Kiew, Ukraine (Weltexpress). Faschisten und Nationalsozialisten, Rechtsextremisten und Rechtsradikale marschieren heute in der Ukraine auf. Sie ehren Stepan Andrijowytsch Bandera, der heute 110 Jahre alt geworden wäre.
Bandera wurde am 1. Januar 1919 in Staryj Uhryniw, das damals noch zu Österreich-Ungarn gehörte, aber dann an Großpolen fiel, geboren. Deswegen ist das Dorf Pilgerstätte für Polit-Touristen und zudem bekannt, weil seine Bewohner beim Chemnyzkyj-Aufstand mitmischten, als die Kosaken vom Land hinter den Stromschnellen (Russisch Saporoschschje) gegen Polen-Litauen losschlugen. Diese Kosaken war in ihrem Staat, der auch Kosakenstaat genannt wurde, frei Bauern und keine wie sonst üblich Leibeigenen und solche, die der Zwangskatholisierung entkommen konnten und entsprechend Widerstand gegen allerlei Pfaffen leisteten. Sie wehrten sich aber nicht nur gegen Polen-Litauen und das Russische Kaiserreich, sondern auch gegen die Muselmanen, Türken aus dem Osmanischen Reich.
Staryj Uhryniw ist für allerlei Kämpfer also doppelt bedeutend, so ähnlich wie Bandera doppelt Verrat begann. Bandera kämpfte zu seiner Zeit sowohl gegen die Wehrmacht als auch gegen die Rote Armee. Und irgendwie kämpfte er aus Sicht vieler auch für alle beide, also für die Wehrmacht und für die Rote Armee.
Bandera gilt als Mann der „Ukrainischen Aufständischen Armee“, die aus der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) entstand und für viele Kriegsverbrechen, Morde und Massaker auch an Juden verantwortlich war, weswegen Bandera für vielen Russen nicht nur in der Russischen Föderation und im Osten der Ukraine ein Kriegsverbrecher, Terrorist, Faschist, Antisemit und NS-Kollaborateur ist.
Nach dem Großen Vaterländischen Krieg musste Bandera 1946 ins Exil. Er floh nach München, wo er 1959 von Agenten des KGB ermordet wurde.
Nach dem Regimechange, dem von den Vereinigten Staaten von Amerika durchgeführten Putsch in Kiew wurden Bandera-Bilder in Rathäusern aufgebaut, Bandera-Statuen wurden in Städten und Dörfern aufgestellt. Der Bezug auf Bandera wurde so weit getrieben, dass es der Faschist und Terrorist sogar auf Münzen und Briefmarken schaffte.
Im vergangenen Jahr stimmte die Mehrheit der Abgeordneten im ukrainischen Parlament für die geschichtlich höchst umstrittene nationalistische Grußformelder der OUN, die für Armee und Polizei eingeführt wurde und Soldaten und Polizisten verpflichtet, so und nicht anders zu grüßen. Künftig heißt es: „Ruhm der Ukraine – Den Helden Ruhm“! Siehe hierzu auch den Beitrag Soldaten und Polizisten in der Ukraine müssen künftig mit „Ruhm der Ukraine – Den Helden Ruhm“ grüßen von Paul Puma.
Schlimmer noch, in der Werchowna Rada wurde beschlossen, den 110. Geburtstag des Ideologen groß zu feiern und den 1. Januar zum Nationalfeiertag zu machen.
Folglich zogen am heutigen Abend Tausende Faschisten und Nationalsozialisten, Rechtsextremisten und Rechtsradikale mit Fackeln durch Kiew.
Der Regionalrat des Gebiets Lemberg (Ukrainisch Lwiw) erklärte Anfang Dezember 2018 das Jahr 2019 zum Stepan-Bandera-Jahr. Der Bandera-Spuk geht nicht nur weiter, er wird schlimmer.
Wie das jüdische Wochenmagazin „Tachles“ (28.12.2018) mitteilt, habe das „Proteste in Israel auslöste. Tarik Youssef Cyril Amar, der ehemalige akademische Direktor des Zentrums für urbane Geschichte von Ost-Zentraleuropa in Lviv … diese Woche eine ihm von der Stadt erteilte Auszeichnung retourniert.“