„Als ich gestern Abend in Schrank eingeschlafen bin, war ich noch vier. Aber dann wache ich im Dunkel in Bett auf und bin plötzlich fünf, Abrakadabra.“
Schrank und Bett sind die Synonyme für den Kreis des Entsetzens. Jack schläft abends im Schrank ein, der ihn vor seinem Erzeuger-Entführer schützen soll. Ma holt ihn später, nachdem Er gegangen ist, zu sich ins Bett”¦ Allmählich erfahren wir die Details dieser für den Jungen doch so natürlichen Umgebung und Gegebenheit. Den Tagesablauf, die Abgrenzungen des Raums. Tisch, Stuhl, Oberlicht, Fernseher. Essen, Spielen, Schlafen. In den Schrank, aus dem Schrank. Bis ihn die Mutter einweiht in das große Geheimnis, dass es draußen doch eine Welt gibt, noch andere Menschen und andere Kinder. Old Nick, wie der Entführer der Mutter heißt, ist arbeitslos geworden und Ma fürchtet um ihr beider Überleben in Raum. Ein Fluchtplan wird geschmiedet, dessen Held ein fünfjähriger Junge darstellt, der in seinem Leben noch nichts von der Welt gesehen hat.
Der packende wie erschütternde Roman wurde in den USA zum Bestseller und hat auch beim deutschsprachigen Publikum höchste Anerkennung verdient. Zurückgeworfen auf Essentielles entwickeln die beiden Figuren eine Weisheit und Epik, die weit über das Dargestellte hinausgeht. Auf den letzten Seiten fragt Jack seine Mutter, ob sie vor ihm tot sein wird, sie meint, das sei der Plan; er fragt, warum. Sie grinst und sagt; „Ich bin dann schon im Himmel und richte deinen Raum ein.“
Fazit: Grausam in seiner Offenbarung, zart und archaisch in der Darstellung des Bandes zwischen Mutter und Sohn – ein Meisterwerk über das Menschsein!
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Emma Donghue, Raum, Aus dem Amerikanischen von Armin Gontermann, 416 Seiten, 19,99 €