Erich war kein besonders geistvoller Mensch. Muss man als Politiker auch nicht sein, das bewies gerade eben eindrucksvoll der vorletzte Buprä wie hieß er noch mal?
Die letzten Aufzeichnungen sind die traurigen Gedanken, die einem gescheiterten, alten Mann so durch das Hirn zischen. Ohne Einsicht in eigene Fehler, eine visionsfreie Abrechnung mit der bösen Welt. Neben dem Gefängnisalltag wird die eigene Krankheit thematisiert. Er ist 80, hat Krebs, sein Lebenswerk ist im Arsch. Die kalte Welt zeigt sich EH so: 7. Januar 1993. "In dieser Nacht habe ich wieder von Dir, liebe Margot, und von Deinem Nest geträumt. Mein Gott, dass das alles so kam. Es ist kaum zu glauben, wie die Menschen manipuliert werden können. Dieser Hexenprozess, diese Sippenhaft”¦" Zu einem Treffen mit Erich Mielke auf dem Gefängnishof am 31. Juli 1992: "”¦Keine Reaktion. Ich nochmals: ‚Erich!‘ Diesmal mit ‚Rotfront‘, dass es über den ganzen Hof schallte. Wieder nichts. Keine Kopfbewegung, kein suchender Blick. Offensichtlich wollte er nicht reagieren. Ich kann und will nicht glauben, dass er so fertig ist”¦"
Zu „Gorbi“, alias Michail Gorbatschow schreibt Honecker: "Im Radio melden sie, dass Gorbatschow nach Berlin kommt, um Ehrenbürger der Stadt zu werden. Welch doppelbödige Moral ist hier am Werke? Der ehemalige Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion wird von denselben Leuten ans Herz gedrückt, die einen anderen Generalsekretär einsperren”¦ Gorbatschow hat offenbar nicht bemerkt, wie er zum Schuft wurde."
Erich fühlt sich missverstanden und von allen verlassen. Mal schaun wie künftige Generationen auf ihn, sein Wirken und Scheitern reagieren. Honnies letzte Seufzer bleiben als traurige Reminiszenz.
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Letzte Aufzeichnungen, Erich Honecker (Autor), Frank Schumann (Herausgeber),192 Seiten, edition ost, 2012, 14,95 Euro