Am vergangenen Sonntag absolvierte die im mecklenburgischen Ostsseebad Kühlungsborn geborene Spielerin gegen den VfL Sindelfingen als Jubilarin ihr 100. Bundesligaspiel im Trikot des FF USV Jena. Silke U. Winkler, Sportjournalistin, WELTEXPRESS-Autorin und Preisträgerin des Rundfunkpreises Mitteldeutschland 2009, interviewte die "große" kleine Spielmacherin nach dem Spiel:
Susann, dein 100. Ligaeinsatz endete mit einem 2:0-Sieg deines Teams. Warst du zufrieden mit dem Jubiläumsspiel?
Mit dem Sieg und den drei Punkten bin ich zufrieden. Allerdings nicht ganz mit unserer Leistung. Wir sind sehr fahrlässig mit unseren Chancen umgegangen und haben es am Ende unnötig spannend gemacht.
Kannst du dich noch an deinen 1. Bundesligaauftritt erinnern?
Mein 1. Bundesligaspiel war im Universitätssportzentrum gegen den Hamburger SV. Leider haben wir damals unsere gute Leistung nicht belohnen können – wir haben 3:2 verloren.
War das für dich als damals 17–jährige etwas Besonderes und wie gelang die Umstellung nach dem Wechsel aus dem hohen Norden aus der Regionalliga nach Thüringen ins Oberhaus?
Ich hätte nicht gedacht, dass ich mit 17 Jahren im Bundesligateam so schnell Fuß fassen kann. Der Sprung von der Regionalliga in die Bundesliga war anfangs enorm, das Niveau ein ganz anderes. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Man hat das Ziel Bundesliga vor Augen und da tut man dann schon einiges dafür.
Wie siehst du deine Entwicklung seitdem, was lief gut, was weniger? Gab es irgendwann einen Punkt, an dem dir der Fußball bzw. die Anforderungen in Liga Eins zuviel wurden?
Ich denke, dass ich ganz zufrieden sein kann. Ich war unter allen Trainern Stammspielerin und habe im zentralen Mittelfeld meine Position gefunden. Dass ich immer mal wieder mit kleineren Verletzungen zu kämpfen hatte und dadurch nicht immer 100 Prozent fit war, ärgert mich schon ein wenig. Sicherlich gibt es Tage, an denen man nicht zum Training möchte, weil man gerade viel Stress in der Schule oder an der Uni hat und einfach mal relaxen möchte. Aber ich kann mein Hobby, welches mir so viel Spaß macht, auf hohem Niveau ausüben und daran erinnere ich mich dann in solchen Momenten.
Essens Cheftrainer Markus Högner lobte dich letztens als „sehr wichtige Führungsspielerin in Jenas Reihen“. Siehst du dich auch in dieser Rolle?
Ich selbst habe auch den Anspruch, eine Führungsspielerin zu sein. Gerade auf meiner zentralen Position ist das enorm wichtig. Aber auch außerhalb des Platzes versuche ich vor allem den jungen Spielerinnen zu helfen. Da muss man hineinwachsen, aber mittlerweile klappt das ganz gut.
Rechnest du auf Grund deiner konstant guten Leistungen vielleicht auch mal mit einer Einladung zur Nationalmannschaft?
Mit der Nationalmannschaft beschäftige ich mich gar nicht. Einfach weil ich glaube, da keine Chance zu haben. Nach Jena wird generell selten geschaut. Ich konzentriere mich nur auf den Verein.
Auf dem Platz wirkt Susann Utes „unscheinbar“. Sie spielt äußerst effektiv, ist sich für nichts zu schade, ist aber dennoch eher unauffällig. Entspricht das deinem Wesen oder bist du abseits des Platzes eine völlig andere?
Ich denke, dass das auch abseits des Platzes ganz gut zutrifft. Ich bin eher die ruhigere Person. Aber ab und zu komm ich dann doch mal aus mir heraus – wie auf dem Spielfeld eben.
Wie lenkst du dich vom Fußballstress ab?
Meistens kommt da noch Uni-Stress hinzu. Einfach auf der Couch liegen und TV schauen tut schon mal ganz gut.
Du gehörst mit deinen gerade mal 22 Jahren zu den erfahrensten Spielerinnen in der Mannschaft. Suchen junge und vielleicht auch ältere Mitspielerinnen deshalb deinen Rat?
Ja, das kommt schon vor. Vor allem mit den Jüngeren ist es wichtig zu reden. Sie müssen wissen, woran sie sind. Ich versuche, meine Erfahrung mit einzubringen und so zu helfen.
Diese bisherige Saison habt ihr euch überraschend gut präsentiert. Was ist anders als in den Jahren zuvor?
Wir wussten, dass wir vor allem spielerisch, aber ebenso konditionell und körperlich einen Schritt nach vorne gemacht haben. Dass es im Endeffekt so gut läuft, war nicht unbedingt zu erwarten, ist aber umso schöner. Auch das Denken hat sich geändert – wir wollen in jedem Spiel Punkte holen, ganz egal, ob der Gegner Frankfurt oder Sindelfingen heißt.
Susann Utes und Jena. Ist das eine besondere Verbindung? Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus, sportlich wie beruflich/privat?
Ich möchte hier mein Studium beenden, möglichst im kommenden Sommer. Dann läuft auch mein Vertrag aus. Ich fühle mich in Jena wohl, aber am Ende muss immer das Gesamtpaket stimmen.