Nicht selten allerdings ist damit ein „name dropping“ verbunden, bei dem sich Medien – Print, Hörfunk oder TV – mit Namen bekannter Akteure schmücken und so ihre Bedeutsamkeit und Kompetenz erhöhen möchten. Natürlich gegen Honorar und auf Kosten, die sich bei den deutschen Gebühren-Anstalten im sechsstelligen Bereich bewegen…
Anders agiert, zumindest im Biathlon, der Free-TV-Sender Eurosport. Denn da hat man keine Berühmtheit mit Status von Weltmeistern und Olympiasiegern als Co-Kommentatorin an der Seite von Siggi Heinrich, Träger des Deutschen Fernsehpreises. Sondern Katja Beer-Wüstenfeld.
Etliche Jahre mit der deutschen Nationalmannschaft im Weltcup zugange. Drei Mal (1998, 2002, 2006) bei Olympischen Spielen dabei – allerdings ohne einen Wettkampfeinsatz und daher ohne Medaille. Sieben Mal Europameisterin, was im Biathlon kaum registriert wird, mehrfache WM-Teilnehmerin sowie nationale Meisterin. Insidern mit ihrem Pech in Erinnerung, als ihr in der internen Ausscheidung für die Spiele 2002 in Salt Lake City im Duell mit Martina Zellner der Schlagbolzen des Gewehres brach und sie in Tränen ausbrach…
Ähnlich war ihre seelische Verfassung, als ihr Frauen-Bundestrainer Uwe Müssiggang nach Olympia 2006 in Turin mitteilte, dass er in der Vorbereitung auf die neue Saison auf die jüngeren Magdalena Neuner und Kathrin Hitzer und nicht auf die 29-jährige Zinnwalderin Beer setze. „Ich hätte noch versuchen können, ohne Teilnahme an den Trainingslagern der Nationalmannschaft mich für den Weltcup zu qualifizieren. Aber das schien mir fast aussichtslos.“
Also schrieb sich die Tochter des Alt-Biathlonisten Manfred Beer, Schwester Romy war auch in diesem Metier aktiv, als Direkt-Studentin an der Uni Dresden ein. Das BWL-Studium schloss sie 2010 erfolgreich ab.
Bei Rhetorik-Seminaren, die Heinrich gratis mit den Biathleten abhielt, hatten sich Beer/Heinrich kennengelernt. Als die kleine Sächsin Knall und Fall ihre Karriere beendete, hatte der deutsche Generalsekretär des Weltverbandes IBU, Peter Baier, bei Eurosport mal nachgefragt, ob man man sie nicht als Nachfolgerin für den elffachen Weltmeister Frank Luck als Eurosport-Expertin einsetzen könne. "Unsere Co-Kommentatoren suchen wir uns noch selbst aus", hatte Heinrich zunächst gegrantelt. Und sich später doch für die schlagfertige und kommunikationsfreudige Sächsin (verständigt sich außer "auf Deutsch und Sächsisch auch auf Englisch, Französisch, Norwegisch, Russisch, Italienisch") entschieden. Und so ist Katja Beer-Wüstenfeld seit dem Winter 2006/2007 ergänzende, korrigierende und widersprechende Partnerin des Oberbayern Heinrich.
Der Nebenjob – hauptberuflich ist sie Zollbeamtin (zuständig für Internet/Medienmanagement) an der Dienststelle in Dresden und tägliche Bahn-Pendlerin dahin von Leipzig aus – macht ihr Spaß, "weil Heinrich mit dem Herzen beim Sport und den Sportlern dabei ist und unwahrscheinlich akribisch arbeitet. Und ich so die Möglichkeit habe, bei Biathlon-Topereignissen dabei zu sein und Bekannte und Weggefährten wiederzusehen."
Daher hat sie sich auch besonders über die WM-Silbermedaille im Einzel von Andrea Henkel gefreut, die mit 35 nur ein Jahr jünger als sie selbst ist und nach den olympischen Rennen 2014 in Sotschi das Gewehr an den Nagel hängen wird. Das unbefriedigende Abschneiden der deutschen WM-Mannschaft hat auch Katja Beer-Wüstenfeld überrascht. Sie meint, das sei eine Folge von Versäumnissen und Fehlern in der Personalpolitik.
Privat ist sie seit 2010 mit dem Ex-Biathleten und heutigen Mediziner/Kardiologen Jan Wüstenfeld verheiratet und nennt sich laut Ausweis nurmehr Wüstenfeld. Beide wohnen in Leipzig, haben einen eineinhalbjährigen Sohn, dessen Betreuung beiden obliegt: "Eltern von uns beiden sind leider hier nicht in der Nähe."