Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die in Mill Valley, Kalifornien, und am Walchensee in Bayern groß gewordene Janna Ji Wonders gilt nicht nur als Deutschamerikanerin, sie gilt auch als Talentierte mit Perspektive für die wunderbare Welt des Kinos. Damit aus Wunsch Wirklichkeit wird, studierte Wonders an der Hochschule für Fernsehen und Film München und realisierte, wie es in einer Berlinale-Pressemitteilung vom 12.02.2016 heißt, „Kurzfilme und führte auch bei vielen Musikvideos Regie. Ihre Dokumentarfilme „Bling Bling“ über die Gangster-Rap-Szene in L.A. und „Kinder der Schlafviertel“ über Punks in Moskauer Vorstädten liefen auf internationalen Festivals und wurden mehrfach ausgezeichnet.“
Ein weiterer Dokumentarfilm soll folgen und dass möglichst bald, den die Doku dreht sich um ihre eigene Großmutter, die mittlerweile 104 Jahre alt sei, wie Wonders in einem bis auf den letzten Platz und darüber hinaus vollen Kinosaal zwischen Marlene-Dietrich-Platz und Potsdamer Platz gestern Abend erklärte. Die junge Frau ließ ihre Oma bereits als 93-Jährige im Unterhemd ein Lied für einen Graustufen-Videoclip singen. Krass oder krank kann man dazu sagen oder alles andere als schön. Vielleicht: schön scheiße?! Egal, aber nicht das Singen für Wonders. Sie, die gestern Nacht einen schwarzen Hut nicht nur draußen sondern auch drinnen trug, singt höchstselbst als sei sie ein Kind der Neue Deutschen Welle. Das klingt ein wenig wie verrapter Elektro-Pop und alles andere als Erwachsen, ist, nein, nicht dreckig, aber ja: kreativ, dennoch kein Klassenkampf. Politsongs sind halt keine Plauderei.
Vom Sound zurück zum Cinema. Wonders will wieder einen Film drehen und Geld. Dafür warf sie ihren Hut in den Ring des Beutels der Uhrenmanufaktur Glashütte Original im sächsischen Glashütte, die erneut Co-Partner der Internationalen Filmfestspiele von Berlinale ist. Gezogen wurde diese deutsche Perspektive von einer dreiköpfigen Jury und gestern am Eröffnungsabend der Sektion Perspektive Deutsches Kino von Sektionsleiterin Linda Söffker auf die Bühne gebeten, um den mit 15.000 Euro dotierten Preis, der zum fünften Mal als „Made in Germany – Förderpreis Perspektive“ für junge Filmemacher vergeben wurde, in Empfang zu nehmen.
Das Geld gilt als Stipendium zur Drehbuchentwicklung. Die Jury, bestehend aus der Schauspielerin Sandra Hüller, dem Drehbuchautor und Regisseur Ingo Haeb und dem Produzenten Martin Heisler, begründete ihre Entscheidung anhand des eingereichten Kurzform des Drehbuchs wie folgt: „Den Stoff ‚Walchensee Forever‘ von Janna Ji Wonders zeichnet ein liebevoller, kluger und sehr genauer Blick auf die eigene Familiengeschichte aus. Dabei verschwindet die Autorin nicht in ihrem eigenen Stoff, obwohl sie Tochter und Enkelin der Protagonistinnen ist.
Für uns als Jury steht das Projekt auch exemplarisch dafür, dass sich jemand unmittelbar seiner eigenen Geschichte stellen will, obwohl dieser Prozess durchaus auch schmerzhaft sein kann – das ist mutig und nimmt den Zuschauer mit auf eine intime Reise.
Das Café am Walchensee ist der zentrale Punkt einer weltweiten Sinnsuche. Ein Ort, der Heimat ist und gleichzeitig das Versprechen der Fremde und der Utopie abbildet, da dort Menschen aus der ganzen Welt zu Besuch sind und ihre Lebensmodelle mit im Gepäck haben. So wie die beiden Schwestern, die vom Café am Walchensee aus zu einer fortdauernden Sinnsuche aufbrachen. Vom San Francisco der Flower-Power-Ära über das Höhlenleben auf einer griechischen Insel bis zum Harem einer deutschen Kommune spannt der Film Bögen zwischen diesen unterschiedlichen Lebenswelten, die alle Teil der gelebten Biographien der Protagonistinnen sind.
Beim Lesen sind wir in Anbetracht der Probleme, Möglichkeiten und des Mutes der Protagonistinnen zwischen Mitleid und Neid hin und her geschwankt – eine emotionale Reise, die uns sehr fasziniert hat.
Wir haben die Hoffnung, dass die Autorin und Regisseurin die Balance zwischen Nähe und Distanz, die dem Treatment inne liegt, auch im Film halten kann.“
Und wir werden Dank Glashütte Original den Walchensee sehen und hören, was Großmutter zu singen und zu sagen hat.