Berlin, Deutschland (Weltexpress). Dass die Türkei ein imperialistischer Staat ist, mithin ihre Eliten also bestrebt sind, ihren Macht- und Herrschaftsbereich im kulturellen wie auch im politisch-ökonomischen Bereich auszudehnen, das weiß nicht nur jeder Kurde.
Statt einen kurdischen Staat zu schaffen, unterdrücken die Türken nicht nur die Kurden in der Türkei, sondern auch anderswo. Und die Türkei führt einen mitunter offenen, oft geheimen Krieg gegen Syrien.
Am 24. August 2016 marschierten Türken bei der Operation Euphrat-Schild nach Syrien ein, angeblich den Islamischen Staat aus der Region zwischen Aleppo, Afrin und Manbidsch zurückzudrängen. Doch bei genauerem Hinsehen ging es der Erdogan-Türkei darum, ein einheitliches kurdisches Staatsgebiet an seiner Grenze und einen Zusammenschluss von Truppen der Yekîneyên Parastina Gel (YPG) und Demokratischen Kräfte Syriens (DKS) zu verhindern, die mehr oder weniger mit der Partiya Karkerên Kurdistanê (PKK) kooperieren beziehungsweise im Falle der YPG deren verlängerter Arm in Syrien sind.
Im Oktober 2017 brachten die Türkei bei einem weiteren Einmarsch Truppen in Absprache mit Dschihadisten in der Provinz Idlib südlich von Afrin, westlich von Aleppo und nördlich von Idlib in strategische Stellungen.
Am 20. Januar 2018 wurde die Operation Olivenzweig gestartet. An dem Tag startete die Türkei eine militärische Offensive auf Afrin im Norden Syriens.
Während des Krieges in Syrien sind annähernd 4 Millionen Menschen aus Syrien in die Türkei geflohen, weil die Türken mit anderen Mächten Oppositionelle aller Couleur in Syrien bewaffnete und einen Bürgerkrieg provozierte.
Im Verlaufe des Krieges errichtete die Erdogan-Türkei erst einen über 800 Kilometer langen Zaun an der Grenze nach Syrien, dann wollten sie eine 30 Kilometer breite Sicherheitszone schaffen. Alles richtete sich in erster Linie gegen Kurden, gegen PKK, YPG und DKS.
In von Türken eroberten kurdischen Gebieten, die bis zum Stellvertreterkrieg in Syrien syrisches Staatsgebiet waren, findet eine Türkisierung statt.
Darauf weist ein Beitrag mit dem Titel „Türkei weitet ihren Einfluss im besetzten Norden Syriens aus“ im „Standard“ (17.11.2018) hin in dem es heißt: „Das Telefonnetz ist türkisch, die Produkte im Supermarkt sind türkisch und in der Schule wird seit kurzem auch Türkisch als Fremdsprache unterrichtet: Zwei Jahre nach Eroberung der nordsyrischen Region um Azaz, Al-Bab und Jarablus durch die Türkei ist die Präsenz türkischer Unternehmen und Institutionen in der Region unübersehbar.“
Informationen dieser Art findet man in Staats- und Konzernmedien in der Bundesrepublik Deutschland sehr selten, darauf, dass Türken nicht nur Anatolien türkisiert haben, sondern mit der Türkisierung auf ehemaligen syrischen Staatsgebiet unverholen fortfahren, weist niemand hin.
Das, was die Türkei betreibt, ist ein Protektorat. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärte Ahmet Yayla von der Universität DeSales in den Vereinigten Staaten von Amerika (VSA): „Die gesamte Verwaltung dieser Städte wird von der Türkei geführt. Es ist eine Art Mandat.“ Niemand, weder die VSA noch das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland und noch nicht einmal die Vereinten Nationen erteilten Ankara dieses Mandat. Die Türken haben kein Recht dieser Welt, die staats- und völkerrechtlichen Interessen dieses Landes und dieser Leute zu vertreten.
Seit der Operation Schutzschild Euphrat schreitet die Türkisierung voran. Das türkische Besatzungsregime befahl, die Straßenschilder mit der türkischen Sprache zu ergänzen. In den Schulen wird statt Französisch als Fremdsprache Türkisch als Pflichtfremdsprache unterrichtet. Die Türkei verhält sich in den eroberten Gebieten als Besatzungsmacht, die sie de facto und de jure ist. In vielen Behörden und selbst in Krankenhäusern hängen Bilder des geliebten Führers der Türken: Erdogan.
Im „Standard“ endet der Artikel mit den Worten: „Draußen auf den Straßen sorgen von der Türkei ausgebildete Polizeikräfte für Ordnung. Die eigentliche Macht liegt freilich weiter in der Hand des türkischen Militärs und Geheimdiensts.“