Soviel Erfolg und auch Glück war den eingewechselten Spielern der Eintracht nicht beschert: Teber für Schwegler, Fenin für Korkmaz, Heller für Köhler. Wie Trainer Michael Skibbe nach dem Spiel resümierte, was es überhaupt das Glück, das den Frankfurter fehlte, deren Spiel er lobte und für deren Erfolglosigkeit im Ergebnis er einzig das sehr unglückliche Ende benannte. Damit ignoriert er wesentliche Spielverläufe, die man nicht auf eine Verkettung unglücklicher Umstände oder das Walten des Schicksals allein zurückführen kann. Wobei zuzugeben ist, daß tatsächlich Merkwürdigkeiten passierten, wie die zwei „Abseitstore“ von Alexander Meier in der 47. Minute und direkt vor dem Ausgleich, von denen wir das „Abseits“ gerne in Zeitlupe gesehen hätten. Denn im Spielverlauf war das nicht wahrnehmbar. Sonst hätte nicht die Tor-Fanfare schon zweimal zu tönen begonnen und der Nachbar daneben aufgeregt und zufrieden „Tor“ gebrüllt.
Gleichzeitig hat die Eintracht auch Glück gehabt, wie in der 67. Minute, als der Torschuß vom Frankfurter Ersatztormann Ralf Fährmann mit den Fingerspitzen an den Pfosten gelenkt wurde. Und im Umkehrschluß haben auch die Hoffenheimer Glück gehabt, daß in der 85. Minute Alexander Meier übers Tor schoß, daß die vielen, wirklichen tollen Torchancen ins Leere gingen oder direkt in Daniel Haas` Arme. Der gegen Ende überraschende Sieg der Hoffenheimer jedoch war solide erspielt. Sie waren die überlegendere Mannschaft, spielten mit weniger Aufwand, aber zielgerichtet und zeigten an diesem Nachmittag, daß sie strategisch aufgestellt sind. Davon gab das letztmalige Heimspiel der Hoffenheimer gegen Hamburg mit 5:1 schon Ausdruck, das zusammen mit dem Sieg über die Eintracht zeigt, daß die Hoffenheimer ihre spielerische Talfahrt beendet haben.
Die Eintracht hingegen hat nicht verloren, weil die Hoffenheimer so gut waren, sondern weil sie zum einen die herausgespielten Chancen nicht nutzte, weil sie aber andererseits viel von Anfang an verbaselte: endlos brauchte sie in der Regel, um in die gegnerische Hälfte zu gelangen. Dauernd wurde zurückgespielt, selbst dann noch, als die Mannschaft selbst zurücklag. Die Hoffenheimer dagegen waren, wenn sie den Ball hatten, blitzschnell vor dem Eintrachttor. Und in diesem Zusammenhang spielt der eigentlich so gute und auch an diesem Tage unermüdliche Chris eine Rolle. Keine gute. Dieser bewährte Kämpfer und Stratege patzte eines um das andere Mal. Auch das Ausgleichstor geht auf sein Konto. Das ist schade, denn er ist einer der verläßlichsten Spieler. Sonst. Aber die Eintrachtabspielfehler im Mittelfeld waren auch eine Ursache dafür, daß der Druck aus dem Frankfurter Spiel wich, den die Eintracht im letzten Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg wieder erfolgreich aufbauen will. Denn die derzeit 46 Punkte und der Rang 9 sind allen nicht genug und der heutige Achte ist mit 47. Punkten der nächste Gegner: Wolfsburg.
Zu Beginn des Spiels wurden gleich fünf Eintrachtprofis verabschiedet. Am meisten wird die Eintracht den Verlust von Christoph Spycher merken, dem Kopf der Mannschaft und Kapitän, der zurückgeht in die Schweiz, wo er in Bern zuerst spielt und dann im Fußballmanagement unterkommt. Sympathisch, daß die Fans so vehement Markus Pröll verabschiedeten, der seit 2003 die Nummer Eins im Tor war, aber sehr unglücklich immer wieder verletzt war und in den letzten Jahren nicht mehr ins Spiel genommen wurde. Das wird überhaupt ein interessantes Torwartrennen, wenn der verläßliche und ’alte` Oka Nikolov, einst schon fast draußen, nun mit dem aus Schalke gekommenen jungen Ralf Fährmann, der ein Jahr kaum spielte, wirklich Konkurrenz bekommt. „Ich bin zufrieden mit dem, was er gezeigt hat“, sagte Trainer Skibbe über ihn, denn: „ich wollte sehen, wie er sich unter Druck präsentiert.“