Heavy Metall – Robert Downey, Jr. zieht in Jon Favreaus „Iron Man 2“ zum zweiten Mal die Metallrüstung an

Als brillanter, millionenschwerer Rüstungstechniker, der im selbstkonstruierten Kampfanzug für Recht und Ordnung kämpft, ist Stark prädestiniert zur Hassfigur aller Liberalen. Aber wer würde einen Superhelden hassen, der in seinem Kostüm betrunken Parties feiert, Stan Lee mit Hugh Hefner verwechselt und in seinem Quartier ein „Iron Man“-Plakat von Shepard Fairey aufhängt? Und wenn Tony Stark dieses Flair nicht hätte? Dann wäre er ein schmieriger Kriegstreiber wie Justin Hammer (Sam Rockwell). Der in der Verfilmung zum Russen abgewandelte Ivan „Whiplash“ Vanko (Mickey Rourke) erhält kaum Raum sich als ambivalenter Schurke zu profilieren. Eigentlicher Widersacher und dunkles alter ego Starks ist Hammer. Mehr Konkurrent als Gegner, arbeitet Hammer an einer eigenen Version der Iron-Man-Rüstung, in deren Prototype Don Cheadle zu Iron Mans späterem Verbündeten „Warmachine“ werden darf, und tritt genauso großspurig auf wie der Hauptcharakter. Doch während Starks Sprüche treffen und seine Arroganz von Selbstironie gemildert wird, bleibt Hammer ein protziger Möchtegern-Playboy. Er ist nur eine blasse Kopie des Originals, wie seine Kampfmaschinen schlechte Nachkonstruktionen des echten Iron Man sind.

„Ich habe erfolgreich den Weltfrieden privatisiert.“, prahlt Stark nach einer Anhörung, welche die Gefährlichkeit von Iron Man kritisiert. Unfreiwillig bestätigt seine Aussage, was Stark vor dem Komitee abstritt: seine Superheldenuniform ist eine schier unbesiegbare Waffe, welche Frieden garantiert – solange es ihrem Besitzer gefällt. Er habe ein Schwert geschaffen, von dem er glauben mache, es sei ein Schild, wirft Hammer Stark zu Recht vor. Obwohl seine bürgerliche Identität in der Verfilmung bekannt ist, wirkt Iron Man aufgrund seines roboterhaften Äußeren entmenschlichter als maskierte Superhelden. Wie kaum eine andere Figur des Marvel-Universums verkörpert er einen im wahrsten Sinne eisernen Militarismus. Kritisch sieht Regisseur Favereau das nicht. Darauf, dass Favereau seine Figur nicht in der Tradition von Christopher Nolans zerrissenem Batman sieht, verweist bereits der Song aus der alten „Iron Man“-Serie, der schon im ersten „Iron Man“ auftauchte. Statt Black Sabbath liefern nun AC/DC die kontrastierenden Rockklänge. Das Versprechen, in der Fortsetzung der als Triologie konzipierten „Iron Man“ – Filmreihe die dunklen Seiten des Helden zu ergründen, löst „Iron Man 2“ nicht ein. Tony Starks Alkoholproblem wird nur angedeutet. Dass zuviele Drinks und ein superstarker Kampfanzug eine fatale Kombination sein können, zeigt der Actionfilm in einer eher kumpelhaften Rauferei zwischen Downey, Jr. und Cheadle.

Tonys Konflikt mit seinem Vater wird geglättet, indem sich der Verstorbene dank eines alten Videos quasi aus dem Jenseits mit seinem Sohn versöhnt. Stellt er Stark mit der Aussage „What is and anlways will be my greatest creation is You.“ indirekt in eine Reihe mit seinen mechanischen Konstruktionen, erscheint dies als zynische Prophezeiung von dessen Doppelleben als „Iron Man“. Dass Gefühlsnuancen weder die Stärke des Comichelden noch der Comicverfilmung sind, bekommt auch Starks Assistentin Virginia „Pepper“ Potts (Gwyneth Paltrow) zu spüren. Wie die Kurzauftritte Scarlett Johanssons und Samuel L Jackson bleibt ihre Romanze mit dem Superhelden Beiwerk. Wo bei anderen das Herz schlägt, läuft bei Stark eine Hochleistungsbatterie. Auch das hat Favreaus „Iron Man 2“ mit seiner Hauptfigur gemein.

Titel: Iron Man 2

Land/ Jahr: USA 2010

Genre: Actionfilm

Kinostart: 6. Mai 2010

Regie: Jon Favreau

Drehbuch: Justin Theroux

Darsteller: Robert Downey, Jr., Gwyneth Paltrow, Mickey Rourke, Don Cheadle, Sam Rockwell, Scarlett Johansson, Samuel L. Jackson

Laufzeit: 133 Minuten

Verleih: Concorde

www.concorde-film.medianetworx.de

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