In einem entlegenen Häuschen im Schwarzwald wollen Eva (Johanna Klante), Jürgen (Bernhard Bulling), Sabine (Nikola Kastner) und Mike (Adrian Topol) ohne Medien und elektronische Unterhaltung Urlaub machen. Der ungünstig gewählte Zeitpunkt beschert den beiden Männern einen frühen Schreckmoment: „Heute ist doch Bundesliga!“ In einer solchen Extremsituation kann man schon mal eine verrammelte Tür aufbrechen, um an einen Fernseher zu gelangen. Das Aufstellen des Geräts wird für die zwei Pärchen zum Eigentor. Eine Kochsendung verführt Sabine zur Zubereitung eines Pilzgerichtes, das bei Verzehr mehr als Bauchschmerzen bereiten würde. Ein verirrter Wandersmann, der des Nachts an die Hüttentür klopft, bewahrt die Freunde vor der Pilzvergiftung. Doch die Fernsehnachrichten sprechen von einem flüchtigen Mörder, der dem ungeladenen Gast beunruhigend ähnlich sieht. Langsame schleicht Paranoia in die heimelige Hütte und beim Holzhacken wünschen die Urlauber bald ihre Freunde an Stelle der Scheite.
Unfreiwillige Komik und bemühte Atmosphäre begleiten einander in „Black Forest“. Wie entfremdet die Großstadtgeschöpfe der Natur sind, verrät Evas Frage beim gemeinsamen Blick in den Nachthimmel: „Hörst du das Rauschen der Sterne?“ Unwahrscheinlich, denn Sterne rauschen nicht. Tannenwälder eher, doch „Black Forest“ bemüht nicht aufs Neue die Nebelschwaden und Tannenschatten aus Lars von Triers „Antichrist“, „Hinter Kaifeck“ oder „Tannöd“. Der Film konzentriert sich auf die klaustrophobische Enge innerhalb der Hütte. Und dort rauscht der Fernseher. Die Botschaft hinter dem elektronischen Schrecken ist simpel: moderne Technik ist manipulativ und abstumpfend. Am Ende bringt sie in uns allen das Schlimmste zum Ausbruch. Konventionell wie die Moral sind die Schockeffekte inszeniert. Das Öffnen verbarrikadierter Türen, von denen es heißt, was dahinter sei, ginge niemanden etwas an, ist eine Lieblingsbeschäftigung von Horrorfilm-Protagonisten. Von dem sich anbahnenden Unheil künden zahlreiche Szenen, in welchen „Black Forest“ ein Genrestereotyp nach dem anderen zitiert. Verlassene Schaukeln sind gruselig. Kleine Mädchen sind noch gruseliger. Kleine tote Mädchen, die unheimliche Bilder malen, sind am allergruseligsten. Wird vor einem ungesicherten Generator gewarnt, verfängt sich jemand darin. Liegt eine gespenstische Maske herum, setzt die irgendwann einer auf. Der vermeintliche Waldchampignon („erkenntlich an dem blätterigen Hutrand und der Knolle“) ist keiner. Das alte Gewehr dient nicht nur als Wandzierde. Ein Jagdmesser taugt nicht nur zum Pilzeschneiden.
Schlägt Sabine inmitten des Hüttenterrors vor, nach Hause zu fahren, hat man im Kinosaal den gleichen Gedanken. Amüsant ist „Black Forest“ höchstens unfreiwillig, bei einem Videoabend in einer einsamen Waldhütte etwa und einlegen würde man ihn höchstens, wenn die Alternative „Musikantenstadl“ hieße. Doch dazu müsste man den Fernseher einschalten…
Titel: Black Forest
Land/ Jahr: Deutschland 2009
Genre: Horrorfilm
Kinostart: 15. April 2010
Regie und Drehbuch: Gert Steinheimer
Darsteller: Adrian Topol, Johanna Klante, Niukola Kastner, Bernhard Bulling, Andreas Hoppe
Laufzeit: 80 Minuten
Verleih: Kinostar