»Die Zauberflöte«, das Musical »West Side Story« und die Operette »Clivia« waren und sind immer ausverkauft. Auch die Kinderopern »Ali Baba und die 40 Räuber« und »Der freudige Engel« waren überdurchschnittlich gut besucht. Im Jahre 2013 wurde die Komische Oper zum zweiten Mal nach 2007 von der Fachzeitschrift »Opernwelt« zum Opernhaus des Jahres gewählt. Kosky hält die Mischung von Oper vom Barock bis zur Neuzeit, von Operette und Musical dem Charakter und der Geschichte des Hauses und schließlich den Publikumswünschen angemessen.
In der neuen Saison sollen sich die Besucher auf Kracher wie »Die schöne Helena« von Jacques Offenbach freuen und speziell auf »Eine Frau, die weiß, was sie will« von Oscar Straus – wo Dagmar Manzel und Max Hopp 30 Rollen spielen. Der »Meister des theatralen Wahnwitzes«, Herbert Fritsch, bringt »Don Giovanni« von Wolfgang Amadeus Mozart auf die Bühne. »Das Gespenst von Canterville« nach Oscar Wilde sorgt für Kitzel bei Jung und Alt. Konzertant aufgeführt werden »Arizona Lady« von Emmerich Kalman und »Lucia Silla« von Mozart. Größte Herausforderung wird die Aufführung von »Moses und Aron« von Arnold Schönberg. Die Komische Oper will mit der Geschichte vom Exodus der Israeliten aus Ägypten an den 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz im Januar 1945 erinnern. Schönberg konnte die Oper im Exil nicht mehr vollenden, doch Kosky und Wladimir Jurowski (Dirigent) haben nicht den Ehrgeiz, zur Oper, die Schönberg bekanntlich im Exil nicht mehr vollenden konnte, aus Fragmenten einen dritten Akt zu improvisieren. Sie bieten für das Werk 200 Darsteller auf.
Auch das Orchester der Komischen Oper kann in seinen Sinfoniekonzerten mit großen Gastdirigenten wie Wladimir Jurowski und Sir Roger Norringten sowie mit Solisten wie Sabine Meyer, Mischa Maisky, Hakan Hardenberger, Johannes Moser und Albrecht Meyer aufwarten.
In der Jahrespressekonferenz gefragt nach Opern von Richard Wagner und Richard Strauss meint Kosky, die »Schwestern« in der Bismarckstrasse und im Schillertheater deckten dieses Feld sehr gut ab. Er selbst verhehle nicht seine »komplizierte Einstellung« zu Richard Wagner. Im Hinblick auf den Grundsatz Walter Felsensteins, nur in deutscher Sprache singen zu lassen, will Kosky eine kluge Balance zwischen deutsch und fremdsprachig gesungenen Opern finden. Die einzigartige Übersetzungsanlage des Hauses – mit Displays in der Rückenlehne – ermöglicht die Übersetzung ins Englische, Französische, Türkische und auch ins Deutsche. Wo es aber auf den Wortwitz ankommt, wo die Leute lachen wollen, wird natürlich deutsch gesungen und gesprochen. Barrie Kosky selbst, englischer Muttersprachler, spricht mit seinen Leuten deutsch, wozu sich andere Chefs großer Ensembles nicht bequemen können.
Außerordentliche Mühe verwendet das Team auf die Gewinnung von türkischen Besuchern und auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Kinderopern werden grundsätzlich im Großen Saal mit voller Besetzung gespielt. Jedes Jahr kommen 40 000 Kinder und Jugendliche ins Haus. Beispielhaft ist das Projekt »Selam Opera« zur Öffnung hin zu türkischen Besuchern, Mitwirkenden und Komponisten. Zu diesem Zweck qualifizierte sich gerade das Opernkollektiv selbst in einem Symposium mit Schwerpunkt »Türkische Musikkultur«. Dort blieb noch vieles Theorie. Zum Beispiel war der gemeinsame Versuch der Berliner Symphoniker und des Konservatoriums für türkische Musik Berlin, eine Symbiose von türkischer und »europäischer« Musik, von klassischem Sinfonieorchester und türkischem Ensemble zu finden, kein Thema. Dennoch war die Konferenz ein nachahmenswerter Anfang. Künftig sind türkische Opern und Operetten in seinem Hause durchaus denkbar, sagt Kosky.
Des Intendanten Sorge bleibt die überfällige Kernsanierung des Opernhauses. Die wird er nicht vor 2017 beginnen, nicht, bevor die Staatsoper fertig ist. Er will nicht ins Schillertheater umziehen, möchte aber auch keine gleichzeitige Schließung zweier Opernhäuser. Die Geschäftsführende Direktorin Susanne Moser kann angesichts der guten Einnahmen von 7,6 Millionen Euro 2013 den Risiken relativ ruhig entgegensehen. Für Tariferhöhungen am 1. Januar 2015 sind Reserven vorhanden. Bei Mehrausgaben für künstlerische Programme sollen »Freunde und Förderer« helfen wie Stiftung Deutsche Klassenlotterie, Bundeskulturstiftung, Schering-Stiftung, Deutsche-Bank-Stiftung, Robert-Bosch-Stiftung, Veolia-Stiftung, Berliner Bank und Mercedes Benz. Davon abgesehen, dass die Banken und Konzerne besser höhere Steuern wie unter Helmut Kohl zahlen sollten, statt Geschenke nach eigenem Gutdünken zu machen, ist gleichwohl zu fragen, warum die Stiftung der städtischen Wohnungsgesellschaft GEWOBAG hier Projektfinanzierung leistet. Kommunale Wohnungsunternehmen sollten finanzielle Polster besser für niedrige Mieten verwenden – ganz im öffentlichen Interesse.