Gravity 3D (USA, 2013) – Alles andere als Weltraumschrott

Sandra Bullock und George Clooney in "Gravitiy". © Warner Bros.

Eigentlich sollte es nur ein Routineeinsatz werden. Astronaut Matt Kowalski (Clooney), ein alter Hase im All, und Dr. Ryan Stone (Bullock), bei ihrem ersten Einsatz fernab der Erde, sind gerade bei Wartungsarbeiten am Hubble-Teleskop, als viele Meilen entfernt die Chinesen unbeabsichtigt eine gewaltige Menge an Weltraumschrott in ihre Richtung freisetzen. Trotz Vorwarnung schaffen Kowalski, Dr. Stone und ihre Kollegen es nicht mehr rechtzeitig in die Sicherheit des Shuttles und als das Schrottfeld endlich vorbeigeflogen ist, sind nur noch die beiden am Leben. Jetzt bleiben knapp anderthalb Stunden, bevor der Weltraumschrott wieder auf sie trifft. Nicht viel Zeit im All, wo jeder Handgriff, jeder Schritt mühsam und langsam ist. Doch es kommt noch schlimmer. Die Verbindung zum Kontrollraum auf der Erde ist abgebrochen, ihr Shuttle ist nicht mehr nutzbar und Dr. Stones Sicherheitsleine löst sich. Unhaltbar wird sie in die Tiefe des Weltraums gezogen.

Es ist spätestens in dieser Szene, wenn Dr. Stone sich endlos überschlagend vom Shuttle entfernt, es immer dunkler um sie herum wird, man nur noch die Panik in ihrer Stimme und ihr verzweifeltes Schnappen nach Luft hört, das einem klar wird, dass es nichts wird mit dem sich gemütlich in den Kinosessel zurücklehnen. Sandra Bullock trainierte sechs Monate für diese Rolle und jede Minute davon macht sich bezahlt. Es ist eine der intensivsten Darstellungen ihrer Karriere und alles andere als eine Oscar Nominierung wäre ein Skandal, denn selbst in den Szenen, in denen sie kaum sichtbar im Raumanzug steckt, kontrolliert sie den Puls des Zuschauers.

Ob es daran liegt, dass mit Alfonso Cuarón („Harry Potter und der Gefangene von Askaban“) ein mexikanischer Regisseur sich eines sehr amerikanischen Themas angenommen hat, dass Gravity ein solch überaschender und nervenaufreibender Film geworden ist? Vielleicht. Hauptsächlich liegt es jedoch daran, dass Cuarón nicht nur das Beste aus seinen Schauspielern, der Geschichte, den Effekten, der Musik und nicht zuletzt sich selbst rausgeholt hat, sondern dass es ihm auch gelang, all diese Elemente perfekt miteinander zu vereinen. Ob sich ein Amerikaner allerdings getraut hätte, Sandra Bullock mit einer anderen Flagge auf der Brust als der amerikanischen zu zeigen, darf aber bezweifelt werden.

Erwähnenswert ist, dass Gravity einer der wenigen Filme ist, in denen die 3D Technik einen wirklichen Beitrag zur Qualität und dem Erfahren der Situation leistet. Das liegt hauptsächlich daran, dass Cuarón 3D als Mittel zum Zweck, statt für Effekthascherei nutzt. Statt nur Gegenstände in Richtung Zuschauer zu schleudern, nutzt er die Technik hier, um die unglaubliche Tiefe des Raumes spürbar zu machen. Gravity lohnt die Ausgabe für das Kinoticket und die Leinwand kann gar nicht groß genug sein.

Gravity ist faszinierendes und unerträglich spannendes Kino voller beindruckender Bilder und Effekte. Inmitten von Weltraumschrott und unendlichem Raum erzeugen Alfonso Cuarón und Sandra Bullock eine klaustrophobische Beklemmung, der man sich fast nicht entziehen kann. Ein Film für die große Leinwand.

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Gravity (USA, 2013); Filmlänge: 91 min; Regisseur: Alfonso Cuarón; Schauspieler: Sandra Bullock, George Clooney; u.a.; FSK: ab 12 Jahren; Kinostart: 03. Oktober 2013 (Deutschland).

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