Nach Einweihungsfeierlichkeiten im eher exklusiven Rahmen von Politik (Ex-Präsident Wulff war einmal vorgesehen) und Förderern wird am Wochenende der neue Erweiterungsbau des Städelmuseums als Ausstellungsort der Gegenwartskunst auch für den normalen Bürger freigegeben. Bei freiem Eintritt können sich die Interessierten nicht nur den Anbau, sondern auch das jetzt komplett überarbeitete Städel aneignen.
Dass ein Museum in finanziell schwierigen Zeiten in der Lage ist, nicht nur einen Bau für 52 Millionen Euro zu realisieren, sondern zugleich auch seine Sammlung erheblich und in hoher Qualität zu erweitern, hängt mit einem Standortvorteil zusammen, den es so wohl nur in Frankfurt gibt: Der großen Chance, auch private Mittel einzuwerben. Frankfurt als Bankenstandort verfügt über Geldinstitute, die sich mit eigenen Sammlungen schmücken und/oder auch in Kunst investieren. Daher fördern sie einerseits die Infrastruktur und treten zugleich als Leihgeber auf.
Die Hälfte der Baukosten, also 26 Millionen wurden von privater Seite aufgebracht, davon 20% von Banken, 30% von institutionelle Gebern wie z.B. der Hertie-Stiftung, die als erste in das Projekt eingestiegen ist. Der Rest kam von Einzelspendern, von Kleinbeträgen bis zu Spenden in Millionenhöhe. Auch der sonst so zurückhaltende „Speckgürtel“ war solidarisch – die Stadt Eschborn beteiligte sich mit vier Millionen. Und selbst die Eintracht Frankfurt war mit dabei. Das sich vor allem aber so viele Bürger beteiligten ist auch eine Frankfurter Tradition – ihr verdankt nicht zuletzt das Städelmuseum seine Existenz.
Die Erweiterung von Sammlungen, zumal der hochpreisigen Gegenwartskunst ist heute für jedes Institut ein Problem. Auch hier bewährte sich der Standort durch zwei große Transaktionen. Die Deutsche Bank gab aus ihrer Sammlung 600 Werke als Leihgabe an den Städel, die DZ-Bank, auf Photokunst spezialisiert, brachte 220 hochkarätige Werke ein.
Nachdem das Museum für Moderne Kunst vor Jahren erschreckende Erfahrungen mit einem Leihgeber machen musste, der seine Leihgaben – die das Museum größtenteils erst marktfähig gemacht hatte – über Nacht abzog, ist man in Frankfurt entsprechend sensibel geworden. Daher haben beide Banken Wege gefunden, Zweifel schon im Vorfeld zu zerstreuen.
Die Deutsche Bank hat einen unbefristeten Leihvertrag abgeschlossen, der, sollte dennoch einmal eine Kündigung nötig sein, es dem Städel ermöglicht, die Werke zu 25% Prozent des aktuellen Wertes zu erwerben und die Kaufsumme zinslos in 25 Jahren abzustottern. Die DZ-Bank hat das Eigentum an den Leihgaben auf eine GmbH übertragen, die paritätisch von Bank und Museum gebildet wird. Auch hier gibt es eine Reißleine: Bei einer Auflösung kann das Städel die Werke zum Buchwert erwerben.