Es war ein schönes Bild, das außerdem offenbar ein Signal dafür sein sollte, dass die türkische Regierung damit ihre Bereitschaft deutlich machte, sich für die Lage der Christen in der Türkei einzusetzen. So schrieb die „Zaman“-Zeitung, dass Bülent Arinc sagte, er habe zwei Gründe für diesen Besuch gehabt. Einmal sei es der Beginn des Neuen Jahres, zu dem er dem Patriarchen gratulieren wollte und der zweite Grund sei, dass man sich im vergangenen August während eines Meetings in Büyükada getroffen und Arinc bereits zu diesem Zeitpunkt einen Besuch angekündigt habe. „Diesen Besuch heute wollte ich selbst sehr gerne und ich verbinde mit diesem Besuch den Wunsch eines glücklichen Neuanfangs“, zitiert die „Zaman“ Bülent Arinc.
Arinc nutzte die Gelegenheit, den Angriff auf eine Kirche und deren Besucher in Ägypten zu verurteilen. Ein Angriff auf eine Kirche sei eine brutale und unmenschliche Tat, wurde er in der „Zaman“ zitiert. Der Patriarch der östlichen griechisch-orthodoxen Kirche bedankte sich für den Besuch und dafür, dass er Hoffnung habe, dass es zu einem neuerlichen Austausch mit der türkischen Regierung und seiner Gemeinde kommen werde.
Patriarch Bartholomäus gilt als reformorientierter Vertreter der orthodoxen Kirchen und engagiert sich für die Ökumene und den Dialog zwischen den Religionen. Er spricht Griechisch, Türkisch, Italienisch, Deutsch, Französisch, Englisch und Latein fließend. Außerdem wird er der „Grüne Patriarch“ genannt, weil er sich stark für den Umweltschutz einsetzt und 2002 sogar mit dem Sophie-Preis ausgezeichnet wurde. Eines seiner größten Anliegen ist die Wiedereröffnung der 1971 von der damaligen türkischen Regierung geschlossenen theologischen Hochschule von Heybeli Ada. Dies erwähnte er auch während des Besuches von Bülent Arinc. Ohne diese Hochschule sei das Weiterbestehen des Patriarchats gefährdet, sagte er, da der Patriarch nach kirchlichem Recht Priester, jedoch nach türkischem Recht türkischer Staatsbürger sein muss. Die Türkei jedoch entzieht im Ausland studierenden Theologen die Staatsbürgerschaft. „Das Ökumenische Patriarchat ist vielleicht die einzige Kirche der Welt, die keine Möglichkeit hat, ihre Priester auszubilden,“ sagte Bartholomäus schon mehrmals vor der Presse. Die türkische Regierung verweigert dem Patriarchat jegliche rechtliche Anerkennung und das Höchstgericht in Ankara hat dem Patriarchen den Gebrauch des Titels „ökumenisch“ untersagt. Bartholomäus I. wurde 2007 in den Justizpalast vom Stadtbezirk Beyoglu geladen, weil er trotz dieses Verbots an diesem traditionellen Titel festhält. Vielleicht ist der Besuch von Bülent Arinc tatsächlich der Beginn einer neuen Annäherung.