Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Berliner können es nicht und schon gar nicht besser als der Meister aus München. In einer einseitigen Partie legte der Gast von der Isar in der hohen Mehrzweckhalle an der Spree am Dienstagabend los wie die Reichsbahner. Zügig fuhren die Roten Bullen vor Hallensprecher verkündeten 11.492 Besuchern über das Eis Richtung Berliner Tor.
Völlig unbedrängt passt Frank Mauer den Puck zum ebenfalls völlig freistehenden Maximilian Daubner. Der schaut, schießt und trifft gegen Namensvetter Franzreb: Tor. Dritte Minute in Berlin, zweite Chance für die Rotbullen, erstes Tor für die von Don Jackson, der hinter der Bande stand, und Clément Jodoin, der das Spiel von oben betrachtete, trainierte Mannschaft aus München.
Jungspunde aus Bayern machen die Berliner nass
In der vierten Minuten der zweite Treffer. Dieses Mal traf Andreas Eder nach Vorlage von Yannic Seidenberg und Ryan Button.
Der Übergangstrainer der Eisbären, Stéphane Richer, der mit seinem Latein am Ende zu sein scheint und sich auf der anschließenden Pressekonferenz in einer Endlosschleife von Phrasen zu flüchten schien, obwohl er keine Ausflüchte finden wollte, nahm eine Auszeit. Anschließend kam es zum ersten Angriff der völlig verunsichert wirkenden Gastgeber.
Die vierte Chance des Meisters brachte das dritte Tor. Wieder war es der Tegernseer Andreas Eder, der traf (7.). Die Vorlage gab vom Bruderherz Tobias. Diese Jungspunde aus Bayern machten die Berliner nass.
Franzeb fuhr vom Eis. Richer schickte Kevin Poulin vor das Berliner Gehäuse.
Die Gäste kontrollierten das Spiel und gaben sich Mühe, nicht in die Zweikämpfe zu gehen und keine Verletzungen zu kassieren.
Nur bei einer Rangelei hinterm von Danny Aus den Birken gehüteten Gästetor kam so etwas wie Nähe auf. Sofort sangen Eisbären-Fans: „Alle Bullen sind Schweine.“
Die Eisbären hatten Schwein, dass die Roten Bullen sich für das CHL-Finale gegen Frölunda, das in wenigen Tagen und zwar am 5. Februar 2019 in Göteburg stattfinden wird, schonten.
Jakob Mayenschein hingegen schonte sich nicht, kam Berlins Altherrenverteidiger Micki DuPont zu nahe, foulte ihn und fuhr wegen Beinstellens für zur Strafbank.
In Überzahl gelang den Berliner zu Beginn des Mitteldrittels nicht der Ausgleich, aber dann, als die Abwehr der Gäste zwar aufgefüllt, aber müde gespielt war, krachte es im Karton. Marcel Noebels sorgt für den Anschlusstreffer (22.). „Nur noch neun“, riefen einige Zyniker, die für den Eintritt zahlten.
In der Folge lichteten sich die Reihen. Die Eisbären DuPont wegen Haltens und Constantin Braun wegen Stockschlags landeten auf der Strafbank, allerdings auch Justin Shugg wegen Stockschlags (24.). Mancher Zuschauer sah sich zu folgendem Gesang genötigt: „Einer geht noch, einer geht noch raus.“
Shuggs Hinausstellung darf als Schadensbegrenzung durch die Schiedsrichter Rainer Köttstorfer und André Schrader gesehen werden. Erst wollte der Puck nicht ins Tor, dann füllten sich die Reihen wieder.
Eisbär Daniel Fischbuch zeigte, dass er noch mitspielte. Mit einer guten Einzelleistung zog er an Seidenberg vorbei und diesen auf die Strafbank (28.), weil er sich nur mit einem Foul wehren konnte. Für zwei Minuten musste der Münchner wegen Beinstellens auf die Strafbank.
Sean Backman leistete sich einen Fehlpass und Matthew Stajan gönnte sich nach Vorarbeit von Mauer das 4:1 (30.). Ein Tor in Unterzahl zahl erzielte
Die Gäste ließen jedoch gute Gelegenheiten wie die von Daubner in der 33. Spielminute liegen. Die Berliner schwächelten, auch Frank Hördler. Er leistete sich erste einen groben Schnitzer und dann ein böses Foul an der Bande. Fünf plus Spieldauerdisziplinarstrafe wegen Bandenchecks. Weil kein RB-Fan in der MB-Arena war, rief auch niemand „Scheiß Verlierer“.
Was sich die Roten Bullen in fünf Minuten Überzahlspiel leisteten, das wäre beim Hallenhandball heutzutage mit Zeitspiel bestraft worden. Sie spielten harmonisch, aber harmlos.
Auf dem Videowürfel wurden in der zweiten Drittelpause die Torschüsse angezeigt: 34 für Berlin, 36 für München. Tja. Aussagekräftiger waren die Zahlen bei den gewonnenen Bullys. Die Berliner kommen auf 14, die Münchner auf 26.
Im letzten Drittel durfte Florian Busch Kosmetik betreiben und auf 2:4 verkürzen (45.). Daraufhin gaben die Gäste wieder Gas. Daubner (47.) und Shugg (52.) steuerten die Treffer fünf und sechs für München bei.
Den Eisbären-Fans war das schon egal. Einige sangen sich den Abgesang auf dem Eis schön und über Minuten „E, H, C – EHC Dynamo“. Der EHC Red Bull München hätte weit höher gewinnen können. So war es nur ein Kantersieg mit sechs Toren.
Wichtige Spieler wurde von Münchner Meistertrainer Don Jackson geschont. Wichtige Akteure spielten 15, 16, 17 und 18 Minute, länger nicht. Nur Konrad Abeltshauser kam auf beinahe 20 Minuten. Richer verheizte vier Stammspieler weit über 20 Minuten. Weil Jackson sein A-Team schonte und tolle Nachwuchsspieler aufbot, ist diese Niederlage eine umso größere Schmach für die Richer-Truppe. Der Übergangstrainer gab seinem Nachwuchs wie Maximilian Adam, Charlie Jahnke, Nino Kinder und Eric Mik ein paar Minütchen. Die Jungen waren damit überfordert.
Und John Mitchell, Top-Scorer der Red Bulls, spielte noch nicht einmal. Er verletzte sich im Champions Hockey League-Spiel gegen den EC Red Bull Salzburg und wird dem Deutschen Meister im Finale fehlen.
Fotoreportage
Mehr Bilder zum Beitrag in der Fotoreportage: Kantersieg mit halber Kraft voraus oder Jugend voran beim Eishockey in der Begegnung zwischen Berliner Eisbären und Münchner Rotbullen von Joachim Lenz.