Sonderlich spannend scheinen die „Vorstadtkrokodile“ ihre Bande selbst nicht mehr zu finden. Von der Originalbande aus der Buchvorlage bleibt in der Haupthandlung des dritten Teils nur der harte Kern übrig. Mehr Mitglieder einzubüßen können sich Maria (Leonie Tepe), Hannes (Nick Romero Reimann), Jorgo (Javidan Imani) und Peter (Robin Walter) nicht erlauben. Als Frank (David Hürten) beim Kart-Rennen einen Unfall erleidet, lassen sich die Vorstadtkrokodile beim Versuch, den lebensrettenden Organspender zu finden von nichts aufhalten. Nichteinmal den Gefängnismauern, die Franks älteren Bruder Dennis (Jakob Matschenz) festhalten.
„Eine Herzensangelegenheit“ sei es gewesen die Trilogie zu Ende zu führen, sagt Becker. Keineswegs der kommerzielle Erfolg der filmischen Vorgänger ließ das Produzenten-Herz höher schlagen. Nein, „die Aussage“ sei sehr wichtig: „Im ersten Teil ging es um die Integration von Behinderten und Randgruppen, der zweite Teil handelt vom Kampf um soziale Verantwortung“. Der Behinderte des ersten Teils war Kai (Fabian Halbig), der nach erfolgreicher Integration „Die Freunde für immer“ für ein Basketball-Camp verlässt. Falls Randgruppen integriert werden, dann an einem anderen Ort, weit ab vom Schauplatz der Handlung. Ganz am Rand stand auf dem Kinoplakat zu „Die Vorstadtkrokodile“ Elvis. In der Fortsetzung durfte der Kopfhörer im Straßenverkehr tragende Sprayer nicht mehr dabei sein. Wegen „Grafitti-Sachen“ war Elvis abwesend. So viel zum Thema soziale Verantwortung.
Wahrscheinlich hat Elvis lebenslänglich gekriegt, denn „Die Vorstadtkrokodile“ bestehen auch ihr drittes Abenteuer ohne ihn. Auf dem Poster zum zweiten Teil war der Randständige Olli (Manuel Steitz), der in romantischen Urlaub düst. Dafür gibt es ein Wiedersehen mit Dennis und Kevin (Axel Stein). Die sitzen immer noch im Gefängnis, nachdem die Vorstadtkrokodile sie im zweiten Teil dorthin brachten (soziale Verantwortung!). Wirkte jener Kinderkrimi einigermaßen glaubhaft, erscheint der Plot des dritten Teil zu irreal, um zu fesseln. Der lockere Witze der „Vorstadtkrokodile“ ist aufgesetzten Sprüchen gewichen, die eher angeberisch wirken. An ganz normale Kinder erinnern die Bandenmitglieder kaum. „Ganz normal“ ist im Kinderbanden-Genre einfach nicht mehr gefragt. Darum werden die Fußball spielenden „Wilden Kerle“ nach unnötig vielen Fortsetzungen kriegerische Vampirjäger und „Die wilden Hühner“ wilde womöglich werdende Mütter.
Erwachsener sollen die „Vorstadtkrokodile 3“ geworden sein. Auf die jungen Darsteller mag dies zutreffen – von der Handlung lässt es sich nicht sagen. Die „Vorstadtkrokodile“ von damals sehen in ihrem neuen Kinoauftritt alt aus.
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Titel: Vorstadtkrokodile 3 – Freunde für immer
Land/ Jahr: Deutschland 2010
Genre: Kinderfilm
Kinostart: 20. Januar 2011
Regie: Wolfgang Groos
Drehbuch: Christian Ditter, Thomas Bahmann,Ralf Hertwig
Darsteller: Nick Romero Reimann, Leonie Tepe, Javidan Imani, Ella-Maria Gollmer, Manuel Steitz, Fabian Halbig, David Hürten, Axel Stein, Nora Tschirner, Horst Lichter,Christian Durstewitz
Kamera: Bernhard Jasper
Musik: Heiko Maile, Christoph Zirngibl
Schnitt: Martin Wolf, Sandy Saffeels, Ueli Christen
Verleih: Constantin