Weiten Einwurf direkt verlängert
Bislang war bei Deutschlands Nationalelf mit fünf Siegen aus fünf Spielen und 40:0 Toren alles wie am Schnürchen gelaufen, diesmal traf die Neid Elf auf den Tabellenzweiten der Qualifaktionsgruppe. Die Irinnen zeigten eine exzellente Spielauffassung, gefährliche Standards und einen starken Mannschaftsverbund. Sie begannen von Anfang an forsch und schockten die deutschen Frauen bereits in der zweiten Minute, als Innenverteidigerin Louise Quinn einen weiten Einwurf von Megan Campbell aus halblinker Position unhaltbar für Torhüterin Nadine Angerer zur 1:0 Führung ins lange Eck verlängerte.
Bis aus Äußerste gefordert
Bei den Videoanalysen im Trainingslager der deutschen Équipe waren diese Weitwürfe besprochen und behandelt worden. Überraschend war es, dass Angerer und Co. gegen die Einwurfartistik keinen Plan dazu finden konnte. Es war der erste Gegentreffer in der laufenden Qualifikation. Dreieinhalb Wochen nach dem Triumph beim Algarve Cup wurde die deutsche Nationalmannschaft von den selbstbewußten Irinnen bis aufs Äußerste gefordert. Das frühe Forechecking der Mannschaft der irischen Cheftrainerin Susan Ronan ließ die Europameisterinnen nicht ins Spiel kommen. Der 30.te der FIFA/Cola Weltrangliste war dem zweiten Tor näher als die Europameisterinnen. Weltfußballerin Nadine Angerer, die wieder im Tor des Europameisters stand, klärte (14.) vor der allein auf das Tor zulaufenden Denise O’Sullivan.
Viele Fehlpässe und Ungenauigkeiten
Die Spielerinnen von Bundestrainerin Silvia Neid konnten in der ersten Hälfte zu keinem Zeitpunkt überzeugen. Die erste Offensivaktion des deutschen Team ließ bis zur 17. Minute auf sich warten, als Simone Laudehr nach Zuspiel von Dzsenifer Marozsan zu weit nach außen getragen wurde. Viele Fehlpässe und Ungenauigkeiten durchzogen das deutsche Spiel. Eine Direktabnahme der Wolfsburgerin Lena Goeßling (19.) brachte das Tor von Emma Byrne, die jüngst mit ihrer Vereinsmannschaft Arsenal Ladies FC gegen Birmingham City Ladies aus der Champions League ausschied, nicht in Gefahr, denn eine Hereingabe von Simone Laudehr (33.) nach feinem Solo fand keine Abnehmerin.
Auf dem Weg zum Ticket nach Kanada erste wirkliche Prüfung
Nicht von ungefähr kamen die Warnungen von Silvia Neid vor dem Anpfiff. "Das ist ein Gegner, den wir sehr ernst nehmen, wir müssen erneut konzentriert in dieses Spiel gehen und versuchen, unsere Bestleistung abzurufen." Die Irinnen waren bisher in ihrer Gruppe bisher in drei Spielen ungeschlagen und holten bis dato sieben Punkte. Auf dem Weg zum Ticket für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2015 in Kanada war das Spiel in Dublin die erste wirkliche Prüfung der Neid Elf, die durchaus hätte scheitern können. Die knapp 2.000 Zuschauer im Dubliner Tallaght Stadium (irisch: Staid Thamhlachta) kamen in der spannungsgeladenen Partie voll auf ihre Kosten. Der böige Wind tat sein weiteres, die hohen Bälle schienen kaum kalkulierbar.
Gelungenes Comeback von Lotzen
Zur zweiten Halbzeit feierte nach sechsmonatiger Verletzungspause die 20-jährige Münchnerin Lena Lotzen ein gelungenes Comeback. Bundestrainerin Neid wechselte zur Pause die Potsdamerin Tabea Kemme aus und brachte Lena Lotzen. Endlich erspielten sich die deutschen Frauen eine erste Torchance, Anja Mittag zielte aus 14 Metern aber (51.) zu hoch. Der Druck der Neid-Elf wurde in der Folge immer größer. Laudehrs Flachschuss strich aber am langen Eck vorbei (57.). Die Frankfurterin Melanie Behringer wechselte Neid danach gegen die (59.) 19-jährige Melanie Leupolz aus – ein Schachzug, der am Ende das Spiel entschied. Beide "Melanie ´s" werden in der kommenden Saison zu den FC Bayern Frauen nach München wechseln.
Erneut führt langer Einwurf zum Tor
Dann hatte Mittag freistehend den Ausgleich auf dem Fuß, ihr Lob über Torfrau Byrne geriet aber zu kurz (60.). So musste ein Elfmeter herhalten. Irlands 1:0 Torschützin Quinn schien Mittag im Strafraum zu Fall zu bringen. Videoanalysen ergaben aber, dass der Elfmeter völlig unberechtigt war. Anja Mittag hatte mit einer klassischen Schwalbe die Schiedsrichterin hinters Licht geführt. Simone Laudehr verwandelte sicher zum 1:1 (65.). Doch zwingend wurden die deutschen Angriffe trotz deutlicher Überlegenheit nicht. Die Anspiele in die Spitze blieben ungenau, zu selten wurde zudem in aussichtsreicher Position der Abschluss gesucht. In den letzten sechs Minuten überschlugen sich dann die Ereignisse. Zunächst brachte Lotzen die Favoritinnen im Nachsetzen sechs Minuten vor dem Abpfiff in Führung (84.) nach einer Flanke von Bianca Schmidt. Streng genommen war der Treffer irregulär, da Lotzen die irische Torfrau im 5-Meter-Raum behinderte. Nach geschenktem Elfmeter und nicht geahndetem Foul wurde sonnenklar, dass das Team von Irland an diesem Tag die bessere, aber leider die glücklosere Mannschaft gewesen ist.
Torfestival in der Schlussphase
Die fidelen, kampfstarken Irinnen ließen sich nicht entmutigen. Die zuvor eingewechselte (81.) Stephanie Roche schlug erneut nach einem langen artistisch anmutenden Einwurf von Spezialistin Megan Campbell zurück. Sie netzte nach raffinierter Wurfvorlage im Zentrum der deutschen Abwehr aus kurzer Distanz ()89.) zum 2:2 Unentschieden ein. Torhütern Nadine Angerer war bei diesem direkten Spielzug machtlos, da die mittlerweile eingewechselte Alexandra Popp nicht dazwischenging. Beim letztlich entscheidenden Siegtor stand in Minute Eins der Verlängerung das Glück Pate, als sich eine Flanke von Leupolz vom böigen Winde verweht über die verduzte Torfrau Emma Byrne ins Tor senkte (90.+1 ). So ein kurioses Tor sah man schon lange nicht mehr.
Bei allem Glück ein wenig Selbstkritik
„Es war viel Glück dabei. Das war eigentlich kein richtiger Torschuss. Aber der Ball ist glücklicherweise ins Tor gegangen", erklärte Leupolz nur wenige Augenblicke später. Mit dem Auftritt der DFB-Frauen ging die Siegtorschützin zudem kritisch ins Gericht: „Das war ein ganz schlechtes Spiel von uns."
Mit 18 Punkten unangefochten an der Spitze
Absoluter und unverdienter Dusel für Deutschland, extremes Pech für Irland trotz perfektem Spiel keinen einzigen Punkt zu ergattern, eine fassungslose irische Gunners Torfrau Emma Byrne. Auf das Gespann Neid/Ballweg kommt in den nächsten Wochen sehr viel Arbeit zu, um den Nationalspielerinnen den Ernst der Lage klar zu machen. Auch die diffizile Koordinationsarbeit zwischen den jeweiligen Heimtrainern und dem DFB Team gehört auf den Prüfstand. Schröders Warnschuss kam zur rechten Zeit. Die Punktebilanz der deutschen Frauen-Fußball-Nationalmannschaft bleibt weiterhin makellos. Der Tabellenführer der Gruppe 1 steht trotz zwei Gegentoren der irischen Auswakl jetzt mit 18:0 Punkten unangefochten an der Spitze und ist durch den direkten Sieg über den Zweiten der Gruppe so gut wie am Ziel zum Gruppensieg. Das nächste WM-Qualifikationsspiel gegen Slowenien bestreiten die DFB-Frauen bereits am kommenden Donnerstag, 10. April 2014, um 18.00 Uhr in Mannheim. Dort werden die deutschen Auswahlspielerinnen beweisen können, dass sie sich besser als im schwachen Spiel gegen Irland anstellen werden. Die ARD überträgt live.
So spielten sie im Tallaght Stadium in Dublin:
Irland gegen Deutschland 2:3 (1:0)
Irland: Byrne – De Burca, Quinn, Campbell, Perry – Gorman (85. Caldwell), Smyth (58. Grant), D. O ´Sullivan – Russell, F. O ´Sullivan (81. Roche), O ´Gorman – Trainerin Susan Ronan
Deutschland: Angerer – Schmidt, Krahn, Henning, Kemme (46. Lotzen) – Keßler (70. Popp), Goeßling – Laudehr, Marozsan, Behringer (59. Leupolz) – Mittag – Trainerin Silvia Neid
Tore: 1:0 Quinn (2.), 1:1 Laudehr (65., Foulelfmeter), 1:2 Lotzen (84.), 2:2 Roche (89.), 2:3 Leupolz (90. +1)
Schiedsrichterin Carina Vitulano (Italien)
Gelbe Karte: Byrne, De Burca – Leupolz
Zuschauer: 2.000