"Mehrere Kämpfer haben ihre Quartiere verlassen und Mobiltelefone abgeschaltet, damit sie nicht mehr geortet werden könnten", meldete die Nachrichtenagentur AFP am Montag unter Berufung auf das mauretanische Nachrichtenportal Alakhbar. Die Hisbollah habe ihre Anhänger aufgerufen, "die Stellungen zu beziehen", hieß es.
Die Hisbollah (Partei Gottes), die das Regime von Syriens Präsident Baschar al-Assad unterstützt, und an Operationen der syrischen Regierungstruppen gegen die Aufständischen teil, ist einerseits eine politische Partei und andererseits eine militärischen Arm, eine Miliz, in der neben Berufssoldaten, also stehenden Streitkräften vor allem auch Soldaten aus dem Volk rekrutiert werden. So gesehen ist die Hisbollah auch ein "Volksheer" der Schiiten im Libanon. Als Partei stellen sie je nach Periode ein, zwei, drei Dutzend Abgeordnete im Parlament und auch Minister in mehreren Regierungen des Landes der Levante. Somit sind die Leute im Land teils eng Verpflochten mit Menschen in Jordanien und Syrien.
Wer die Gründung der Hisbollah unter den Invasoren aus Israel als eine Zusammenführung verschiedener schiitischer Gruppen zu einer großen Abwehrorganisation gegen die israelischen Besatzer, gegen den israelischen Staatsterrorismus versteht und nicht nur als eine Abspaltung von der Amal, die als Bewegung der Unterpriviligierten entstand, der begreift, daß diese sich in erster Linie gegen den Feind Israel richtet.
Wer die Hisbollah als Ganzes ode auch nur den militärischen Arm als terroristisch betrachtet oder bezeichnet, der versteht nicht, daß es sich dabei um eine Bürgerwehr von Schiiten handelt, die vor allem Schiiten im Libanon beschützt, während der politische Arm die Interessen der Schiiten in Parlamenten und Regierungen vertritt.
Wer die Verbindungen der Schiiten im Libanon zu anderen Schiiten (im Iran, in Syrien, in Jordanien, im Irak, in Palästina) trennen will, der greift indirekt die Schiiten im Libanon an. Daß die für ihr Selbstbestimmungsrecht kämpfen, sich wehren und im Syrien-Krieg Partei ergreifen und also die in erster Linie alawitischen Assad-Regierung, die gleichwohl säkular und eine Regierung der Baath-Partei ist, gegen ihre Feinde verteidigen, das ist mehr als verständlich, denn die Alawiten zählen zum schiitischen Teil des Islam. Die Alawiten (ehemals Nusairier) in der Levante leben vor allem im Südosten der Türkei, in Westen Syrien und im Norden des Libanon.
Wenn vor allem die einstige Kolonialmacht Frankreich, die Syrien besetzten und nach dem Prinzip Teile und Herrsche unterdrückte, und Israel mit der Schutzmacht USA noch massiver in den Krieg in Syrien eingreifen, dann wächst die Gefahr, daß sich dieser Krieg – und auch darauf deutet die Mobilmachung der Hisbollah hin – auf die Levante ausdehnt.