Berlin, Deutschland (Weltexpress). Mit 95 Todesfällen am Arbeitsplatz im Juli steigt die Welle der Massaker in der Arbeitswelt Italiens weiter an, enthüllte „Contropiano auf seinem online portale. Mit 25 Toten auf dem Weg zur Arbeit sind es 120, so das kommunistische Magazin, das sich auf einen Bericht des Nationalen Observatorium für Todesfälle am Arbeitsplatz von Bologna bezog. Seit Beginn 2024 gibt es bisher 620 registrierte Todesfälle. Nicht erfasst sind in dieser Todesstatistik 233 umgekommene Arbeiter, die beim Nationalen Institut für Pflichtversicherungen gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten INAIL nicht eingeschrieben waren, was in der Regel auf Schwarzarbeit schließen lässt. Denn Ausländer unter 60 Jahren stellen die Mehrheit der Todesfälle dar. Am häufigsten sterben Rumänen, Marokkaner, Tunesier und Albaner, so das Observatorium. 32 % der Toten sind über sechzig Jahre. Die meisten Todesfälle gab es in den nördlichen industriellen Regionen der Lombardei mit 80 und der Emilia Romagna mit 53, während es im südlichen Kampanien 59 und in Sizilien 51 waren. Sie stürzen von Gerüsten und Lagerdächern, werden von Traktoren zerquetscht, fallen unter Maschinen oder Lastwagen, sterben unter der brütend heißen Sommerhitze schrieb die Gewerkschaftsplattform „Collettiva“ der GCIL, die auch Übermüdung oder Stress durch Überbelastung anführte, vor allem aber die Nichteinhaltung elementarster Sicherheitsvorkehrungen am Arbeitsplatz.

Im April hatten die Gewerkschaften nachdem bei einer Explosion in einem Wasserkraftwerk des ENI-Konzerns sieben Arbeiter starben, in einem Generalstreik gefordert, in die Strafgesetzgebung die Tötung am Arbeitsplatz unter Strafe zu stellen, weil nur so auf die Unternehmer eingewirkt werden könne, Maßnahmen zur Sicherheit am Arbeitsplatz zu ergreifen. Der Abgeordnetenkammer liegt ein von der Mitte-links-Fraktion verfasster Gesetzentwurf vor, der die Einführung eines solchen Tatbestandes vorsieht. Derzeit sammelt die CGIL für ein Referendum zur Durchsetzung die dafür erforderlichen 500.000 Unterschriften.

Ein „Akt der Barbarei“, der dem Szenario eines Horrorfilms glich, war im Juni der Tod eines 37jährigen indischen Erntehelfers Satnam Singh, der auf einem Feld bei Borgo Santa Maria, etwa 60 Kilometer südlich von Rom, in eine Maschine geraten war, die seinen rechten Arm abtrennte und mehrere Knochenbrüche an beiden Beinen verursachte. Statt erste Hilfe zu leisten und den Notarzt zu rufen, ließ der skrupellose Unternehmer den Verletzten in einen Lieferwagen packen und wie einen Sack Müll nahe seiner Wohnung abladen. Erst nach anderthalb Stunden wurde der Schwerverletzte in einem von den Nachbarn herbeigerufenen Helikopter in ein Krankenhaus nach Rom geflogen, wo er an seinen Verletzungen starb. Der abgetrennte Arm wurde in einer Obstkiste neben der Wohnung entdeckt. Gegen den Patron, einen 37-jährigen Italiener, wird wegen fahrlässiger Tötung, unterlassener Hilfeleistung und Verstößen gegen Sicherheitsbestimmungen ermittelt.

Trotz der steigenden Massaker wird seitens der Regierung nichts unternommen, den Unfällen vorzubeugen. Dabei waren schon 2020 bei einer Kontrolle von 7.486 Unternehmen in 86 % der Fälle Verstöße gegen Arbeitsschutz oder Arbeitsrecht („Schwarzarbeit“) festgestellt worden. Aber statt die zuständige Behörde für Kontrollen zu verstärken, wurde sie von damals 246 Arbeitsinspektorinnen und -inspektoren um 21 verringert. Das Netzwerk “Rete Iside Onus“ (RIO) der Gewerkschaft Unione Sindacale di Base (USB) enthüllte schon 2023, dass es sich bei den Toten nicht um tragische Unfälle handelt, sondern sie „Ergebnis des herrschenden kapitalistischen Systems sind, das vollständig auf Profit und Ausbeutung ausgerichtet ist, in dem Sicherheit am Arbeitsplatz nur ein „unnötiger Kostenfaktor“ ist, der den Gewinn schmälert.

Anmerkung:

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