Jeder für sich und Gott gegen alle – Dennis Quaid und Paul Bettany sind Gotteskrieger der anderen Art in Scott Stewarts Actionfilm „Legion“

 „Ich weiß nicht, welches Buch du gelesen hast, aber in meiner Fassung sind die Engel die Guten.“, erinnert Percy (Charles S. Dutton) den Erzengel Michael (Paul Bettany). Percy, Koch einer schäbigen Autobahnraststätte, deren Besitzer Bob (Denniy Quaid), Bobs erwachsener Sohn Jeep (Lucas Black), die hochschwangere Kellnerin Charlie (Adrianne Palicki) und vier andere Reisenden werden schnell eines Besseren belehrt, als ein Heer zombieartiger Besessener sie zu töten versucht. „Das sind nicht unsere regulären Kunden!“, erkennt Bob geistesgegenwärtig und greift wie die anderen zu den Feuerwaffen, die der Himmelsbote Michael mitgebracht hat. Die von Gott Besessenen haben es auf Charlies Baby abgesehen, das auserwählt ist, die Menschen zu retten. „Ich habe nicht einmal ein Auto.“, verteidigt sich Charlie. Aber die Jungfrau Maria ritt bekanntlich auch auf einem Esel. Den Stall zu Bethlehem ersetzt in „Legion“ Bobs Raststätte in der Mojave-Wüste. War ein Engel damals nur Verkünder des Messias, darf Michael Geburtshelfer sein („Pressen, wie du noch nie in deinem Leben gepresst hast.“). Statt das Kind, wie von Gott befohlen zu töten, kämpft er für das Überleben der Raststättengäste – und der gesamten Menschheit.

Eine Gruppe zusammengewürfelter Menschen in einem abgelegenen Gebäude, umringt von zombieartigen Kreaturen? Wer sich an George A. Romeros „Night of the living Dead“ erinnert fühlt, hat noch einige Deja-vus vor sich. Von „God ´s Army“ bis „Terminator“ bedient sich Stewart hemmungslos aus dem Szenenrepertoir populärer Horror- und Actionfilme. Allerdings so einfallslos und plump, dass der Unterhaltungswert trotz der bewährten Handlungselemente nicht annähernd erreicht wird. „Legion“ nimmt sich so ernst, sei der Ironie auf die Bibel abgeschworen. So ist „Legion“ bestenfalls unfreiwillig komisch. Das Baby wird wie ein Football in letzter Sekunde vor dem Touchdown aufgefangen und die Erzengel Michael und Gabriel erinnern in metallbesetzten Lederrüstungen an zwei SM-Liebhaber. Unfreiwillig konterkariert die Homoerotik den rabiaten religiösen Konservativismus. Der christliche Gott ist einer, der knallhart zuhaut. Killing in the name of… Hochschwangere, Jugendliche, Engel – jeder der Charaktere greift zur Waffe. Sind keine parat, tun es auch Küchenutensilien („Er hat ihr mit der Pfanne das Genick gebrochen.“), Keulen oder das eigene Gebiss. Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Die sogenannten „willensschwachen“ Besessenen, die massakriert werden, sind vorzugsweise harmlose Menschen: Alte, ein Schulmädchen, ein Kleinkind – sogar der Eismann kommt. Sünde ist das nicht. Die Lizenz zum Töten hat Gott persönlich ausgestellt. Anscheinend ist Gott ein ziemlich wankelmütiger Typ, der nie so richtig weiß, was er will. Am Ende des martialischen Spektakels schlägt er sich erwartungsgemäß doch auf die Seite der Menschheit. So kann das göttliche Strafen in die nächste Runde gehen. „Werden wir dich je wiedersehen?“, wird Michael zum Abschluss gefragt. „Verliert den Glauben nicht.“ Gott bewahr!

Titel: Legion

Land/ Jahr: USA 2010

Genre: Fantasyfilm/ Actionfilm

Kinostart: 18 März 2010

Regie und Drehbuch: Scott Stewart

Darsteller: Paul, Bettany, Lucas Black, Adrianne Palicki, Dennis Quaid, Kate Walsh

Laufzeit: 99 Minuten

Verleih: Sony Pictures

www.legion-film.de

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