Musik ist Trumpf
Witz und Wundersames, Pathos und Panik, Liebe und Leiden, bunte Klamotten und kindliche Komik finden wir in vielen Filmen, die in dem einst Bombay genannten Mumbai produziert wurden. Und wir stoßen beim Buck`schen „Bibi und Tina“-Thema ebenfalls darauf, auch wenn die Tanz- im Verhältnis zu den Tierszenen noch nicht überhand genommen haben.
Den Pferdefilm für Mädchen zwischen Vorschule und Verhütung im Pop-Musical-Mischmasch scheint das junge Publikum zu goutieren. Bei der Pressevorführung in Berlin waren alle Kurzen von den vielen musikalischen Untermalungen und Gesangsdarbietung eher angetan als abgestoßen. Mit anderen Worten: Buck scheint – auch aus eigener Erfahrung – den Zeitgeist zielglerichten angesteuert und den gegenwärtigen Geschmack mit dem Motto Musik ist Trumpf getroffen zu haben.
Kinderkrimi und Kostümfilm zwischen Schloß Falkenstein und Martinshof
Zum Musikanten- mixten die Macher noch den Migranten-Stadl. Bibi Blocksberg (Lina Larissa Strahl) verknallt sich in den gut aussehenden Tarik (Emilio Moutaukil), der mit seinem Halbbruder Ole (Ivo Ortlang) und zwei weiteren Blagen eine vater- wie vaterlandslose Patchwork-Familie mit abwesender Mutter und Komik aus dem Kornfeld zum Kuddelmuddel beisteuert. Lustig ist das Zigeunerleben nur, wenn Tarik und Ole in das Schloss Falkenstein einbrechen und Hab aus dem Gut des schön scheinenden Grafen Falko von Falkenstein (Michael Maertens) für den Hehler für Angus Naughty (Olli Schulz) entwenden. Klar, das Lumpenproletariat ist braun gebrannt und klaut.
Dafür haben Hexen Augen. Doch nicht nur Bibi ist liebestoll, auch Tina und Alexander (Louis Held), der Sohn des Schloßherrn, gehen und reiten miteinander. Mal verkleidet wie in Western von gestern, mal dressiert wie Wiesn-Bayern – oder wie man sie sich vorstellt – folgen sie der Spur der Diebe, denen auch Kommissarin Greta Müller (Mavie Hörbiger) im Stil von Emma Peel – aber ohne Schirm, Charme und Melone – auf den Fersen ist. Doch weil „Geschäftsmann“ Hans Kakmann (Charly Hübner), bestens bekannt aus „Bibi und Tina – Der Film“, nicht genug kriegt, kommt der Knochen zum Hund, tauchen Tarik und Ole mit Blagen als die fünf Schmülls auf dem Martinshof auf, um wie Bibi bei Tina und Susanne Martin (Winnie Böwe) Reiterferien zu erleben. Mutter Martin braucht das Geld dringend und empfängt die Rowdies zum Rodeo. Die Verhältnisse sind prekär, wenn auch nicht proletarisch. Und sie sind kunterbunt, spätestens beim Finale, einem Kostümfest, das Richtung Klamauk rutscht.
Dennoch ist ein rote Faden vorhanden, wenn auch der Handlungsstrang so gesponnen wurde, als würden juvenile Jungen als Mädchenschwarm in Grundschullaune Topflappen häckeln, und nebenbei wird mehr gesungen als geritten im Sommermärchenschmalz für Beste-Pferdefreundinnen mit Landliebelust.
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Titel: Bibi und Tina – Voll verhext
Land: Deutschland
Genre: Kinder- und Familienfilm
Jahr: 2014
Regie: Detlev Buck
Drehbuch: Detlev Buck, Bettina Börgerding
Produktion: Detlev Buck
Kamera: Marc Achenbach
Schauspieler: Laina Larissa Strahl, Lisa-Marie Koroll, Louis Held, Michael Maertens, Emilio Moutaoukkil, Winnie Böwe, Fabian Buch, Martin Seifert, Mavie Hörbiger, Olli Schulz, Ina Müller, Matthias Schweighöfer, Charly Hübner, Emil Pai Pötschke, Helena Pieske, Lene Oderich, Levi Strasser, Deborah Schneidermann, Ivo Kortlang, Max von der Groeben, Ruby O. Fee, Ruth Rosenfeld, Raphael Dwinger
Musik: Ulf Leo Sommer, Daniel Faust, Peter Plate
Schnitt: Dirk Grau
FSK: ohne Altersbeschränkung, ab 0
Website: http://www.bibiundtina-derfilm.de