Solche Praktiken sind heutzutage leider Realität geworden, allgemein übrigens im Profigeschäft. Konkret zu Hertha: Hertha ging mit drei jungen Torstehern in die Saison. Thomas Kraft , Sascha Burchert und Philipp Sprint. Alle unter 25 Jahre jung. Die als Aufsteiger überaus erfolgreiche Hinrunde, Tabellen 6., 28 Punkte, 27:20 Tore(erstaunlich wenig Gegentore) wurde in 17 Begegnungen entsprechend der Kaderbesetzung mit einem Keeper mehr bestritten. Marius Gersbeck kam im letzten Hinrundenspiel beim 2:1-Sieg in Dortmund 1 x zum Einsatz. Als Ersatzkeeper waren ansonsten Sascha Burchert und Philipp Sprint nominiert. Thomas Kraft stand 16 x zwischen den Pfosten. Sprint kam kein einziges Mal in den Meisterschaftsspielen zum Einsatz, Burchert insgesamt zuvor 5 x in der Bundesliga. Und Philipp Sprint wurde, so Joas Luhukay, in die U 23 zurückversetzt, heißt aktuell ausortiert.Tatsache ist, Hertha hatte stets im eigenen Nachwuchs gute Torsteher hervorgebracht. Sascha Burchert leidet momentan an einer Sprunggelenksverletzung, der 18jährige Marius Gersbeck hat ihn leistungsmäßig bereits den Rang abgelaufen, so eben auch dem Philipp Sprint. Konkurrenz belebt das Geschäft. Dafür sei vor allem Rune Jarstein verpflichtet worden. Was aber bleibt dann Marius Gersbeck, wenn sich herausstellen sollte, wenn dass, was in ihm steckt, was viele erkennen und erwarten, dann zum Thema wird? Die logische Konsequenz für eigene Nachwuchstalente wäre bzw. war bisher so: Als Jungtalent und Nr. 3 im Staate Berlin bleibt auszuwandern bzw. sich einen neuen Verein zu suchen. Die Fußball-Woche titelte: Im Tor wird’s spannend.
Thomas Kraft ist den Traineraussagen zufolge die klare Nr.1 – der als Nr.1 gesetzte norwegische Nationaltorwart Rune Jarstein seine Vertretung, im Grunde keine klassische Nr.2, er wisse genau, was er will, so Jos Luhukay – garantiert nicht dauerhafter Ersatz und auf lange Zeit die Nr.2 zu sein. In Belek teilt er sich im Trainingslager ein Zimmer mit Marius Gersbeck. Und nach Aussagen von Torwarttrainer Richard Golz beäugen sich die Kollegen bei guter Stimmung kritisch. Und was passierte aktuell? Marius Gersbeck, 18 Jahre jung, verletzte sich am ersten Tag im Trainings-Lager am Knie. Stammkeeper Thomas Kraft kuriert eine Bänderdehnung aus und June Jarstein fiel mit Problemen am Oberschenkel im zweiten Testspiel gegen Hannover 96 aus. Also wurde Philipp Sprint vom Aussortierten plötzlich zur Nr.1 – musste allerdings extra aus Berlin eingeflogen werden und hielt an seinem aufregenden Tag das Hertha-Tor in einem lebhaften Test bei überzeugender Leistung rein – Endergebnis 0:0. Jos Luhukay über seinen 1,96 m großen Torwart: „Philipp hat sehr gut gehalten, hat Ruhe und Sicherheit ausgestrahlt. Kompliment an den Jungen. Das war ein turbulenter Tag für ihn, prima!“
Dennoch bleibt abschließend jenes besondere Faktum: Kein anderer Bundesligaclub leistet sich einen Ersatz-torhüter, der in seiner Nationalmannschaft als Nummer Eins gesetzt ist. Hertha kann sich den Luxus nach baldiger Genesung der Verletzten leisten. Und das in der wirtschaftlichen Situation, in der jede Investition doppelt und dreifach geprüft werden muss.