Michael (Sam Worthington) mit seinen Kollegen aus der Immobilienbrache zusammenführt. Also alle schick, über den Dächern von New York, wo sich die Reichen und die Schönen amüsieren wollen. Joanna ist arglos, denn die Ehe läuft seit drei Jahren gut. Aber daß ihr Michael andauernd mit der neuen Kollegin (Eva Mendes) parliert und dann am nächsten Morgen mit dieser zu einer Geschäftsreise aufbricht, führt zum ernsthaften Krach und zur Krise.
Die bewältigt Joanna, indem sie – ja, wie es der Zufall so will – auf der Straße einen alten Verehrer wiedertrifft. Der wird von Griffin Dunne gegeben und ist die einzig interessante Partie, weil der Zuschauer mitbekommt, wie dieser nach und nach das Spiel seiner einst Angebetenen durchschaut. So schleppt sich der Film tatsächlich von Eifersuchts- zu Eifersuchtsszene hin, was einen gähnen läßt. Erwähnenswert ist, daß Regie die Drehbuchschreiberin Massy Tadjedin führt, die iranisch-amerikanische Wurzeln hat und ihre erste Regiearbeit vorlegt, allerdings ihr schwaches Drehbuch nicht besser machen kann.
„La Danse“
Fast ist verlorengegangen, daß Film in der Vergangenheit immer auch „Tanzfilm“ bedeutete. Das war seit den ersten Kinotagen so und jede neue technische Weiterentwicklung im Kino wurde mit Tanzfilmen eingeläutet. Den Ballettfilm-Klassiker „Die roten Schuhe“ von 1948 gab es gerade im Fernsehen. Allerdings lassen sich die Tanzspielfilme immer unterscheiden in Darstellungen von Bühnentanz, wo das Einstudieren und die immense Körperarbeit im Vordergrund stehen und solche flotten Tanzfilme wie die mit Fred Astaire, wo alles nach natürlichem, gottgegebenen Schweben aussieht. Im richtigen Rhythmus dazu.
„La Danse“ dagegen ist ein Dokumentarfilm von Frederick Wisemann, der in 158 Minuten das Ballett der Pariser Oper sowohl beim Erarbeiten, wie auch dem Ergebnis des Schwebens auf der Bühne zeigt. Wisemann hat viele Innenansichten von Institutionen in interessante und erhellende Filme gebracht, auch schon einmal – das war 1995 – das New Yorker Amerikanische Ballett. Aber im Gegensatz zu seinen bisherigen Dokumentationen gelingt im hier das Ineinandergehen von Arbeit und Spiel in besonderer Weise. Es liegt ein Wohlwollen den Tänzern und der Tanzbühne gegenüber in der Luft, die allen guttut, die diese harte Arbeit, die am Schluß so leicht aussieht, miterleben. Auch für die geeignet, die sich aus Tanzfilmen nichts machen!
„Immer Drama um Tamara“
Ist ein Film von Stephen Frears, der einen Film nach dem anderen dreht und sich auf keine Zuordnung seiner Regiearbeit festlegen läßt. Letzten Endes geht es um die Darstellung eines gesellschaftlichen Biotops in der Grafschaft Dorset. Im Süden Englands, also der Provinz, weil alles außer London in England Provinz geworden ist und englische Filme meist in London spielen , in traumhafter Landschaft also leben im Idyll der erfolgreiche Krimischriftsteller Nicholas (Roger Allam), dessen Frau Beth (Tamsin Greig) die ideale bukolische Gattin ist, die Gäste heranzieht und verwöhnt. Aber auch diejenige ist, die pramatisch von der Steuererklärung über die Fanpost bis zur Manuskriptarbeit alles für den Göttergatten erledigt.
Bis Tamara ( Gemma Arterton) kommt. Aber längst haben wir mitbekommen, daß dieser Nicholas jedem Rock hinterherläuft. Und der von Tamara ist besonders aufregend, denn es sind heiße Höschen. Dann gibt es noch einen Hardy-Biographen aus den USA (Bill Camp), wie man entschlüsseln muß, daß das Drehbuch zwei Vorlagen zusammenführt: „Tamara Drews“ von Posy Simmond und Hardys „ Am grünen Rand der Welt“. Herausgekommen ist ein gutes Drehbuch von Moira Buffini und ein angenehmer Film von Frears.
„Stalag“ und „The World is a Stage“
Weiterhin läuft endlich der israelische Film von 2007 an, in dem Ari Libsker das pornographische Romangenre in 63 Minuten dokumentiert, das die Fiktion liebestoller SS-Frauen sozusagen in der Melange ’Pornographie und Holocaust` zum Thema hat. Zu Zeiten des Eichmann Prozesses schoß „Stalag“ wie Pilze aus dem Boden: Giftpilze. Den Film muß man ausführlich besprechen, wenn er angelaufen ist.
Bis zum 16. Januar läuft im Arsenal in Berlin unter dem obigen Titel eine Plattform von Musicals und Melodramen vom Hollywood-Titan Vincente Minnelli, der bei Metro-Goldwyn-Mayer sich austoben durfte, was noch heute gefällt.