Berlin, Deutschland (Weltexpress). „Wertvoller als Gold“ sollen sie sein: die Einwanderer, die in Massen kommen. So und nicht anders sprach Martin Schulz (SPD) und wollte allen Ernstes Kanzler der Deutschen werden.
Nicht alle Leute in deutschen Landen sehen das so, wie der Soze. Gemessen an dessen Wählern tendiert das Potenzial Richtung zehn Prozent. Zu einer Zeit, als die Sozen noch mehr Wähler bequatschen konnten, schreib sich einer die Finger wund.
Kein geringerer als Günter Grass beschäftigte sich in seinem 1980 veröffentlichten Buch „Kopfgeburten oder Die Deutschen sterben aus“ mit den verschiedenartigen Bevölkerungsentwicklungstendenzen in Deutschland und Asien. Sein Halbwissen hielt er fest und posaunte seine Gesinnung wie immer wortgewaltig heraus. Grass gilt deswegen als Benjamin Blümchen unter den guten Sozen von Sezuan bis Saarlouis.
Dass die Deutschen so schnell aussterben würden und Ausländer in solchen Massen einwandern würden und zwar vor allem aus der afrikanischen und arabischen statt der asiatischen Welt, das konnte der alte Mann, der mit dem Filmemacher Volker Schlöndorff sowie dessen Frau für das (Dreh-)Buch einst durch Asien reiste, vor dem Hintergrund des Nord-Süd-Gefälles, der Zustände in der Ersten und Dritten Welt und unter Berücksichtigung des Berichts „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome von 1971 nicht wirklich ahnen und fein ausformulieren.
Grass lässt als Ich-Erzähler nur das Lehrerehepaar Harm und Dörte Peters während einer Sisyphos-Reise durch Fernost-Asien um die Geburt eines eigenen Kindes streiten. Für ein paar Dutzend dünne Seiten und zig Millionen Leser rund um Brockdorf – aus mehr bestand die alte BRD damals nicht – reicht das allemal.
Dass diese Therapie-Tortur von Schlöndorff nie verfilmt wurde, dafür muss man den um Groschen angegangenen Produzenten, die allesamt abwinkten, heute noch danken. Die Angst vor Überfremdung, die Grass voller Ironie verabscheute, hat er nämlich nie verstanden und überhaupt nicht erklären können. Wer weder das eine noch das andere kann, der ist zum guten Verändern gänzlich ungeeignet, auch wenn er schön schreibt.
Kein Wunder, dass die Flunder des Gesamtzusammenhangs den Migrantenstadl der Berliner Republik und die Ausweitung der Kampfzone nicht vorhersagen konnte, genau so wenig wie seine Gesinnungsgenossen – auch den Christlichen -, die mit ihrer Ideologie und Politik der offenen Grenzen und der Masseneinwanderung die Saat des Bösen für die Bundesrepublik legten.
Zwar wird die Kampfzone von den Gesinnungsjournalisten der „Deutschen Welle“ (21.8.2019) im Politik-Teil verschwiegen – und wohlfeil im Feuilleton gepflegt -, aber immerhin wird unter der Überschrift „Jeder Vierte hat Migrationshintergrund“ darüber informiert, dass „das … auf 20,8 Millionen Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr“ zugetroffen habe, „wie das Statistische Bundesamt mitteilte“. Die Zahl entspreche gleichzeitig einem Zuwachs von 2,5 Prozent im Vergleich zu 2017… Rund 52 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund sind den Angaben zufolge deutsche Staatsbürger, knapp 48 Prozent Ausländer.“
Ob die Ausländer einen deutschen Ausweis haben oder nicht, spielt bei der von den Altparteien betriebenen – hört, hört – Umvolkung keine wesentliche Rolle. Die Kampfzone wird ausgeweitet, mit oder ohne Ausweis, und dieses Deutschland, wie wir es kennen, mit einer Rasanz abgeschafft, die jeden auf der Basis der Empirie arbeitenden Ethnologen in Ekstase versetzt.
Grass nicht mehr, aber Schlöndorff und andere mögen in Trance taumeln und das tollwütige Geschehen gut finden oder schlecht – egal -, nur: leugnen lässt sich das nicht.
Das wusste auch Peter Scholl-Latour, der am Ende seines Lebens wohlweislich erklärte: „Wer halb Kalkutta aufnimmt, rettet nicht Kalkutta, sondern der wird selbst Kalkutta.“