Griechischer Wein ”¦macht Donald Petris Komödie „My big fat Greek Summer“ auch nicht besser

„My big fat Greek Holiday“ ist der klägliche Versuch, mit einem an einen Kinoerfolg anklingenden Verleihtitel einen Film zu vermarkten. „My life in Ruins“ heißt „My big fat Greek Holiday“ im Original treffend. Eine Ruine ist Mike Reiss ´ notdürftiges Drehbuch, im Gegensatz zu denen auf der Akropolis keine schöne. Reisegruppenführerin Georgia (Nia Vardalos) setzt auf Kunst und Geschichte bei ihren Gruppenführungen, weshalb die Touris scharenweise zu ihrem schmierigen Konkurrenten Nico (Alistair McGowan) überlaufen. Für die ungebildeten Amis, Australier und Alten ist Kultur Tortur. Rettung bringt ein alleinreisender Herr. Irv (Richard Dreifuss) ist zum ersten Mal ohne seine verstorbene Frau unterwegs. Dank seines Humors wird die historienkundige Georgia selbst zur flotten Touristenattraktion. Auferstanden aus Ruinen. Irvs Ratschläge in Liebesdingen führen Georgia in die starken Arme des ohne Vollbart wie eine Herkuleskarikatur daherspazierenden Reisebusfahrers Poupi. Regisseur Petrie scheint so glücklich, Dreyfuss für seine müde Komödie gewonnen zu haben, dass er dessen Filmfigur zum gottgleichen Segensbringer macht. In den Ruinen des delphischen Orakels erteilt Irv jedem der Touristen psychologischen Lebensrat. So wird restlos jeder glücklich in „My big fat Greek Summer“. Einzig ein Schwächeanfall Irvs – vor lauter Glückseligkeit – trübt „My big fat Greek Summer“. Doch das steht die eingeschworene Reisegruppe gemeinsam durch. Da können sich die ewig zankenden antiken Götter eine Scheibe von abschneiden.

Die Griechen haben die Komödie erfunden, heißt es im Film, „My big fat Greek Summer“ aber ist durch und durch Hollywoodmär. Darum sprechen Griechen in Griechenland auch miteinander Englisch. An ironischer Selbstreflexion über seine Landesgenossen fehlt es Donald Petrie. Zwar lässt „My big fat Greek Summer“ kein Touristenklischee aus, doch sind es Australier (trinken Bier und sprechen unverständlich), Spanierinnen (feurige Geschiedene) und Kanadier (so höflich – lustig, oder?), die parodiert werden. Die Landesbewohner sieht „My big fat Greek Summer“ als Karikaturen von Anthony Quinns „Zorbas der Grieche“, der im Land von Plato und Sappho ständig im Fernsehen läuft. Griechen tanzen, neppen Touristen und sind schmierige Schmalzlockenträger. Bei den Amis weicht „My big fat Greek Summer“ auf Witze über Alte aus, die aus der Filmperspektive per se anstrengend sind. Georgias Bemühungen um Kulturvermittlung wirken frustrierend, statt komisch. Dass Reisegruppen und Vollpensionbucher an Essen – aber nicht landestypischem, sonst heißt es wie in einem missglückten deutschen Ulk „Maria, ihm schmeckt ´s nicht!„ – und billigen Souvenirs interessiert sind, statt an Kunstgeschichte, ist traurig, aber wahr. Verständlich, dass Georgia sich mit Alkohol gegen das Touristengerede wappnen muss. Griechischen Wein braucht auch der Zuschauer, um die platte Sommerkomödie mit ihren oberflächlichen Charakteren zu ertragen. Da kann die talentierte Nia Vardalos nichts ändern. „My big fat Greek Swindle“ wäre ein besserer Titel.

Darauf noch ein Glas.

 

Titel: My big fat Greek Summer

Start: 3.

Regie: Donald Petrie

Drehbuch: Mike Reiss

Darsteller: Nia Vardalos, Richard Dreyfuss, Alexis Georgoulis, Rachel Dratch

Verleih: Fox

September

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