Finaltag der Amateure – der BFC Dynamo holt sich den Berliner Pokal

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg ist wegen Umbauarbeiten gesperrt. So wurde das Finale des AOK-Pokals im Mommsenstadion in Sichtweite des Funkturms ausgetragen. Publikum war trotz sinkender Inzidenzzahlen nicht zugelassen, für die akkreditierten Medienvertreter galten die üblichen Hygienevorschriften.

Das Ambiente des Mommsenstadions erinnert an längst vergangene Fußballzeiten. Der DFB hatte wieder den Finaltag der Amateure ausgerufen. Kein leichtes Unterfangen in den Zeiten der Pandemie. Unterhalb der 3. Liga wurde lediglich der Spielbetrieb in den Regionalligen West und Südwest aufrechterhalten. In den anderen drei Regionalligen wurde die Saison unterbrochen. Ebenso nicht weiter gespielte wurde in den Wettbewerben um die jeweiligen Landespokale und darin liegt das Problem.

BAK 07 unmittelbar vor dem Spiel Foto: © Foto/BU: Hans-Peter Becker, Aufnahme: Berlin, 30.5.2021

Der Berliner Fußballverband entschied sich zu folgender Lösung: „Aufgrund der Corona-Pandemie und des im Land Berlin weiterhin nicht erlaubten Spielbetriebes war der Berliner Fußball-Verband gezwungen, mit den 32 im Wettbewerb verbliebenen Pokalmannschaften eine Lösung zur Beendigung der Pokalsaison 2020/21 zu finden. Nach zwei Gesprächsrunden entschied sich die Mehrheit der Pokalteilnehmer für eine sportliche Beendigung mit den fünf noch im Pokal befindlichen Regionalligisten, weil diese sich in einem genehmigten Trainingsbetrieb befanden. Gleichzeitig soll der Gewinner des AOK-Landespokals 50 Prozent der DFB-Ausschüttung zur Teilnahme an der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde an die verbleibenden Teilnehmer ausschütten. Diesem Vorschlag folgten 30 von 32 Mannschaften und erklärten dieses dem Berliner Fußball-Verband mit einer schriftlichen Verzichtserklärung. Daraufhin hat der Beirat des BFV mit einer Dreiviertelmehrheit den Spielausschuss mit einer Änderung in der Spielordnung ermächtigt, den Pokalmodus aufgrund der Corona-Pandemie einmalig für die Saison 2020/21 anzupassen.“

© Foto/BU: Hans-Peter Becker, Aufnahme: Berlin, 30.5.2021

Der sich ausgeschlossen fühlende Berliner-Oberligist Blau-Weiß 90 hat dagegen Einspruch eingelegt. „Im Rahmen des Pokalwettbewerbs der Amateure, die Amateure auszuschließen, verhöhnt die Vereine und widerspricht dem Geist des Wettbewerbs.“ In der ersten Instanz hat das Sportgericht den Einspruch zurückgewiesen. Die Rechtsauffassung des Berliner Fußballverbandes wurde dadurch allerdings nicht bestätigt. Die Zurückweisung erfolgte wegen eines Formfehlers. Eine endgültige Entscheidung über die Rechtmäßigkeit des Vorgehens wird das Verbandsgericht im Laufe Monats Juni 2021 treffen.

Diese längere Vorrede muss dem Spielbericht leider vorausgeschickt werden.

Fünf Regionalligisten kamen nach dem Beschluss für das Finale in Frage. Zunächst eliminierte der zukünftige Drittligist Viktoria im eigenen Stadion in Lichterfelde Tennis Borussia, um dann im Halbfinale überraschend am BFC Dynamo klar und deutlich mit 0:3 zu scheitern. Im zweiten Halbfinale setzte sich der BAK mit 4:0 gegen die VSG Altglienicke durch. Die Finalpaarung war einigermaßen überraschend.

Bei allerbesten Fußball-Wetter pfiff pünktlich um 13:00 Uhr Schiedsrichter Matthias Alm das Finale an. Der RBB übertrug live. Trotzdem hatten sich etwa 50 Fans des BFC entschlossen vor dem Stadion in der Waldschulallee ihre Mannschaft zu unterstützen. Unter den akkreditierten Journalisten auf den Holzbänken der 1930 errichteten Tribüne waren auch der exzellente Kenner des BFC Dynamo, der Schriftsteller Frank Willmann und der Fußball-Philosoph Christoph Biermann.

© Foto/BU: Hans-Peter Becker, Aufnahme: Berlin, 30.5.2021

Nach etwa 15 Minuten Spielzeit machte sich der Dynamo-Anhang bemerkbar, „Hurra, Hurra der BFC“ ist da. Auf dem Rasen hielten beide ihr von den Trainern verordnete taktische Disziplin. Die Kondition war bei den größtenteils unter professionellen Bedingungen arbeitenden Akteuren gut. Fehler gravierenderer Art kamen nicht vor. Der BAK mit einer jungen, technisch begabten Mannschaft hatte leichte Vorteile. In der 43. Minute dann doch ein kleiner Aufreger. BAK`s Ugur Tezel sah für ein Foul zunächst gelb und als er sich dafür mit Beifall beim Schiedsrichter bedankte, war für ihn das Finale beendet. Tezel stammt aus dem Hertha-Nachwuchs, hat mit seinen inzwischen 24 Jahren eigentlich genug Erfahrung, um solche Mätzchen zu unterlassen.

BAK Trainer Andre Meyer ließ seine Mannschaft in einem 3-4-3 System spielen. Nach dem Platzverweis musste er reagieren und brachte mit Beginn der zweiten Halbzeit mit Ahmad Rmieh einen Verteidiger für den rechten Außenstürmer Michael Ulrich. Aus dem 3-4-3 wurde 3-4-2.

Christian Benbennek, wie sein Kollege vom BAK mit der Fußball-Lehrer Lizenz ausgestattet, schickte seine Elf in einem 4-4-2/4-1-4-1 System in das Finale. Kurz nach Wiederanpfiff, in der 49. Minute war es ein Freistoß, getreten von Marvin Kleihus, der vom BFC Kapitän Andreas Pollasch per Kopf ins Tor gelenkt wurde. Erst der Feldverweis kurz vor der Pause und gleich die kalte Dusche hinterher. Es lief nicht gut für den BAK.

Sie kämpften, hatten einige Chancen, dass sie nur noch neun Feldspieler zu Verfügung hatten, war nicht zu bemerken. Der Ausgleich wäre nicht unverdient gewesen. Die Vorentscheidung fiel erst in der 88. Minute. Es war das einzige Missverständnis in der Hintermannschaft in der sich Innenverteidiger Charmaine Häusl eigentlich eine Bestnote verdiente. Nutzen konnte es Matthias Steinborn, der allein auf das leere Tor zulief und letztlich das Spiel entschied.

Das 2:0 für den BFC in der 88. Minute, Matthias Steinborn, Nummer 37 dreht jubelnd ab. Foto: © Foto/BU: Hans-Peter Becker, Aufnahme: Berlin, 30.5.2021

Fast hätte der BFC zu früh gefeiert. In der zweiten Minute der Nachspielzeit bekam der BAK einen Foulelfmeter zugesprochen. Der gefoulte Nader El-Jindaoui verwandelte selbst und es gab hinterher sogar die Chance zum Ausgleich. Es blieb bei dem Ergebnis. Der BFC gewann seinem siebenten Landespokal und hofft nun auf das Losglück und auf Zuschauereinnahmen. Die Prämie vom DFB für die Teilnahme an der 1. Hauptrunde muss ja geteilt werden.

Die Sache hat, wie eingangs erwähnt einen kleinen Haken. Über den Einspruch des Oberligisten muss noch abschließend entschieden werden.

Die Fans vor dem Stadion wurden nicht vergessen. Foto: © Foto/BU: Hans-Peter Becker, Aufnahme:: Berlin, 30.5.2021

Spieldaten

AOK-LANDESPOKAL Finale Saison 2020/21

29.05.2021 13:00 Uhr Mommsenstadion Berlin

BFC Dynamo – BAK 07 2:1(0:0)

Mannschaftsaufstellungen

BFC Dynamo Kevin Sommer – Michael Blum, Niklas Brandt, Philip Schulz, Andreas Pollasch (ab 72. min Marcel Stutter) Chris Reher, Joey Breitfeld, Marvin Kleihs (ab 78. min Erolind Krasniqi) Alexander Siebeck, Andor Bolyki, Matthias Steinborn (ab 90. min Justin Engler) 4-4-2/4-1-4-1 Trainer: Christian Benbennek

Berliner AK 07 Pascal Kühn – Shawn Kauter, Nader El-Jindaoui, Yajima Rintaro, Michel Ulrich, Abu-Alfa Ali (ab 63 min Lukas Lämmel) Ugur Tezel (ab 46. min Ahmad Rmieh) Fiorijon Belegu (ab 89. min Ben Florian Meyer) Philip Fontein (ab 83. min Emre Aslan) Justin Gerlach, Charmaine Häusl 3-4-3/3-4-2 Trainer: Andre Meyer

Tore

1:0 49. min Andreas Pollasch (Marvin Kleihs)

2:0 88. min Matthias Steinborn

2:1 90+2 min Nader El-Jindaoui (Foulelfmeter)

Schiedsrichter: Matthias Alm, Christopher Musik, Nico Liebich Pascal Reisner

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