Berlin, Deutschland (Weltexpress). Das Berliner Olympiastadion ist ein Inbegriff für West-Berlin, umgekehrt steht der BFC Dynamo für die Fußball-Tradition des ebenso untergegangenen Ost-Berlin. Der heimische Jahn-Sportpark war anderweitig vergeben, auch mangels Alternativen im Osten der Stadt zogen sie nach Charlottenburg. Alle waren sie da, „außer Erich Honecker“, 14.357 Anhänger konnten mobilisiert werden. Es wurde ein neuer Zuschauerrekord, im Jahr zuvor, gegen Schalke, waren es 14.117. Statt Herthinho betrat BFC-Maskottchen Teddy den Rasen, angekündigt von Martin Richter, der Pressesprecher ist hier auch für die Ansagen im Stadion zuständig. Im Stadionheft war zu lesen: „Ich habe das Olympiastadion aus vielen Perspektiven erleben dürfen. Als Zuschauer, Balljunge, Pressevertreter und als Gast im VIP-Bereich. Doch ich hätte niemals gedacht, dass der BFC jemals ein Pflichtspiel im Olympiastadion absolvieren wird.“ Apropos Teddy, seit 2017 ist er wieder das Maskottchen, der 2014 eingeführte „Helmut“, fand bei den Fans so gar keinen Anklang. Bis zur Wende zierte Teddy, der Bär mit der Krone, die Programmhefte des BFC Dynamo. Er wurde nach fast 30 Jahren quasi wiederbelebt.
Natürlich wurde gehofft, auf das schier Unmögliche, auf das Straucheln des Favoriten. Der 1. FC Köln will den „Betriebsunfall“, den Abstieg aus der 1. Bundesliga, ganz schnell reparieren. Trainer Markus Anfang schickte einen namhaften Kader auf den Platz. BFC Trainer Rene Rydlewicz dagegen blieb nur das letzte Aufgebot. Die Liste verletzter Spieler war vor der Partie auf sechs angewachsen.
Es begann, wie es sich der BFC-Fan in kühnen Träumen ausgemalt hatte. In der 19. Minute bekamen die Kölner einen Angriff des BFC nicht richtig geklärt. Ein Einwurf sorgte für Verwirrung in der Kölner Abwehr. Patrik Twardzik kriegt den Ball vor die Füße und sein beherzter Rechtsschuss landet im Tor. Timo Horn streckte sich vergebens und bis auf die 3.000 Kölner im Gästeblock neben dem Marathon-Tor standen die besetzten Teile des Olympiastadions Kopf. Nach über 270 Pflichtspielminuten hatte der BFC wieder getroffen. Es war zudem ein historisches Tor, es war das erste im DFB-Pokal, seit eine Teilnahme für den BFC möglich ist. Erzielt durch den Tschechen Patrik Twardzik, der, obwohl erst 25, bereits einige Stationen als Profi hinter sich hat. Für ein Jahr, von 2009 bis 2010 spielte er für die U17 von Hertha BSC, Celtic Glasgow, Rot-Weiß Erfurt, Germania Halberstadt waren einige Stationen, die folgten. Jetzt traf er, nicht nur zur 1:0 Führung, auch für die Chronik des BFC.
Die Freude und Hoffnung vielleicht Zeuge einer Sensation werden zu können, währte nur knapp zwei Minuten. Dann schlug Simon Terodde mit einem lupenreinen Hattrick zu. Komplettiert durch einen Treffer von Dominick Drexler lagen die Dynamos bereits zur Halbzeit aussichtslos mit 1:4 hinten. Es kam noch schlimmer, trotz hochsommerlicher Temperaturen spielte der FC konzentriert weiter, während der BFC immer schwächer wurde. Überfordert und hilflos kassierte der Regionalligist weitere fünf Gegentreffer. Es wurde wenigstens nicht zweistellig. Hohe Niederlagen sind sie gewohnt, in den letzten drei Punktspielen kassierten sie 10 Gegentreffer. Oh je, in dieser Form sind die weinroten kaum tauglich für die Regionalliga. Es muss hierbei nochmals erwähnt werden, dass dem BFC aktuell sechs Spieler fehlen. Schmerzlich vermisst werden Dominick Drexler, die Neuzugänge vom Ligarivalen Victoria 98 Patrick Brendel und Niklas Brandt, dazu David Malembana, Vincent Rabiega und Deniz Citlak. Das ist eine stattliche Verletztenliste und verheißt nichts gutes für die nächsten Spiele.
Für die Anhänger blieb ein bittersüßes Erlebnis übrig. Es war das erste Pflichtspiel im Olympiastadion, sie sahen das erste Tor ihres Vereins im DFB-Pokal, nur auf das Endergebnis wollten sie lieber nicht schauen. Ihr Verein war mit einer 1:9 Niederlage draußen.