Potsdam, Brandenburg; Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wer kennt sie nicht, die alte Meierei in Potsdam. Diese steht seit Jahren im Neuen Garten. Der Garten, genauer: ein Park, der als Neuer Garten bezeichnet wird, gehört zum beeindruckenden Areal der Potsdamer Schloßparks. Daß auf dem über einhundert Hektar großen Gelände auch ein Schloß steht, Cecilienhof genannt, das versteht sich in Potsdam von selbst, aber eben auch
die alte Meierei im Neuen Garten
Das Schloß wurde nach Plänen von Carl von Gontard und Carl Gotthard Langhans gebaut, Langhans war es, der auch der Baumeister der Meierei war, wobei Andreas Ludwig Krüger die Bauausführung von 1790 bis 1792 übernahm. En passent, wie man meinen möchte, wurde auch das Marmorpalais gebaut. Während die alte Meierei noch der Versorgung der Gesellschaft am Hof mit Milch und Milchprodukten wie Butter diente, wird dort heute Bier gebraut. Zudem werden Speisen zubereitet und Gäste vor Ort verköstigen.
Die Meierei wurde übrigens noch unter Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen erweitert, 1943/ 1844 wurde unter der Führung von Ludwig Ferdinand Hesse nach Plänen von Ludwig Persius ein zweites Vollgeschoß aufgesetzt. Ein Turm, der nicht einstürzt, kam hinzu sowie ein Zinnenkranz für den normannischen Charakter des Anwesens. Das war jedoch nicht alles. 1861 wurde die Meierei um ein Maschinenhaus, auch Pumpenhaus genannt, erweitert. Obendrein kam ein quadratischer Schornstein, ebenfalls mit Zinnen versehen, hinzu. Der ragt wie die Bäume darum herum rank und schlank in den Himmel über die Seen, der Jungfernsee zu Füßen, Heiliger See und Tiefer See nicht fern, hinauf, aber nicht bis zum Pfingstberg mit dem Panonatempel und samt dem beeindruckenden Belvedere mit super Aussicht von Kolonnade und Turm über das alte und neue Potsdam.
Das alt und neu relativ ist, das wissen Dichter und Denker, Kenner und Kritiker. Die Meierei ist nur alt. Sie ist auch keine mehr. Und im Neuen Garten grasen auch keine Kühe mehr. Erhalten bleib der Name und das Gastrecht, denn ein ehemaliger Bedienstete des auch Lüderjahn genannten Friedrich Wilhelm, der ohne Erlaubnis jahrelang Gäste bewirtete, fing damit an. Mit dem Gastrecht war das zur Zeit der Deutschen Demokratischen Republik auch so eine Sache und in der alten Meierei an der Grenze zu West-Berlin verboten.
Nachdem die Mauer fiel, durfte auch die Schiffsanlegestelle gleich hinter der Nordmauer, die den Neuen Garten begrenzt, wieder benutzt werden. Wie in den Jahrhunderten zuvor, also im 17. und 18. Jahrhundert, so dürfe auch am Ende des 19. Jahrhunderts dort wieder angelegt werden. Das Anlegen und Ankommen übers Wasser ist bis heute nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Damals gab es nicht nur einen Anleger, sondern sogar einen Hafen und Leuchtturm. Doch der Hafen ist längst eine Wiese an der Meierei Potsdam, wo man geschmackvolle Braukunst erleben und ertrinken kann.
Die Brauerei
Und die neue Brauerei in der alten Meierei? Die denkmalgerechte Wiederherstellung und den Ausbau zur Gasthausbrauerei wurde bei Putzmann + Partner Architekten, Berlin, geplant. „Nach langem Ruinendasein von 1945 bis 2002, erzählt Jürgen M. Solkowski von der der Gasthausbrauerei Meierei im Neuen Garten GmbH, „präsentiert sich die ehemalige Meierei nun als Gasthausbrauerei in einmaliger Lage direkt am Jungfernsee.“
Daß „das Konzept der Meierei … auf die Brauertradition, nach der, bevor in Deutschland die ersten Großbrauereien entstanden (ab 1860), ein jeder Wirt sein eigenes Bier gebraut hatte“ zurückgreift, das schreibt Dr. Gabriele Horn. Über die „Geschichte der Meierei Potsdam“ weiß die Stiftungskonservatorin allerhand mitzuteilen, aber auch Brauer Jürgen-M. Solkowski, der durch die Brauerei führt. Oben in der Mälzerei beginnt die Führung und geht runter in den Südkeller, Gärkeller und Lagerkeller.
Brau-Ingenieur Solkowski studierte übrigens an der Technischen Universität in Berlin. 1987 eröffnete er mit dem „Luisenbräu“ am Schloß Charlottenburg die erste Gasthausbrauerei der Hauptstadt, 1994 in Spandau ein Brauhaus mit Hotel und im Juni 2003 wurde die neue Brauerei in der alten Meierei im Neuen Garten in Potsdam eröffnet.
Die Biere
Wie wäre es mit einem Lüderjahn? Das ist ein Meierei-Bier mit 11,8% Stammwürze und einem Alkoholgehalt von 4,8 Volumenprozent (Vol.-%). Mit dem Meierei Lüderjahn genannten Bier werde, so sagte uns Braumeister Jürgen M. Solkowski bei einer Brauereibesichtigung mit Bierprobe, „der Erbauer der Meierei geehrt“. Auf Lüderjahn und seine Lohnarbeiter!
Anstoßen möchte man auch mit dem Hausbier in der Abfüllung, dem Meierei Hell der Brauerei Meierei. In einem guten Glas steckt 12,8 % Stammwürze und 5, Vol.-%.
Etwas Besonderes ist – keine Frage – die Berliner Weiße. Sie ist endvergoren. Eine Flasche Berliner Weiß (0,33 Liter) aus eigener Abfüllung bietet 12,8 Prozent Stammwürze und 4,2 Vol.-%. Daß es diese Weiße auch als Flaschengärung (0,7 Liter) gibt, das das nicht verschwiegen werden.
Mein Favorit ist das Meierei Weizen genannte obergärige Bier (12,8 Prozent Stammwürze und 5,2 Vol.-%. Das gilt als typisches Biergarten-Bier, geht aber nicht nur im Biergarten der Gasthausbrauerei Meierei im Neuen Garten GmbH von Hannelore Maiwald-Solkowski und Diplom-Brau-Ingenieur Jürgen-M. Solkowski weg wie warme Schrippen, sondern auch drinnen.
Dort darf das Sudhaus, das Malzlager, die Schroterei, den Gärkeller und den Lagerkeller besucht und auf zwei Etagen der traditionsreichen Gasthausbrauerei gegessen und getrunken werden. Vor allem deftige Hausmannskost wird zum im Hause hergestellten Bier genossen.
und das Biergulasch
Beim Schroten des Malzes oder Maischen im Sudhaus darf zugeschaut, aber nicht mitgeholfen werden. Das gilt auch für die gute Küche. Ein Einblick wird gerne gewährt, doch der Gast ist schließlich Gast. Er darf und soll genießen, beispielsweise Meierei-Brot mit Griebenschmalz und Spreewälder Gewürzgurke. Das muß sein und für mich auch der Matjes-Mix und die Soljanka und das Biergulasch vom Rind und das Eisbein „Berliner Art“ und so weiter und so fort.
Wer einmal etwas probieren möchte, der fahre mit dem Dampfer donnerstags in die Gasthausbrauerei Meierei und bestelle Brauers Grillhaxe. Zur knusprigen Schweinshaxe frisch aus dem Ofen mit buntem Krautsalat gehört ein frisch gezapftes Meierei Hell 0,5 Liter.
Ich komme wieder und werde wieder Biergulasch, ein Eintopf voll mit Rindfleisch und hochwertigem hauseigenen Bier, bestellen und alle Biere einmal durchprobieren. So viel Zeit möchte man mitbringen in die
Gasthausbrauerei Meierei in Potsdam
Adresse: Im Neuen Garten 10, 14469 Potsdam
Kontakt: Telefon: 03317043211, E-Brief: kontakt@meierei-potsdam.de
Heimatseite: meierei-potsdam.de
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