Entfesselte Eintracht in einer Angriffsschlacht – Frankfurt schenkt Schalke 04 unfreiwillig ein torloses 0:0

Bei mit 51 500 Zuschauern ausverkauftem Haus, spürte man eine große Zuversicht. Auf beiden Seiten und auch bei den jeweiligen Fans, von denen naturgemäß im eigenen Haus mehr von der Eintracht tönten, wo aber Weiß Blau durchaus sichtbar und hörbar war, am Anfang. Da nämlich gingen alle von einem spannenden Spiel und zwei Gewinnern aus. Die Schalker in der Bundesliga weit unten, hatten gerade mit 3:1 in Tel Aviv in der Champions League ihr Renommee aufgebessert und spürten Aufwind, eine Situation, die die Eintracht schon in den letzten Spielen beflügelte. Beide Mannschaften also auf dem aufsteigenden Ast. Wer fällt runter, war die Frage.

Vom Spielerischen her ein Gewinn für die Eintracht, aber das zählt im Fußball nicht, da zählen die nicht geschossenen Tore auch nicht, sondern nur die, die im Netz landen. Und das von Theofanis Gekas in der 76. Minute war abseits. Die Gelsenkirchener begannen munter und hatten die ersten Minuten für sich, da begann nämlich auf Eintrachtseite das alte Spiel, das sich trotz der vielen Torschüssen auch durch die zweite Halbzeit schleppte: das ewige Zurückspielen. In der 5. Minute wie auch in der 8. , wie vor allem in der 33. Minute vertrödelten die Eintrachtler Zeit und Gelegenheit und spielten dafür emsig zurück in die eigenen Reihen. Das ist nur ein Beispiel für das retardierende Moment, das im Eintrachtspiel liegt, selbst dann, wenn sie insgesamt nach vorne ausgerichtet sind. Dadurch sind die Spieler insgesamt zu langsam und ihre Spielzüge überschaubar für den Gegner.

Bald war es auch in der ersten Halbzeit mit dem Aufmucken von Schalke vorbei und die prominenten Spieler Raúl und Huntelaar hatten es nur je einmal mit einem Torschuß versucht. Von Beginn der ersten Halbzeit an, sah man dann eine entschlossene Eintracht, die auf das Schalker Tor zurannte. Es wurde gezielt über die Flügel gespielt, wobei insbesondere die rechte Seite mit Patrick Ochs, unterstützt von Jung brillierte und Wucht erzielte. Manchmal konnte man bei den vielen vergeblichen Torschüssen den Eindruck gewinnen, daß Tempo und Wucht die Präzision beim Schuß selbst verhinderten. So war es in der 47. Minute Franz, in der 53. Meier, derselbe in der 56. Minute, Altintop in der 68., der unermüdliche Meier in der 71., Gekas` Abseits in der 76. Minute, übrigens ein besonders schönes Tor nach blitzsauberer Vorlage, dem der erfolglose Schuß ebenfalls von Gekas in der 81. Minute folgte. Oft kam man beim Notieren der Spieler und der Torschüsse (80., 72. und 76. Minute) kaum mit.

Daß die Zuschauer nicht völlig deprimiert nach Hause gingen, denn die miterlebte Situation war unglaublich, daß da ein Tor unentwegt berannt wird, aber nichts passiert, daß diese also nicht deprimiert nach Hause gingen, lag mindestens an zweierlei. Erstens hatten alle ein richtig spannendes Spiel gesehen und eine entfesseltet Eintracht, die mit mutig und verwegen sich eine ganze Halbzeit in der gegnerischen Halbzeit aufhielt und dabei immer wieder richtig raffinierte Spielzüge wagte. Zweitens gab es in der 76. und der 89. Minute mindestens zweimal eine Kontersituation, woraus klar wurde, daß dieses für die Eintracht so überlegene Spiel auch von den Schalker gewonnen hätte werden können. Darum nahmen die meisten das Unentschieden dann doch in Kauf, weil es noch schlimmer hätte ausgehen können.

Die Trainer bestätigten anschließend das, was jeder gesehen hatte. Müde und motivationslose Spieler bei Schalke 04, die über den einen Punkt froh sein durften. Felix Magath nannte sich und den Spielverlauf deshalb auch glücklich. Und Michael Skibbe war anzumerken, daß er letzten Endes keine Erklärung hatte, weshalb seine so überlegene Mannschaft – „Heute war es eine Leistung, auf die wir stolz sein dürfen! – zu keinem Tor kam, obwohl dieses Spiel zu den besten zählt, die unter seiner Ägide die Eintracht je ablieferte. Die Schalker bleiben übrigens in Frankfurt, wo sie am Dienstag im Pokal gegen den FSV Frankfurt, 2. Liga, antreten. Denn nur im DFB Pokal sehen sie für sich noch eine Chance international weiter mitspielen zu können. Dieses Spiel ist am Dienstag in Frankfurt, dem sich am Mittwoch das der Eintracht gegen den Hamburger SV anschließt. Fußballwoche in Frankfurt am Main.

***

www.eintracht.de

Vorheriger ArtikelThron aus Blut: Orson Welles „Macbeth“ in ungekürzter Pracht auf DVD – Serie: Belletristische Filmkunst in der Arthouse-DVD-Box „Arthouse Collection Literatur II“
Nächster Artikel44 Archivalien wurden jetzt noch aus der Unglückstelle des einstürzten Stadtarchivs Köln gefunden – Wertvolle Historienstücke