Berlin, Deutschland (Weltexpress). „Das Vertrauen ist gewachsen, wir starten optimistisch in die Verhandlungen“, teilten Vertreter der Parteien der Groko, das sind CDU, CSU und SPD, gut gelaunt mit. Nun ja, man weiß ja, dass es für Wahlverlierer unerträglich ist, wenn sie bei solchen Gewinner-Statements auch noch lächeln müssen. Es braucht nicht viel Fantasie, um zu ahnen, unter welch innerem Erfolgsdruck die Protagonisten stehen, dem Bürger ständig etwas vorzumachen zu müssen.
Nach wochenlangen Verhandlungen mit Minderheitsparteien, in denen FDP und Grüne ihre unterentwickelten Muskeln haben spielen lassen, war abzusehen, dass weder die mentale, noch die intellektuelle Kondition ausreichten, um die geschäftsführende Kanzlerin niederzuringen. So ist das eben nicht nur in der Politik. Auch beim Zehntausendmeterlauf auf dem Sportplatz können wir oft genug beobachten, dass der eine oder andere Läufer wegen seiner Blasen, die er sich in zu engen Turnschuhen zugezogen hat, in der letzten Runde entnervt aufgibt. Erstaunlich dabei ist nur, dass sogar Sportler, die wegen Rempelns oder unfairer Behinderung des Gegners aus dem Rennen genommen wurden, trotzdem so tun, als hätten sie gewonnen.
Allerdings kam von unseren politischen Teilnehmern keiner im Ziel an, was normalerweise dazu führt, dass der Zuschauer sein Eintrittsgeld zurückfordert und Siegprämien nicht ausbezahlt werden. Nun ja, jetzt steht die Wiederholung des „Sportereignisses“ an. Unsere Vereinsmatadore aus der CDU, CSU und SPD hatten genügend Zeit, ihre geistigen Trainingsrückstände aufzupolieren. Allein, ich bin skeptisch, ob es gelungen ist. Neu am Start, der vor Kraft strotzende Söder, dessen Platzierungs-Chancen man noch nicht einschätzen kann, er gilt als Geheimtipp, zumal man ihm jeden miesen Trick zutraut, um ganz vorne mitzumischen.
Ich will ja nicht hetzen. Während engagierte Sportler sich die Illusion maximaler Leistungsfähigkeit mittels harter Arbeit erkämpfen, ist jene Illusion bei Politikern genetisch angelegt. So oder so, ob beide ohne Schaden zu nehmen das Ziel erreichen, steht vor jeder neuen Saison in Frage. Schon deshalb bin ich der Meinung, dass Politiker und Sportler sich dann zur Ruhe setzen sollten, solange die anderen noch schade sagen. Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, so richtig fehlen würde mir aktuell niemand.
Im Falle neuerlicher Sondierungen muss man leider konstatieren, dass es nur in ganz seltenen Fällen vorkommt, dass einer unserer Politrecken den Rücktritt rechtzeitig vollzieht, die meisten sind längst schon drüber, wie man im Ruhrgebiet sagen würde. Deshalb werden wir Bürger wieder einmal im Stadion sitzen und hoffen, dass wir endlich einmal Hochleistungspolitik bewundern dürfen. Jedenfalls haben die Wettbüros schon geöffnet. Favoriten sind Schulz und Merkel, in der Umgangssprache zwei lahme Gäule, von denen nicht viel zu erwarten sein dürfte. Im Falle des roten Rennpferdes Martin, ist die Quote dermaßen im Keller, dass im unwahrscheinlichen Falle seines Sieges mit einer enormen Gewinn-Ausschüttung zu rechnen ist. Um was es sich aber dabei handelt, wissen nur wenige.
Allerdings dürfen wir jetzt schon sicher sein: In einer neuen Koalition werden die Linken darauf achten, dass beim Regieren nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Damit ist sichergestellt, dass es in einer rot-schwarzen Regierung zugehen wird wie in einer verfahrenen Zwangsehe. Keiner wird sich um einen soliden Haushalt kümmern. Kinder werden, wie schon jetzt, sich selbst überlassen. Die an deutschen Krückstöcken humpelnden Großeltern weiterhin mit einem schmalen Budget versorgt und die kränkelnde deutsche Verwandtschaft soll gefälligst sehen wo sie bleibt.
Die grünen, blauen und gelben Konkurrenten dürfen zwar bei den Vorläufen nicht mitmachen. Tut aber nichts zur Sache. Jedenfalls ist damit zu rechnen, dass sie sich nach dem Wettkampf an den gut gefüllten Futtertrögen wieder vom Zuschauen erholen können. Ich werde am TV, bei Rotwein und einem Schälchen Nüsse, dem sportlichen Wettkampf der besten Looser mit amüsiertem Interesse beiwohnen.
Anmerkungen:
Vorstehender Beitrag von Claudio Michele Mancini wurde in Scharfblick am 4. Januar 2018 erstveröffentlicht.