Beide Mannschaften sind über’s Wochenende, ohne einen Finger zu rühren, als Tabellennachbarn punktgleich auf dem 12. und 13. Rang zu finden. Dabei standen sie nach dem dritten Spieltag auf den Plätzen sieben (Union) und acht (Fortuna). Fünf Mannschaften, die hinter ihnen lagen, aber in der vierten Runde siegten, sind vorbeigezogen. Um Anschluss ans vordere Mittelfeld zu halten, muss man heute also siegen.
Die Gäste – immerhin als Absteiger aus der ersten Bundesliga mit dem Ziel sofortiger Wiederaufstieg – haben also allen Grund, aus Köpenick einen Sieg mitzunehmen. Alles andere wäre ein Tiefschlag für ihre Ambitionen. Zumal Trainer Mike Büskens seit Beginn der Saison rätselt, weshalb seine Mannschaft an einer gewissen Torabstinenz leidet. In vier Pflichtspielen (einschließlich der Pokalniederlage) konnten seine Spieler nur dreimal das Tor treffen und das bei 19 hochkarätigen Gelegenheiten.
Nun haben sich die Düsseldorfer Hilfe geholt: Aus Neapel reiste gestern der österreichische Nationalstürmer Erwin Hoffer an. „Wir sind uns mit dem SSC Neapel und dem Spieler einig“, hatte Wolf Werne, Sportvorstand der Fortuna, am Freitag gesagt. Am liebsten sollte der Wunschstürmer von Büskens bereits heute im Kader stehen. Aber die Transferangelegenheiten verliefen wegen eines Feiertages in Italien nicht so zügig, wie sich das die Vereinsführung gewünscht hätte. Vielleicht ein Vorteil für nUnion. Denn Hoffer hat zwar bei Neapel nicht so recht eingeschlagen, wurde deshalb viel verliehen. Er hat aber bei Eintracht Frankfurt und auch in Kaiserslautern als Leihspieler durchaus seine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor gezeigt. Auch bei bislang 28 Einsätzen in der Nationalelf von Österreich erwies Hoffer sich als Stütze der Mannschaft und schoss vier Tore.
Aber auch ohne Hoffer wird Fortuna alles versuchen, heute abend ihr Tor-Glück zu finden. Die Mannschaft hat ein großes und erfahrenes Potential. Und die eisernen Gastgeber müssen schon zu Höchstform auflaufen, um den durchaus als Favoriten angereisten Gast zu besiegen. Sicher ist auf jeden Fall, dass auf den Rängen Stimmung von Weltklasse herrschen wird. Von den Unionern ist man das sowieso gewohnt. Aber auch die Fans der Fortuna sind bekannt als ausgeschlafene und feierwütige Tribünenpiraten.
Trotz der direkten TV-Übertragung bei Sport 1 und des ungünstigen Montagabend-Termins dürfte das Stadion wieder so gut wie ausverkauft sein. Fans wie auch Trainer erwarten einen knappen Ausgang. Meist endeten die Begegnungen beider Mannschaften nur mit einem Tor Unterschied. „Auf uns lastet schon ein wenig Druck“, gesteht Uwe Neuhaus, Unions Trainer, im Vorfeld. Klar, der erste Heimsieg seiner Kicker steht noch aus. Auch im Kader gibt es noch offene Fragen. Dass der erfahrene Innenverteidiger Mario Eggimann nach seiner Verletzung auf dem Platz stehen wird, ist kaum zu erwarten. Auch der junge Stürmer Steven Skrzybski fehlt verletzt. Und Baris Özbek, der in Dresden eine Klasse-Partie spielte, ist angeschlagen. Aber der Kader ist eigentlich gut aufgestellt bei den Berlinern. Auf jeden Fall ist ein heißer Abend zu erwarten in Köpenick.