Umso mehr aber tut dies das Serienmodell Duster, Dacias erster Geländewagen und jüngster Spross der mittlerweile auf sechs Modelle gewachsenen Logan-Familie. Als wäre der Name Programm, soll der Duster im beliebten Segment der kompakten SUV für Unruhe sorgen und dabei mächtig Staub aufwirbeln. Denn das 4,31 Meter lange Mehrzweckmobil unterbietet im Preis – getreu der Haus-Philosophie – gnadenlos die gesamte Konkurrenz. Je nach Ausstattung und Motorisierung kostet der Duster zwischen 11.900 und 18.200 Euro. „Wir wollen erobern“, sagt Detourbet und teilt den typischen Duster-Kunden in zwei Kategorien: „Die einen kommen bereits aus dem 4×4-Segment, haben aber aus Kostengründen stets gebrauchte SUV gekauft. Die anderen sind Limousinen-Fahrer, die zwar immer gern einen Geländewagen besitzen wollten, ihn sich aber bislang nicht leisten konnten.“
Allein in Deutschland hat Renault auf seiner Internetseite über 8000 Anfragen für Probefahrten registriert. Nie zu vor gab es ein solch großes Interesse. Zu Recht? Wir konnten den Duster vergangene Woche ausgiebig in Marokko fahren, auf Asphalt, auf Schotter und im Gelände. Selten hat uns ein Auto so positiv überrascht. Der Duster bietet neben hoher Sitzposition, guten Platzverhältnissen, großem (475 bis 1636 Liter) Kofferraum auch sehr angenehme Fahreigenschaften. Er ist leise, handlich und komfortabel und steckt selbst schlechte Wegstrecken klaglos weg. Nichts klappert oder knistert. Man hat den Eindruck, hinter dem Lenkrad eines sehr viel höherwertigen Autos zu sitzen. Das Cockpit – es stammt wie viele andere Teile aus dem Sandero – ist keine billige Plastiklandschaft. Auch die Verarbeitung geht in Ordnung.
Gegen Aufpreis von 1800 Euro arbeitet unter dem Duster der variable Allradantrieb des Nissan Murano. Eine elektromagnetische Kupplung leitet hier die Kraft bei Bedarf bis zu 50 Prozent an die Hinterachse und lässt den Kompakt-SUV auch schwieriges Gelände locker unter die Räder nehmen (Bodenfreiheit 21 cm). Auf ein Untersetzungsgetriebe allerdings verzichtete Dacia, spendierte dafür ein Sechsganggetriebe und übersetzte den ersten Ganges sehr kurz. Bei 1000/min kraxelt der Duster mit nur sechs km/h durchs Terrain.
60 Prozent der Kunden, so glaubt Marketing-Leiterin Nadine Meier, werden sich für den Benziner entscheiden. Der 1,6-Liter-Vierzylinder ist laufruhig, mit 105 PS ausreichend kräftig, lässt sich angenehm leicht schalten und soll im EU-Mix nur 7,5 l/100 km verbrauchen. Ebenfalls ab sofort verfügbar ist der bekannte 1,5-Liter-Renault-Diesel mit 86 PS. Eine stärkere Version mit 107 PS folgt im Juni.
Angeboten wird der Duster in vier Ausstattungslinien. Der Lockpreis von 11.900 Euro für die Basis dürfte dabei nackte Theorie sein. Er ist mit so vielen Nachteilen behaftet, dass sich kein Kunde dafür entscheiden wird. So ist nicht nur die Ausstattung mager, sondern der Duster-Käufer hat auch keine Chance auf weitere Komfort- und Sicherheitsextras. Pakete, die Klimaanlage, Leder, Leichtmetallfelgen oder selbst eine geteilt umlegbare Rücksitzbank enthalten, bleiben ihm verwehrt. Um wenigsten halbwegs akzeptabel ausgestattet unterwegs zu sein, sollte also mindestens die Version Ambiance für 12.700 Euro gewählt werden. Hier sind eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, Seitenairbags und elektrische Fensterheber an Bord. 900 Euro zusätzlich kosten Klimaanlage und CD-Radio, 300 Euro zahlt man für eine asymmetrisch geteilte Rücksitzbank und dafür, dass wenigstens Fahrersitz, Lenkrad und Sicherheitsgurte in der Höhe einstellbar sind. Soll es statt des Benziners der 107-PS-Diesel sein, werden mindestens 15.400 Euro und zwangsläufig die Ausstattung Lauréate fällig. Dann aber hat der Duster-Fahrer die Möglichkeit, ein bei Dacia bislang nicht erhältliches Sicherheits-Feature zu ordern – den elektronischen Schleuderschutz ESP.