Der kleine Ort in der Provinz Girona, in dem rund 30 000 Einwohner leben, hat eine sehr schöne Altstadt. Vor einigen Jahren wurde nach aufwändigen Renovierungen die Rambla fertig, die elegante Stadtpromenade aus dem Jahre 1830. Jahrhundertealte Platanen säumen sie, altehrwürdige Bürgerhäuser stehen ihr links und rechts zur Seite. Interessant ist ein Denkmal am östlichen Ende der Rambla, es ehrt den in Figueres geborenen Erfinder Narisco Monturiols (1810-1885), der einen Vorläufer des Unterseebootes entwickelt hatte. Unweit der stillen Promenade tobt der Verkehr, die Hauptstraße von Figueres führt nach Frankreich. Lange Zeit wurde die Autostrada hauptsächlich dazu benutzt, um Figueres möglichst schnell hinter sich zu lassen. Das änderte sich erst Anfang der achtziger Jahre. Da nämlich bekam Salvatore Dali von seiner Heimatstadt die Chance, einen kühnen Traum zu verwirklichen, die Errichtung eines Museums nach eigenem Gusto. Lange Jahre galt Dali der katalonischen Kleinstadt als Ärgernis. Mit sechs Jahren wollte der angehende Maler Köchin werden (er bestand auf die weibliche Form), mit 7 Jahren Napoleon I. „Seither ist mein Ehrgeiz immer größer geworden, ebenso wie mein Größenwahn“, teilte er seiner Umwelt mit. „Ich will nur noch Salvador Dali sein und sonst nichts…“ Nicht nur sein Hochmut, auch die extravagante Art, sich zu kleiden, verursachte den Kleinbürgern Unbehagen. Langhaarig und blass liebte es Dali, in bauschigen Hosen mit Gamaschen herumzulaufen, die ihm bis zu den Knien reichten. Erst als man sich in den Kunstmetropolen der Welt einig war über das Genie, wuchs auch in Figueres der Stolz auf den sonderbaren, „verrückten“ Sohn.
Und so war es eigentlich kein Wagnis, als sich 1973 die Hautevolee von Figueres entschloss, dem berühmten Maler das ehemalige Stadttheater (19. Jh.), das im Bürgerkrieg von den Franco-Truppen zerstört worden war, zur Verfügung zu stellen. Dali wollte aus der Ruine einen Tempel seiner Kunst machen. Der Auf- und Umbau wurde den Architekten Ros und Bonaterra übertragen, Pérez Pinero entwarf die aufsehenerregende Plexiglaskuppel, sie ist heute zu einem Wahrzeichen von Figueres geworden. Dali selbst malte die Decke des zentralen Saals mit einem symbolträchtigen Motiv aus, er und seine russische Frau Gala lassen Goldmünzen auf Figueres regnen. Am 28. September 1974 wurde das „Teatre-Museu Dali“ mit einem großen Fest eingeweiht. Ganz Figueres war auf den Beinen, als der Künstler unter dem Geläut der Kirchenglocken wie ein Kaiser erschien, um die Huldigungen „seines Volkes“ in Empfang zu nehmen. Es war der Tag seines großen Triumphes.
Heute ist das Teatre-Museu Dali neben dem Prado das meistbesuchte Kunsthaus des Landes. Von weitem schon staunt das verblüffte Publikum über die mit Brötchen gespickte rosa Fassade und über die riesigen gelben Eier, die den Sims des Gebäudes säumen. Im Inneren öffnet sich einem die skurille, doppeldeutige Welt des „verrückten Genies“. Zahlreiche Werke des Künstlers sind zu sehen. So die Tanzkapelle aus Gips, der schwarze „Regen-Cadillac“, der mit einer güldenen Amazone geschmückt ist, Plastikblumen, die auf Knopfdruck weinen, ein Altar aus Likörflaschen und eine „Hommage auf die Schauspielerin Mae West“. Als Salvador Dali am 23. Januar 1989 starb, wurde er im Inneren seines Museums, im Torre Galatea, beigesetzt.
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