Berlin, Deutschland (Weltexpress). Alle Jahre wieder versammeln sich im Wonnemonat Mai Gasgrößen im Adlon, dem einst besten Hotel Berlins, das runterkommen ist wie die Bundesregierung ein paar Straßen weiter. Scheinbar hui, aber wenn man genauer hinsieht: pfui und zwar ziemlich. Geladen hatte wieder einmal die Russischen Gasgesellschaft (RGO).
Den einen gilt RGO als eine Art Branchenvertreter, der alle großen Gasunternehmen der Russischen Föderation, beispielsweise Gazprom, aber auch andere Förderer und Veredeler sowie Transporteure und Händler von Erdgas vereinigt, um gemeinsame Interessen durchzusetzen. Den anderen gilt die RGO als verlängerter Arm von Gazprom.
So oder so wird das betrieben, was man Klinkenputzen oder neudeutsch Lobbyarbeit nennen könnte. Mal wird ordentlich antichambriert, mal Folterinstrumente vorgeführt. Keinesfalls knallt die Peitsche.
Ihr Vorsitzender, der Duma-Abgeordnete Valerij Jasew, konnte es sich hier und heute nicht verkneifen, in Bezug auf die Attacken der Anglo-Amerikaner auf die Reste der Deutsch-Russischen Freundschaft, Völkerverständigung und Wirtschaftsbeziehungen mit Sticheleien zu antworten.
Klaus Ernst (Die Linke) teilte mit, dass die Russische Föderation Gas noch nie als politisches Druckmittel gegen die Bundesrepublik Deutschland (BRD) oder die Europäische Union (EU) eingesetzt habe, merkte aber ausdrücklich an, dass das bei den Vereinigten Staaten von Amerika (VSA) anders aussehen würde.
Ernst erklärte: „Ich finde es unerträglich, wie der amerikanische Botschafter in Deutschland agiert. Der führt sich auf, als seien wir eine amerikanische Kolonie. Die Amerikaner machen eine aggressive Politik, um ihre Interessen durchzusetzen. Wir brauchen eine europäische Strategie, uns dagegen zu wehren. Die Sanktionen gegen Russland sind auch nicht in europäischem, sondern eher in amerikanischem Interesse. Ich plädiere ausdrücklich dafür, diese zu beenden.“
Auf der Gaskonferenz in Berlin gab es niemanden, der bei der Diskussion über Fracking-Gas aus den VSA oder Erdgas aus Russland für die VSA entscheiden konnte. Sowohl aus Umwelt- als auch aus Kostengründen sei Erdgas aus Russland die beste Wahl.
Alexander Ischkow von Gazprom teilte mit, dass der Gasimportbedarf der EU im Jahre 2030 bei rund 400 Milliarden Kubikmeter liegen würde. Wenn also Gazprom mit 200 Milliarden Kubikmetern die Hälfte dieses Bedarfs decke, bliebe immer noch genug für Mitbewerber, beispielsweise für LNG-Importe. Dieses sind zwar in der Qualiät nicht besser, aber im Preis teurer. Und dieser Preis ist ein politischer, den die Merkel-Regierung, die von den Altparteien CDU, CSU und SPD getragen wird, offensichtlich im Namen des Volkes zu zahlen bereit ist. Diese Position fällt den Mitgliedern und Mandatsträgern dieser Altparteien offensichtlich leicht, weil im Endeffekt der Endkunde der Dumme ist.
Deswegen gab es in den Pausen Gespräche, die, wenn sie sich um Gas drehten, immer auf ein und dasselbe hinausliefen. Am Ende des Tages ginge es darum, die Interessen der Deutschen zu stärken und die VS-Amerikaner zur Räson zu rufen.