Immer mehr Beachtung
In Köln findet der Frauenfußball immer mehr Beachtung. Sowohl FC- Präsident Werner Spinner als auch der Österreicher Peter Stöger, Trainer der Zweitligamänner, verfolgten das Topspiel des Jahres im Kölner Franz-Kremer-Stadion am Geißbockheim. Und erlebten in der ersten Halbzeit eine Überraschung. Nicht der Spitzenreiter aus der Domstadt, sondern die Gäste aus der Ortenau bestimmten über weite Strecken das Spiel. Zwar hatte Köln zu Beginn durch Mandala Knopf (4.) die erste Torchance, doch der Schuss landete am Außennetz. Danach prüfte Patricia Hanebeck Kölns Torfrau Lena Nuding.
Scheute nicht die Wege
Die Siegburgerin Hanebeck wurde in der Begegnung mit ihrem ehemaligen Verein einmal mehr ihrer Rolle als Regisseurin gerecht. Sie schaltete sich immer wieder in die Offensive ein, scheute aber auch nicht die Wege in den Sander Strafraum und konnte oftmals nur durch zum Teil überharte Fouls gestört werden. Sand übernahm im Laufe der ersten Halbzeit immer mehr Spielanteile, hatte aber Glück, dass Tugba Tekkal nach einem Kölner Konter freistehend den Ball nicht traf. In der Folge beschäftigte Sand den Tabellenführer immer mehr in dessen Hälfte und spielte schnell nach vorne.
Hier regiert der SCS
Allerdings lief Köln nach zwei Sander Eckbälle schnelle Konter, die aber nicht zu Toren führte. Besser machte es Sand. Die Italienerin Ilaria Mauro drang über links in den Kölner Strafraum ein, passte an den langen Pfosten und Torfrau Nuding verschätze sich beim Herauslaufen. Rebekah Stott eroberte sich den Ball und legte auf Isabelle Meyer zurück. Die Schweizerin versenkte das Leder aus 12 Meter zum 1:0 (35.). Die Führung beflügelte Sand noch mehr und spätestens nach dem 2:0 (39.) durch Rebekah Stott, die einen Konter über rechts erfolgreich abschloss, hörte man von den zahlreich mitgereisten Fans den Spruch „Hier regiert der SC Sand“.
Balleroberung
Jeanne Haag testete wenig später die Sprungkraft von Nuding, die den Ball gerade noch über die Querlatte lenken konnte. Nach einer Balleroberung von Patricia Hanebeck packte Bianca Rech die Sense aus und mähte auf Höhe Mittellinie Sands Regisseurin um. Eine Situation, die statt gelb auch die rote Karte nach sich hätte ziehen können. „Von zehn Schiedsrichtern geben neun rot“, war auch SC-Trainer Dieter Wendling nach dem Spiel noch beeindruckt von der Härte des Fouls. Sand ging mit einem sicheren Vorsprung in die Pause und schien trotz des Druckes, den Köln zu Beginn der zweiten Hälfte vor allem über Ex-Nationalspielerin Inka Grings ausübte, das Spiel im Griff zu haben.
Mit der Brechstange
Doch nachdem Stéphanie Wendlinger im Zweikampf mit Grings ein Handspiel unterlief und Grings durch Elfmeter zum 1:2 verkürzte (53.), verlor Sand immer mehr die Linie im Spiel. Einzig einige Entlastungsangriffe waren möglich, ansonsten beschäftigte Köln die Gäste vor dem Tor der US-Amerikanerin Mallori Lofton-Malachi. Doch die Sander Torfrau musste im gesamten Spiel nur zweimal ernsthaft zugreifen. Ansonsten gingen die Chancen der Kölner, die bis zum Schluss mehr mit der Brechstange als mit einem wirklichen Plan den Ausgleich suchten, neben oder über das Tor. Sands Defensive hielt dem immensen Druck bis zum Abpfiff stand. „Alle haben ihre Aufgaben richtig gut erfüllt und wir können stolz sein“, lobte Dieter Wendling seine Elf.
Aus eigener Kraft
Der Ortenauer Zweitligist übernahm durch den Sieg nicht nur die Tabellenspitze, sondern bleibt 2013 weiter ohne Niederlage in einem Pflichtspiel. Nach diesem Sieg stehen die Südbadenerinnen auf Platz eins vor Köln, im Achtelfinale des DFB-Pokals sind sie ebenso noch im Rennen. Die Saison zeigt, dass auch Vereine aus kleinen Städten und Gemeinden mit regional verflochtenen Netzwerken sportlich wie organisatorisch Chancen haben, ganz oben mitzuspielen. Die Mannschaft von SCS-Cheftrainer Dieter Wendling kann sich am nächsten Sonntag, 8. Dezember mit einem Heimsieg gegen den SC 07 Bad Neuenahr aus eigener Kraft die Herbstmeisterschaft sichern.
So spielten sie:
1. FC Köln – SC Sand 1:2 (0:2)
1. FC Köln: 1- Lena Nuding – 5- Anna Kirschbaum ( 9- Doreen Nabwire Omondi, 84.), 7- Nicole Bender, Rachel Rinast, 3- Romina Frommont (4- Lena Schrum, 46.), 17- Yvonne Zielinski, 10- Tugba Tekkal ( 30- Carolin Dej, 46.), 33- Bianca Rech, 14-Irina London, Inka Grings, 21- Madana Knopf – Trainer Willi Breuer
SC Sand: 21- Mallori Lofton-Malachi – 5- Allison Scurich, 16- Stéphanie Wendlinger, 19- Jeanne Haag, 3- Rebekha Stott, 7- Anne van Bonn, 11- Angela Migliazza, 23- Isabelle Meyer ( 13- Noémie Freckhaus, 71.), 10- Patricia Hanebeck ( 22- Sinah Amann, 90.+3), 8- Julia Zirnstein, Ilaria Mauro ( 9- Christine Veth, 79.) – Trainer Dieter Wendling
Tore: 0:1 Isabelle Meyer (35.), 0:2 Stott (39.), 1:2 Grings (53. Handelfmeter
Schiedsrichterin: Annett Unterbeck (Leipzig)
Zuschauer: 604