Übrigens ist die A-Säule auch schwarz, wat wie Strapse wirkt. Sexy? Das ist Geschmackssache. Solche Typen jedenfalls trampeln seit Ostern wieder durch Berlin und werden von Eingeweihten und also Eingeborenen Flitzpiepen genannt.
Eine solche Flitzpiepe mit Faltdach und vier Rädern statt zwei Beinen steht seit Stunden auf dem Kopfsteinpflaster der Dunckerstraße. Jetzt wartet dieser Kleinstwagen von Citroen, der auch in den Außenlackierungen Caldera-Schwarz- Gallium-Grau, Carlinite-Grau, Olive-Braun, Lipizan-Weiß, Smalt-Blau und Scarlet-Rot angeboten wird, förmlich darauf, näher betrachtet und dann durch Stadt und Land bugsiert zu werden.
Kleinstwagen werden zu kleinen Preise angeboten und beginnen grundsätzlich unter 10.000 Euro. Der C1 II liegt laut Citroen-Website bei 8.890 Euro, doch der Preis kann – beispielsweise beim Modell mit dem Faltdach, vier Türen und einem Achterndeckel – gleich ganz schnell nach oben gehen. Bei Kleinstwagen von einem Kofferraum zu sprechen, das ist ein Widerspruch in sich, denn das eingeschränkte Platzangebot verbietet ein volles Kofferraumvolumen. Auf den hinteren Plätzen wird es eng und im „Kofferraum“ ist wenig Platz.
Zurück zum Preis. Wer wie wir die Variante Fünftürer mit dem PureTech 82-Motor mit manuellem Fünf-Gang-Getriebe in der Ausstattungsvariante Airscape Feel Edition 14 Tage fährt, der muß als Grundpreis 13.700 Euro auf den Tisch legen. Mit Sonderausstattungen wie den 15 Zoll Aluminiumfelgen für 520 Euro, dem Audio System für 400 Euro, der vollautomatischen Klimaanlage für 840 Euro, der Rückfahrkamera inklusive Touchscreen für 500 Euro, der Sitzheizung für die Vordersitze für 250 Euro und der Sonderlackierung Sunrise Rot für 180 Euro kommt der Käufer auf 16.390 Euro. Für einen neuen Kleinstwagen mit zwei Jahren Garantie ist das okay.
Grundsätzlich ist der im tschechischen Kolin seit 2014 fabrizierte Wagen als 3- oder 5-Türer zu kaufen. Das als Köln an der Elbe bekannte Kolin mitten in Böhmen bringt – nebenbei bemerkt – auch andere Autos auf die Straße. Dort, wo 1757 die Habsburger (Österreich) den Hohenzollern (Preußen) auf die Mütze gaben, wird noch der Peugeot 108 der Konzernmutter PSA gebaut und vom Konkurrenten Toyota der Aygo. Vom Konkurrenten? Nicht ganz, denn Toyota kooperiert mit PSA und errichtete nach der Jahrtausendwende auf der grünen Wiese im Norden von Kolin ein Werk des Gemeinschaftsunternehmen Toyota-Peugeot-Citroën Automobile (TPCA). Kein Wunder, dass die Autos des TPCA-Konsortiums baugleich sind. Der Standortvorteil der Fabrik in Kolin sind die niedrigen Löhne. Die Wagen werden fast alle exportiert. Echte Konkurrenten im A-Segment der Automobile sind daher Fiat 500, Ford Ka, Renault Twingo, Seat Mii, Skoda Citigo und VW up.
Zurück zu meinem Kleinen aus Kolin, der äußerst stylisch wirkt und sich zwischen dem frechen wie futuristischen Aygo und dem gutbürgerlichen wie galanten Peugeot 108 als flotte Flitzpiepe platziert. Dat paßt irgendwie auf den Prenzlauer Berg: in statt out, jung und modisch statt alt und hausbacken, etwas auffallen sowie scheinbar anders und auch mal laut sein. Das optisch Auffallende des Kleinen wird durch den Krach beim Fahren, der im Innenraum nicht zu überhören ist, ergänzt. Ob Faltdach offen oder zu, der Lärm des Lütten ist nicht wegzukriegen. Das ist eben Faltdach.
Doch nicht nur ein Rundumschalldämpfer sondern auch die für einen Stadtwagen mittlerweile übliche Start-Stopp-Technik fehlt bei meiner Motorisierung „auch für Fahrten außerhalb der Stadt“ wie Handgriffe an beiden Seiten vorne wie hinten im Wagen. Auch ist nirgends ein Haken für mein Jacket zu finden. Dafür zeigt sich der PureTech 82 als Dreizylinder-Benzinmotor agil. Der weniger flotte VTi 68 hingegen verfügt über ein Stop-and-Start-System.
Immerhin stößt ein Mann selbst mit preußischem Gardemaß mit dem Kopf oben nirgends an. Lange Kerls passen in den Lütten, zumindest in der ersten Reihe. Gut ist das allgemeine Gefühl als Fahrer wie als Beifahrer, vorne ausreichend Platz zu haben. Sämtlich Bedienelemente sind übersichtlich angeordnet und mit einem Handgriff locker zu erreichen.
Wer die 1. Generation des C1 von Citroen gefahren ist, der wird feststellen, dass das Auto sicherer in der Spur liegt und auch die Federung verbessert wurde.
Von Vorteil ist die Leichtigkeit des C1 II, dessen Leergewicht laut Hersteller bei 840 kg liegen soll und mit seinen „Benzinmotoren der neuesten Generation ”¦ zu den Besten seines Segments in Bezug auf Verbrauch (3,8 l/100 km) und CO ²-Emission (88 g/km)“ zähle. Das mag sein, doch wer hier und heute kleine Stadtautos in die Kaufhäuser bringt, der sollte mit dem Zeitgeist gehen und statt Verbrennungs- nur noch Elektromotoren einbauen.
Nächstes Mal möchte ich die Flitzpiepe mit Faltdach, den kleinen Strolch als sexy Stromer auf der Straße stehen sehen.
Unterstützungshinweis:
Die Recherche wurde unterstützt von Citroen.