Hochstapler – Tom Fernandez erzählt von einem skurrilen Bauvorhaben in seiner Tragikomödie “Susos Turm”

Wie eine Mischung aus Leiter und Bohrturm sieht das Bauprojekt des Titels auf dem Papier aus. Cuno (Javier Camara) findet sie in der Behausung seines Freundes Suso. Die Stimme Susos eröffnet Tom Fernandez lakonische Tragikkomödie aus dem Off. Zu Gesicht bekommt man den Sprecher nicht, denn Suso ist tot, gestorben an einer Überdosis. Sein bester Freund Cundo kehrt nach elfjähriger Abwesenheit zu Susos Beerdigung in das verarmte spanische Bergbauerndorf, in dem er aufwuchs,

zurück. Den Eltern hat er sich als Jugendlicher entfremdet. Obwohl Tom Fernandez, aus dessen Feder das Drehbuch zu “Susos Turm” stammt, es mit sarkastisch-komischen Szenen wie der des ein ums andere Mal weggeschütteten Mittagessens inszeniert, fühlen die Familienmitglieder Verbitterung über ihre zerbrochenes Verhältnis zueinander. Alle sind in ihren persönlichen Wünschen enttäuscht worden, Cundo, der einstige Frauenheld, der sichtlich gealtert und dick geworden ist und eine Tochter hat, die er nie sieht. Sein alkoholabhängiger Vater, die verhärmte Mutter und Cundos desillusionierte Jugendfreunde Fernando (Gonzalo de Castro), Mote (Cesar Vea) und Pablo (Jose Luis Alcobendas). Ihre Ernüchterung versuchen sie im Alkohol zu ertränken. Da findet Cundo die Turmskizze des Verstorbenen. Insgeheim verspürt Cundo wie einst Suso die Sehnsucht, einmal über den Dingen zu stehen. Der Turmbau konfrontiert Cunod mit den Schattenseiten der Vergangenheit, seiner und Susos.

Unten angekommen sind die Charaktere, jeder auf seine Weise. Jetzt wolle sie hoch hinaus. Zuerst Cundo, der einstige Schürzenjäger, Säufer und Drogensüchtige. Mit seinem Eifer, der mehr trotzige Entschlossenheit ist, steckt er seine Freunde an. Das waghalsige Unterfangen des Turmbaus macht die einander Entfremdeten wieder zu Vertrauten. “La Torre de Suso” erzählt seine Geschichte nüchtern und pragmatisch und dennoch mit erfrischendem Humor. Cundo und seine Freunde wollen sich im doppelten Sinne erheben. Praktisch wünschen sie der Perspektivlosigkeit des verarmten Ortes zu entkommen, geistig wollen sie sich einmal erhaben fühlen, für den toten Freund etwas bewegen. Die Arbeit der Bergarbeitergemeinde Untertage ist das metaphorische Gegenstück zu Susos Turmbauambitionen. Der erstickenden Enge setzt Regisseur Fernandez in “La Torre de Suso – Susos Turm” das befreiende Aufatmen in der Höhe entgegen.

 

Doch “La Torre de Suso – Susos Turm” erzählt nicht nur von diesem Erneut-Freunde-Werden nach vielen Jahren. Fernandez Tragikkomödie handelt von der Bedeutung eines persönlichen Ziels. Für die Charaktere besteht die erste Hürde bereits darin, sich überhaupt ein solches Ziel zu setzen. Von dem deprimierenden Leben in dem Bergarbeiterdorf frustriert, haben sie aufgehört, ihre Träume zu verfolgen. Das Versagen und Sich-Gehen-Lassen ist für sie zur Selbstverständlichkeit geworden. Zu Anfang versucht Susos Vater nicht einmal, gegen den Alkoholismus und den Zerfall seiner Ehe anzukämpfen. Tragik und Komik fließen in “La Torre de Suso – Susos Turm” ineinander. Die überzeugenden Darsteller und der authentische Rahmen machen die vorsichtige Hoffnung in “Susos Turm“ glaubhaft. Nur fliegen ist schöner.

Titel: Susos Turm – La Torre de Suso

Start: 17. September

Regie und Drehbuch: Tom Fernandez

Darsteller: Javier Camarra, Gonzalo de Castro, Cesar Vea, Jose Luis

Verleih: Arsenal Filmverleih

www.arsenalfilm.de

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