Berlin, Deutschland (Weltexpress). Bis zum vorigen Jahr hatten bei dem Namen „Alte Försterei“ die meisten Hamburger Fans sicher an ein verfallenes Forsthaus gedacht. Das hat sich in den vergangenen Tagen ziemlich geändert. Jetzt singen sie an der Alster: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ und sie spielen damit keineswegs auf das Pokalfinale zwischen Leipzig und München am 25. Mai im Olympiastadion an. Die Fans der Rothosen meinen das Union-Kleinod „Alte Försterei“.
2.200 HSV-Fans haben sich angekündigt. Das Stadion ist bis auf den letzten Platz ausverkauft. Trotzdem rücken die Union-Fans weiter zusammen, denn aus Polen kommen 40 Freunde von Unions-Schlussmann Rafal Gikiewicz. Die Glanzparaden des 31-Jährigen haben sich auch hinter der Oder herumgesprochen. Normalerweise müssten die Unioner ihren Torwart auf der Sänfte durch die Wuhlheide tragen. Mit seinen Glanzparaden gegen Regensburg und bei Greuther-Fürth rettete der Polen zumindest jeweils einen Punkt für die Köpenicker. Bereits in der Hinrunde hielt Rafal die Unioner in Stellung, als er in der Nachspielzeit gegen Heidenheim das Ausgleichstor zum 1:1 einköpfte.
Die Eisernen hatten keine Sänfte zur Verfügung, aber Unions Trainer Urs Fischer versuchte zumindest, den „Zauberer“ mit ein paar Streicheleinheiten bei Laune zu halten: „Ich habe mit ihm gesprochen, ihm für seine tollen Leistungen gedankt, um ihn zu motivieren, dass er seine Leistungen von Fürth gegen den HSV bestätigt.“
Mit dem HSV fiebert natürlich „Uns Uwe“ Seeler. Der Ehrenkapitän unserer Nationalmannschaft steckte während seiner gesamten Laufbahn ausschließlich im HSV-Trikot. Der Abstieg im vorigen Jahr traf ihn deshalb wie ein Hammerschlag. „Wir müssen wieder aufsteigen“, sagt er. Wie schwer es wird, den Fahrstuhl in die Beletage des deutschen Fußballs zu erwischen, weiß die Hamburger Ikon ganz genau. Hamburg holte in den letzten fünf Spielen magere drei Punkte genau wie die Berliner.
Trotzdem ist die Leiter zum Aufstieg auf sensationelle Weise immer noch nicht umgekippt. Deshalb hofft Trainer Fischer: „Am Schluss gilt ohnehin nur, ob die Mannschaft das umsetzen kann, was du als Trainer sagst.“ Torjäger Sebastian Polter rüttelt seine Kollegen jedenfalls mit dem Satz auf: „Die Hamburger müssen von Beginn an spüren, dass sie hier nichts zu bestellen haben.“
Wegen der Parkplatz-Knappheit richtete der 1. FC Union Berlin einen Stellplatz für 500 Fahrräder ein. Durch den erwarteten Andrang wird das Stadion bereits zwei Stunden vor Spielbeginn um 11.30 Uhr geöffnet. Die Besitzer von Bratwurstbuden laden zum Mittagessen ein.