„Wir gehen davon aus, dass es noch deutlich mehr sein können. Für uns sieht das nach einer systematischen Fälschung aus“, sagte ein an der Aufklärung des Falles beteiligter Insider der Zeitung. Bei den nun aufgetauchten zahlreichen weiteren verfälschten Vermessungsprotokollen anderer Lamellen sei mittlerweile nahezu auszuschließen, dass es sich dabei um ein bloßes Versehen handeln könne. Da soll wichtiges Baumaterial gestohlen worden sein, diese Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer in Köln und im ganzen Rheinland.
Die rechtlich vorgeschriebenen Werte, die die Beschaffenheit des jeweiligen Wandabschnitts wie ein Fingerabdruck dokumentieren müssen, seien nicht nur vertauscht, sondern offensichtlich gezielt manipuliert worden, heißt es da weiter. „Die Werte von Lamellen, die lediglich 2,80 Meter breit sind, wurden auf 3,60 Meter breite Lamellen übertragen und zuvor rechnerisch angepasst“, so der Insider. Ursprünglich war lediglich eine Schlitzwand-Lamelle der U-Bahn-Grube Waidmarkt ins Blickfeld der Ermittlungen geraten.
Seit Monaten ermittelt die Staatsanwaltschaft mit Volldampf, und die Gutachter der Staatsanwaltschaft vermuten ein Loch in diesem 3,40 Meter breiten Abschnitt der Baustellen-Außenwand, durch das Grundwasser in die Grube strömte, was am 3. März 2009 zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs geführt haben könnte. Wie der «Kölner Stadt-Anzeiger» bereits am Samstag berichtete, sind sowohl die Werte im Vermessungsprotokoll als auch im Betonierungsprotokoll der Lamelle 11 verfälscht. Das vermutete Loch könnte den Recherchen zufolge im Jahr 2005 beim Bau der Schlitzwand verursacht worden sein, als der für den Aushub eingesetzte 3,40 Meter breite Greifer abgebrochen und durch ein lediglich 2,80 Meter breites Gerät ersetzt wurde.
Als weitere Motive für den Zusammenbruch unter der Erde wird angenommen, dass wichtige Bauteile fehlen, weil sie gestohlen und weiterverkauft worden sein sollen, und dass sogar die Zusammensetzung des Betons falsch war. Wichtige Bauteile seien offensichtlich gestohlen worden. Davon hätten Arbeiter berichtet. Viele dieser Arbeiter unter der Erde in Köln arbeiten auch an der U-Bahn in Düsseldorf, wo man jetzt hellhörig wird. Sogar der Karnevalszug, der traditionellerweise immer durch die Severinstraße am ehemaligen Stadtarchiv vorbei verlief, wurde am Rosenmontag in eine Parallelstraße umgeleitet. Viele hatten ein mulmiges Gefühl, denn die Erde unter Köln „ist wie ein Schweizer Käse, der offensichtlich durch den U-Bahnbau nicht mehr sicher ist“, waren sich viele Jecken einig, die diese Geschehnisse nicht mehr witzig finden und denen das Lachen vergangen ist.
Und eine neue Gefahr droht: Wenn der viele Schnee, der in den letzten Wochen im ganzen Rheinland und am Oberlauf des Rheins gefallen ist, an den Nebenflüssen, von denen es viele gibt, endlich einmal tauen sollte, dann ist das zu erwartende Hochwasser enorm. Seit vielen Jahren werden in den vom Hochwasser bedrohten Städten und Gemeinden Sicherungsmaßnahmen gegen das Hochwasser gebaut. Doch das Wasser dehnt sich auch unter der Erde aus und könnte die U-Bahnschächte überschwemmen. Wie sich das auf die Häuser der Stadt oberhalb auswirken könnte, ist unklar. Die Sicherheitsgefühle der Bürger sind jetzt sehr strapaziert. Man spricht sogar schon davon, dass viele Menschen aus ihren Häusern evakuiert werden müssten. Und neuer Schneefall ist im Rheinland, das einen solchen Winter mit so viel Schnee wie in diesem Jahr eigentlich gar nicht kennt, vorhergesagt. Die Angst wächst.