Berlin, Deutschland (Weltexpress). Ein Baum, vom Mark bis zur Borke, wächst und gedeiht, stirbt und brennt auch mal ab. Was nicht abgerannt wird, das wird geerntet. Die Forst- und Holzwirtschaft erntet Bäume in Massen. Deren Holz findet als Baumaterial zu allen Zeiten und an vielen Orten der Welt Verwendung. Bauholz, Vollholz und Brettschichtholz, das kennt der Handwerker wie auch Holzwerkstoffe. Dass wieder ganze Häuser aus Holz gebaut werden in Metropolen aus Beton, aber auch Holzhäuser auf die grüne Wiese oder gar gleich in den Wald gesetzt werden, das ist eher selten, aber ein angenehmer Trend.
Diesen Trend bei den Reichen spiegelt das Buch „100 Contemporary Wood Buildings“ von Philipp Jodidio ab, das soeben im Verlag Taschen veröffentlicht wurde. Wie die Buildings ist auch das Buch ein Kunstwerk. Einerseits ist das schön, andererseits aber ärgerlich, denn wer wirklich lesen will, der findet Block- statt Flattersatz anstrengend wie auch den Umstand, das auf jeder Seite Text dieser in Englisch, Deutsch und Französisch dasteht, einen Zustand, der einen auf Abstand zum Werk hält. Dadurch wird das Buch ein Bilderbuch, durch das man sich nicht liest, sondern das man umblättert. Am Schlimmsten ist die Zeilenlänge, die jeder guten Lesegewohnheit Hohn spottet.
Auch die Seitenzahlen, die auf einer Doppelseite immer nur klitzeklein ins obere linke Eck gerückt wurden und also gerade Zahlen, findet nicht meine ungeteilte Zustimmung, im Gegenteil: Wenn ich eine Lupe zum Lesen brauche, obwohl das Buch über das klassische A4-Format hinausgeht, dann ist das gut gemeinte schlicht schlecht gemacht. Da passt es, dass das Inhaltsverzeichnis zentriert wurde. Das ist so gaga wie manches abgebildete Gebäude. Das fällt aus dem Rahmen des Üblichen, aber niemals im Traum würde einem einfallen, in sowas zu wohnen.
Obendrein gewähren die beiden Bilderbücher keinen ernsthaften und also tiefen Einblick in Materie, in Thema, „in die Techniken, Trends und Prinzipien“ von „junge internationalen Talenten“ der Holz-Architektur und “etablierten Altmeistern der Zunft wie Tadao Ando oder Renzo Piano, die ihre Arbeit mit Holz prägen“, wie der Verlag verkündet, sondern nur einen ersten Eindruck. Das Ganze ist kein wissenschaftliches Werk. Immerhin, wer dem ersten Eindruck Tiefe folgen lassen möchte, der kann sich mit den Namen der Architekten in gut geführte wissenschaftliche Bibliotheken begeben und dort fündig werden. Gut ist, dass jeder Architekt wenigstens mit einem kleinen Graustufenfoto vorgestellt und Kontaktdaten (neben der Anschrift auch Rufnummer und Emailadresse) gegeben werden.
So gesehen sind die 100 zeitgenössischen Holzbauten eine Art Appetizer. Drücken wir die Daumen für weitere Holzbauen und fordern wir eine nachhaltige, umwelt- wie sozialgerechte Forst- und Bauwirtschaft.
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Philipp Jodidio, 100 contemporary Wood Buildings, 100 Zeitgenössische Holzbauten, mehrsprachige Ausgabe: Englisch, Deutsch und Französisch, Hardcover, 656 Seiten, 2 Bände im Schuber, Format: 24 x 30,5 cm, Verlag: Taschen, ISBN: 978-3-8365-4281-4, Preis: 39,99 Euro (D)