Der abendfüllende Film Am Borsigplatz geboren stellt die Gründungsgeschichte des BVB auf die Füße der Historie. Klar und wahr, mit nötigem Herzschmerz und einem feinen Liedlein (Menschen im Ruhrgebiet, gelbe Wand, immer im Feuer gehen, ewig leben usw.) als Bonus, worin alle Fragen zum BVB endgültig beantwortet werden. Die Gründer wohnten einst rings um den Borsigplatz und fanden in einem Kneipenraum unweit des mythischen Platzes eine Wiege, um ihren Fußballverein, trotz des Wütens katholischer Fußballverweigerer, zu etablieren. Eine intensive und freudvolle Studie, satt fließen Kohle, Stahl und Bier. Ein herzerwärmender Streifen, ganz cool gemacht, zwingend notwendig für jeden BVBler und eine schöne Abwechslung für alle andern Freunde unseres Sports.
Heimat – Zuhause im schönsten Stadion der Welt
Abermals geht’s um Borussia Dortmund. Nie erschien ein Stadion wuchtiger als hier. Selten wurde so konzentriert das Herz des Borussenwahnsinns derart seziert. Utopisch schöne Bilder hat der veritable Fußballfotograf Reinaldo Coddou geschossen. Den Bildband Heimat rund macht der Text des Ur-BVBlers Jan-Henrik Gruszecki, der auch schon einen Anteil am eben genannten Film hat.
Das sowjetische Fieber- Fußballfans im poststalinistischen Vielvölkerreich
Was für eine Fleißarbeit! Zelle erzählt uns vom Fußballfantum in seiner Studie so ziemlich vom Ende des Stalinismus bis zum Ende der UDSSR. Womit identifizierten sich Bürger der Sowjetunion? Natürlich auch mit Fußball. Wie grenzten sie sich voneinander ab? Der Fußball stiftete Identität im Mausgrau der offiziellen sozialistischen Einheitssuppe. Destabilisierte Fußball die sowjetische Ordnung? Wie entstanden Subkulturen, welchen Einflüssen unterlagen sie, wie reagierten Staat, Medien, Sicherheitsorgane? Zeller schreibt am Beispiel der Fans sowjetischer Fußballmannschaften aus Moskau (Spartak, Dynamo, ZSKA) und Kiew (Dynamo) eine Sozialgeschichte des Fußballs in der sowjetischen Diktatur. Spannend und kenntnisreich, dank vieler Faninterviews. Das Buch füllt eine erste Lücke des sowjetischen "Wir gegen die".
Das goldene Buch des deutschen Fußballs
Die beiden bewährten und hochgenialen Fußballversteher und Ballflüsterer Hardy Grüne und Dietrich Schulze-Marmeling haben sich in Zeiten des Niedergangs des DFB auf die Geschichte des deutschen Fußballs geworfen. Eine Gesamtschau von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Feist illustriert und so schwer wie ein kleiner Sack Koks, erleuchtet es den Horizont des Rezipienten in höchstem Maße. Obgleich Beckenbauers Franze vielleicht etwas toooo much Zuckerguss abbekommt, ist dieses gewaltige Werk die Zierde einer jeden Fußballliebhaberbibliothek. Toll aufgemacht, feine Texte, ein knorker und natürlich auch nostalgischer Blick in die Wundertüte der Fußballwelt.
Es war einmal ein Stadion
Ein Buch für Genießer und hoffnungslose Romantiker. Ein Buch, das unseren Sport hochleben lässt und gleichzeitig ein Messer ist, nein ein Stich ins Herz. Ob Kleve, Kiel, Nürnberg, Hamburg oder Berlin – Stadiongeher Skrentny hat all die Spuren einstiger Kultstätten quer durch Deutschland abgegrast, um uns Couchkartoffeln die glorreiche Historie dieser Bauten ins Wohnzimmer zu expedieren. Wunderbares Buch, große Geschichten, endloser Quell feinster Fußballhistorie, um uns den Schmutzt der Gegenwart, all diese gierigen und dreisten Niersbache, Blatters, Beckenbauers vergessen zu machen.
Straßenfußball – Eine Weltreise in Bildern
Zu guter Letzt kommt der Weltfußball zu Wort. Bzw. einer, der für uns die weite Welt mit seiner Kamera in Sachen Fußball bereist hat. Heute Brasilien, morgen Kirgistan, übermorgen Syrien, dann ein Abstecher nach Köln. Herrn Vilela ist kein Motiv zu weit und kein Ort zu abgefuckt. Im Gegenteil, es sind eher die Schmuddelecken unserer Welt, in denen er auf der Jagd nach dem Fußball ist. Strassenfußball eben. Wo Macht, große Worte, Bezahlsender und unverschämte Gehälter keinen interessieren. Hier ist der Ball eine olle Pille, der Platz schlammig, zu hart, eine schräge Wiese, ein Garagentor. Doch die Freude in den Gesichtern, das kindliche des Spiels, diese wunderbar warme Atmosphäre des Glücks, findet Vilela überall auf der Welt und lässt uns durch seine großartigen Bilder daran Anteil haben.
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Am Borsigplatz geboren – Franz Jacobi – Die Wiege des BVB, Digipack mit Schuber, Bonus-CD, 2 Postkarten und 10-seitigem Booklet [2 DVDs], Regisseur(e): Jan-Henrik Gruszecki, Marc Mauricius Quambusch, Gregor Schnittker, FSK: Freigegeben ohne Altersbeschränkung, Studio: Franz Jacobi Filmvertriebs GbR im Vertrieb der KNM Home Entertainment GmbH, Dortmund 2015, Spieldauer: 109 Minuten, 19,99 Euro
Heimat – Zuhause im schönsten Stadion der Welt, Reinaldo Coddou H./Jan-Henrik Gruszecki, Format 25 x 33 cm, Festeinband mit Fadenheftung, 304 Seiten mit über 240 Fotografien in Farbe und Schwarz-Weiß, Spielmacher Verlag, Mannheim 2015, ISBN: 978-3-956-80013-9, 34,80 Euro
Das sowjetische Fieber, Fußballfans im poststalinistischen Vielvölkerreich, Manfred Zeller, 336 Seiten, ibidem Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8382-0757-5, 39,90 Euro
Das goldene Buch des deutschen Fußballs, Hardy Grüne Dietrich Schulze-Marmeling, Verlag Die Werkstatt, 490 Seiten, Göttingen 2015, viele Fotos, durchgehend farbig, ISBN: 978-3-7307-0211-6, 39,90 Euro
Es war einmal ein Stadion, Verschwundene Kultstätten des Fußballs, Werner Skrentny, Verlag die Werkstatt, 176 Seiten, Göttingen 2015, ISBN: 978-3-7307-0192-8, 24,90 Euro
Straßenfußball – Eine Weltreise in Bildern, Caio Vilela, Spielmacher Verlag, Mannheim 2015, 288 Seiten mit über 200 Fotografien in Farbe, mit Texten von Zico und Caio Vilela, ISBN: 978-3-95680-014-6, 34,80Euro