Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wie sagte einst schon der verstorbene Bundestrainer Sepp Herberger: „Ein Spiel dauert 90 Minuten!“ Die Jubiläumsfeier zum 150. Spiel auf der Union-Bank von Trainer Urs Fischer wäre sicher etwas größer ausgefallen, wenn in der 90. Spielminute die Berliner Abwehr wirklich eisern attackiert hätte.
Den Schlusspfiff schon im Ohr raste der Stuttgarter Zweimeter-Kolos Sasa Kalajdzic los wie ein Sprinter im Olympiafinale, bekam die Flanke von Sasa Borna voll auf den Latschen und pumpte das Ding in die Maschen, dass Berlins Torwart Frederik Rönnow nur das Staunen und als weitere Reaktion das Fischen des Balls aus dem Netz blieb. Beim 1:1 (0:1) Union Berlin gegen VfB Stuttgart bleib es. Zwei Punkte waren futsch.
Freude kam da bei den meisten der 16.509 Zuschauern nicht wirklich auf. Unions Mittelfeld-Star Grischa Prömel stieß das Resultat nach dem Spiel sauer auf: „Wir haben in der zweiten Hälfte nicht mehr so konsequent nachgeschoben und den Druck nicht mehr hochalten können. Stuttgart brauchte nur eine Chance und auf einmal stehst du nur mit einem Punkt da.“ Immer noch besser als gar kein Punkt. Auch das hätte passieren können, weil die Wuhlheider in der 3. Minute durch Rani Khedira und in der 38. Minute mit Timo Baugartl die Kiste knapp verfehlten und die Stuttgarter Schwaben dadurch einen knappen 0:1-Rückstand in die Pausenkabine retteten.
Zum Glück hatte der torhungrige Taiwo Awoniyi nach einem Handspiel von Konstantinos Mavropanos den Strafstoß sicher an Keeper Florian Müller vorbei ins VfB-Tor gedonnert. Verständlich, wenn Union-Trainer Fischer angesichts des Unentschiedens später vor den Journalisten klagte: „Wir haben nach dem Wechsel die Dominanz aus der ersten Hälfte leider verloren. Wir fanden in der zweiten Halbzeit nicht mehr den Kontakt nach vorn.“ Nach einer kurzen Pause schob Fischer weiter nach: „Wir hätten heute die Bundesliga gern fest gemacht.“
Der Union-Coach spielte damit auf den langjährigen Erfahrungswert an, dass man mit 40 Punkten nicht mehr absteigt. Nun müssen die Eisernen eben nächsten Sonnabend bei der FC Bayern München AG die fehlenden Punkte holen. Nur ein Scherz! Im Fußball ist allerdings nichts unmöglich. Vielleicht müssen die Köpenicker auch einfach mal öfter drauflos ballern und nicht immer nur mit durchaus ansehenswerten Kombinationen versuchen, die ideale Schussposition herauszutüfteln, die dann von rauen Verteidiger-Beinen in Luft aufgelöst wird.
Den Ärger über das Gegentor in letzter Sekunde war Urs Fischer auch auf der Pressekonferenz noch anzusehen: „Es ist schwer, ein so enges Resultat von 1:0 über die Zeit zu bringen. Aber so wie der Ausgleich entstanden ist, darf er uns einfach nicht passieren.“
Wenn wir uns die Spielstatistik anschauen, war das Unentschieden dennoch ziemlich gerecht, denn was gewonnen Zweikämpfe, Passquoten und Ballbesitzt betrifft, können die Stuttgarter auf die bessern Zahlen verweisen. Unions-Kapitän Christopher Trimmel traf deshalb nach dem Match ein salomonisches Urteil: „Am Ende müssen wir das 1:0 besser verteidigen. Aber der VfB ist bei Flanken eben sehr gefährlich. Stuttgart hat es in der zweiten Halbzeit einfach besser gemacht, von daher ist es alles in allem ein verdientes Remis.“
Anmerkung:
Siehe auch den Beitrag Union Berlin 1, Stuttgart 1 – Unentschieden am Ende in der Alten Försterei von Ralf-Rüdiger Okudera.